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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Flammen. Rauch erfüllte die Luft.
Der Knabe und das Pferd waren gezwungen, immer weiter zurückzuweichen.
    Bald fingen die beiden nächsten Bäume Feuer.
Alec wußte, daß sich der Brand nicht viel weiter ausbreiten konnte — die
unfruchtbare, öde Insel bot ihm zuwenig Nahrung. Jetzt schlugen die Flammen
hoch in die Luft. Alec vermochte nichts zu tun. Das einzige, was er wirklich
brauchte — seine Schutzhütte — , war hin. Und Holz war nicht mehr vorhanden.
    Der Brand tobte lange, ehe er sich zu legen
begann. Dann ließ auch der Wind nach. Alec setzte sich bei der Quelle nieder
und beobachtete die erlöschenden Flammen, bis die ersten Streifen der
Morgendämmerung am Himmel erschienen. Er blinzelte mit den raucherfüllten Augen
und knirschte mit den Zähnen — er wollte sich nicht unterkriegen lassen! Wenn
sich keine Möglichkeit fand, eine neue Schutzhütte zu errichten, dann wollte er
eben in Zukunft wie Blitz im Freien schlafen. Das Pferd würde ihn wenigstens
etwas wärmen.
    Entschlossen machte er sich auf den Weg zum
Strand. Vielleicht war während der Nacht etwas Treibholz angeschwemmt worden.
Blitz trabte ihm voraus. Auf einmal sah Alec, daß der Hengst sich schnaubend bäumte,
als er auf dem Gipfel des Hügels angelangt war, dann kehrtmachte und
herabgaloppierte. Alec lief vorwärts. Vom Gipfel des Hügels blickte er
hinunter. Unter ihm, etwa vierhundert Meter von der Insel entfernt, ankerte ein
Schiff.
    Er vernahm Stimmen. Er sah fünf Männer, die ein
Ruderboot auf den Strand zogen. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
Unfähig, einen Ruf auszustoßen, rannte er hinab.
    »Sieh da, Pat! Du hattest recht, es ist wirklich
jemand auf der Insel«, hörte er einen der Männer einem andern zurufen.
    Der andere antwortete mit ausgeprägtem irischem
Tonfall: »Klar, daran zweifelte ich nicht, als das Feuer zum Himmel
emporloderte!«
     
     
     
    FÜNFTES KAPITEL

Die
Rettung
     
    Vor Alecs Augen verwischte sich alles; er konnte
nichts sehen. Er stolperte und fiel und sprang wieder auf die Füße. Er lief
weiter. Dann fühlte er sich von starken Armen gehalten.
    »Beim heiligen Patrick«, rief der Mann, der Pat
hieß, »das ist ja ein Junge!« Alec wollte antworten, aber die Worte blieben ihm
in der Kehle stecken, während er in die fünf Augenpaare schaute, die ihn
anstarrten. Endlich fand er seine Stimme wieder. »Wir sind gerettet!« schrie
er. »Wir sind gerettet, Blitz, wir sind gerettet!«
    Die Seeleute betrachteten ihn — er bot wirklich
einen seltsamen Anblick. Seine roten Haare waren lang und zerzaust, Gesicht und
Körper so braun, daß sie ihn für einen Eingeborenen gehalten hätten, wenn seine
Kleiderfetzen nicht hellere Hautstellen enthüllt hätten.
    Einer der Männer trat vor. Aus seiner Uniform
war zu ersehen, daß er der Kapitän des Schiffes war. »Alles wird gut werden,
Junge«, sagte er und legte den Arm um Alec, um ihn zu beruhigen. »Wir nehmen
dich mit.« Allmählich faßte sich Alec. »Es geht mir jetzt ausgezeichnet, Herr
Kapitän«, stieß er hervor.
    Die Seeleute scharten sich um ihn, und der
Kapitän fragte: »Ist noch jemand mit dir auf der Insel?«
    »Nur Blitz, Herr Kapitän.«
    Die Männer blickten einander an, und dann
erkundigte sich der Kapitän: »Und wer ist Blitz, mein Junge?«
    »Ein Pferd«, erklärte Alec.
    Hierauf erzählte er ihnen alles — von dem
Unwetter und dem Schiffbruch, von den Stunden in der wütenden See, in denen er
sich verzweifelt an den Strick des Hengstes geklammert hatte, von ihrem Kampf
gegen den Hunger auf der Insel, von der Zähmung des Pferdes und dem Feuer, das
in der vergangenen Nacht seine Schutzhütte eingeäschert hatte. Der Schweiß
brach ihm auf der Stirne aus, während er die zwanzig Tage der Mühsal und des
Leidens nach dem Untergang der »Drake« durch seine eigene Schilderung im Geiste
nochmals erlebte.
    Als er geendet hatte, herrschte eine Weile
Schweigen, das schließlich von einem der Männer gebrochen wurde: »Der Junge
redet irre, Herr Kapitän. Er braucht dringend warmes Essen und ein gutes Bett.«
    Alec schaute von einem Gesicht zum andern und
merkte, daß sie ihm nicht glaubten. Zorn erfüllte ihn. Warum mußten sie auch so
einfältig sein? War sein Bericht denn so phantastisch? Er wollte ihnen den
Beweis liefern; er brauchte ja nur Blitz herbeizurufen.
    Er hob die Finger an die Lippen und pfiff.
»Aufgepaßt!« rief er. »Aufgepaßt!« Die Männer standen reglos und lauschten.
Eine Minute verging und noch eine — man

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