Blitz der schwarze Hengst
er, ohne die Augen von
dem Pferd zu nehmen.
Als sie sich vom Ufer entfernten, rief Alec:
»Komm, Blitz, sei brav! Komm!«
Der Hengst tänzelte; Kopf und Schweif waren
gereckt, die Ohren vorgelegt. Er bäumte sich halb und trat dann ins Wasser.
Sogleich war er wieder auf dem Ufer; sein Vorderhuf stampfte in den Sand, daß
die Körner flogen. Die dunklen Augen ließen das Boot nicht los, während es langsam
hinausfuhr. Er lief ein kurzes Stück am Ufer entlang und zurück.
Alec merkte, daß der Hengst in qualvollem Kampf
mit sich selbst lag. Er pfiff. Blitz blieb mitten im Lauf stehen und
antwortete. Sachte glitt das Boot immer weiter weg.
Plötzlich stieg der Hengst auf der Hinterhand
hoch in die Luft und sprang dann ins Wasser. »Komm, Blitz!« rief Alec. »Komm!«
Der Hengst war jetzt bis zu seiner breiten Brust
im Wasser; in der nächsten Sekunde schwamm er und kam rasch auf das Boot zu.
»Rudern Sie bitte zum Schiff, Herr Kapitän«,
sagte Alec.
Das schwarze Haupt erhob sich hinter ihnen aus
dem Wasser, und die dunklen Augen hafteten an Alec, der halb aus dem Boot hing
und dem Hengst immer zurief. Der große, schwarze Körper glitt durchs Wasser;
seine Beine arbeiteten wie Kolben.
Bald gelangten sie zu dem Frachter. Der Kapitän
und drei Männer erklommen das Fallreep; nur Pat blieb bei Alec zurück. »Halte
das Pferd zwei Minuten fest!« rief der Kapitän über die Schulter.
Blitz kam beim Ruderboot an, und es glückte
Alec, ihm die Hand auf den Kopf zu legen. »Brav, brav«, murmelte er stolz.
Die Stimme des Kapitäns ertönte oben vom Deck.
Als Alec aufblickte, sah er, daß man den Frachtkran ausgeschwenkt hatte. An der
Trosse, die gerade herunterkam, hing ein breiter Gurt, mit dem Blitz
hinaufgezogen werden sollte.
Alec beobachtete, daß Blitz die Augen von ihm ab
wandte und die Trosse mit dem Gurt, der über seinem Kopf schwebte, mißtrauisch
betrachtete. Plötzlich schwamm der Hengst vom Boot weg. Alec rief ihn
eindringlich. Blitz näherte sich wieder.
Als der Gurt in Reichweite war, packte ihn Pat;
seine Finger zerrten an den Riemen und Schnallen. »Den Gurt müssen wir ihm
umlegen«, sagte er zu Alec. »Es ist die einzige Möglichkeit, ihn an Bord zu
hieven.« Alec überlegte fieberhaft. Wie sollte er die Aufgabe lösen? Blitz war
jetzt wieder nahe beim Boot und blickte zu ihm herüber. Wenn er nur dicht an
ihn heran könnte... »Lassen Sie mich den Gurt nehmen, Pat«, bat er. »Und man
soll mehr Leine ausstecken.«
Pat reichte ihm den Gurt und gab die Anweisung
nach oben weiter. »Was hast du vor?« fragte er.
Aber Alec schien ihn nicht zu hören. Mit festem
Griff faßte er die Gurtriemen. Soweit wären wir schon, sagte er sich. Er
kletterte über Bord und ließ sich ins Wasser hinunter. Pat fand vor Verwunderung
keine Worte. Alec schwamm ein paar Meter auf Blitz zu, und die Trosse streckte
sich hinter ihm; dann hielt er inne und trat Wasser. Er rief leise, und der
Hengst schwamm auf ihn zu.
Er kam auf Armeslänge heran. Alec berührte ihn,
wobei er darauf achtete, seinen Körper von den strampelnden Pferdebeinen
fernzuhalten. Wie konnte er Blitz den Gurt umlegen? Ihm fiel nur eine
Möglichkeit ein, wie es vielleicht ging.
Er ließ sich tiefer ins Wasser sinken; mit der
einen Hand strich er am Hals des Hengstes entlang, mit der andern hielt er die
Gurtriemen fest. Er holte tief Atem und füllte sich die Lungen mit Luft; dann
tauchte er seitwärts und fühlte das Wasser über seinem Kopf zusammenschlagen.
Als es hinunterging, nahm er darauf Bedacht, genügend Tiefe zu gewinnen, um den
Beinen des Pferdes auszuweichen. Er schwamm genau unter den Bauch des Pferdes;
das Wasser wirbelte weiß über seinem Kopf, und er warf einen Blick auf die
schlagenden Hufe. Sobald er auf der anderen Seite war, stieß er sich in die
Höhe; seine Finger schlossen sich immer noch fest um die Riemen, und das
Gurtband schleppte er hinter sich nach.
Als er auftauchte, befand sich der Hengst an der
gleichen Stelle, und seine Augen suchten Alec. Jetzt war der Gurt genau unter
dem Bauch des Pferdes! Alec rief Pat zu, die Trosse zwischen dem Boot und dem
Pferd zu strammen. Jetzt mußte er ihm nur noch den Gurt umbinden, indem er die
Riemen durch die Schnallen auf der anderen Seite zog. Alec schwamm näher zu
Blitz. Er mußte es darauf ankommen lassen, einen Tritt zu erhalten. Er zielte
auf die Mitte des Pferdes. Dann war er neben ihm. Er fühlte das Wasser auf
beiden Seiten wirbeln. Die Trosse war nun straff; sie
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