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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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hörte in der unheimlichen Stille der
Insel nur die Wellen ans Ufer rauschen.
    Dann erklang die Stimme des Kapitäns: »Wir
müssen nun gehen, Junge. Wir sind vom Kurs abgewichen und haben viel Zeit
versäumt.« Benommen wandte Alec die Augen von der Insel zu dem draußen
ankernden Frachter, aus dessen zwei Schornsteinen Rauch aufstieg. Er war viel
größer als die »Drake«.
    Wieder schnitt ihm die Stimme des Kapitäns die Gedanken
ab. »Wir fahren nach Südamerika — Rio de Janeiro ist unser erster Aufenthalt.
Dorthin können wir dich mitnehmen und vom Schiff aus deinen Eltern funken, daß
du am Leben bist.«
    Der Kapitän und Pat nahmen ihn an den Armen; die
andern waren schon beim Ruderboot und bereiteten die Abfahrt vor. Verzweifelt
versuchte Alec zu überlegen. Er sollte die Insel verlassen. Er sollte Blitz
verlassen — Blitz, der ihm das Leben gerettet hatte! Ohne ihn würde der Hengst
verhungern. Er riß sich los und rannte am Ufer entlang.
    Mit offenem Munde blickten ihm die Seeleute
nach, während er den Sandhügel hinaufstolperte. Sie sahen ihn oben anlangen und
die Finger an den Mund heben. Sein Pfiff drang zu ihnen — dann war wieder alles
ruhig. Plötzlich zerriß ein unmenschlicher Laut die Stille, ein wildes,
erschreckendes Wiehern. Verdutzt standen sie da, und die Haare schienen sich
ihnen im Nacken zu sträuben. Dann erschien wie durch Zauberschlag ein riesiger
Rappe, dessen Mähne wie eine Flamme loderte, neben dem Knaben. Das Pferd
wieherte abermals mit hoch erhobenem Kopf und vorgelegten Ohren. Sogar aus der
Entfernung konnten sie sehen, daß es ein gewaltiges Tier war — ein wilder
Hengst, wie der Knabe gesagt hatte.
    Alec schlang die Arme um des Pferdes Hals und
verbarg das Gesicht in der langen Mähne. »Wir gehen zusammen, Blitz, nur
zusammen«, sagte er. Beschwichtigend sprach er dem Hengst zu, um ihn zu
beruhigen. Einige Minuten später stieg er den Hügel hinab, und das Pferd folgte
ihm zögernd. Es bäumte sich, als sie sich den Seeleuten näherten, und seine
Hufe schlugen in die Luft. Die Männer kletterten eiligst ins Boot; nur Pat und
der Kapitän wankten nicht. Gespannt beobachteten sie das Pferd, während es auf
sie zukam. Es wich zurück, und seine dunklen Augen gingen unruhig von Alec zu
der Männergruppe. Alec streichelte den Schwarzen und lockte ihn mit Worten
weiter.
    Ungefähr dreißig Meter entfernt blieb Alec
stehen. »Sie müssen uns beide mitnehmen, Herr Kapitän!« rief er. »Ich kann ihn
nicht zurücklassen!«
    »Er ist zu wild«, lautete die Antwort. »Wir
können ihn nicht mitnehmen, wir würden ja gar nicht mit ihm fertig!«
    »Ich werde mit ihm fertig. Schauen Sie doch!«
    Blitz verhielt sich still; er wandte den Kopf
dem Frachtdampfer zu, als ob er verstünde, worum es sich handelte. Alec streichelte
ihn am Hals. »Er hat mi r zweimal das Leben gerettet, Herr Kapitän. Ich
kann ihn nicht zurücklassen!«
    Der Kapitän drehte sich um und sprach mit den
Männern im Boot. Dann rief er: »Es ist unmöglich, diesen Teufel an Bord zu
bringen!« Er wies auf das Schiff. »Wie willst du ihn dorthin schaffen?«
    »Er kann schwimmen«, antwortete Alec.
    Wieder besprach sich der Kapitän mit seiner
Mannschaft. Als er sich umwandte, lächelte er ein wenig. Er nahm seine Mütze ab
und fuhr sich mit der großen Hand durch den grauen Haarschopf. »Gut, Junge, du
sollst deinen Willen haben«, sagte er; »aber du mußt ihn zum Schiff schaffen.«
    Alec bekam Herzklopfen. Er sah den Hengst an und
sagte: »Komm, Blitz.« Er machte einige Schritte vorwärts. Das Pferd zauderte
und folgte ihm dann. Wieder schritt Alec weiter, langsam kamen sie dem Boot
näher. Auf einmal blieb Blitz mit bebenden Nüstern stehen und bäumte sich.
»Steigen Sie ins Boot, Herr Kapitän«, rief Alec. »Setzen Sie sich in den Bug.
Ich will ins Heck klettern, wenn das Boot im Wasser ist.«
    Der Kapitän befahl seinen Leuten, das Boot ins
Wasser zu stoßen, und kletterte mit Pat hinein. Hierauf warteten sie auf Alec.
    Alec sagte zu Blitz: »Das ist nun unsere große
Gelegenheit, Schwarzer. Laß mich nicht im Stich!« Er merkte, daß das Pferd
nervös war; es hatte Vertrauen zu ihm gefaßt, aber der Instinkt warnte es immer
noch vor den andern Menschen. Beruhigend sprach Alec ihm zu. Langsam ging er
rückwärts. Blitz hob unruhig den Kopf und folgte ihm dann. Als sich der Knabe
dem Boot näherte, blieb der Hengst stehen. Alec ging weiter rückwärts und
kletterte ins Boot. »Rudern Sie bitte langsam«, sagte

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