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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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spannte sich durch die
Luft zum Kran auf dem Dampfer.
    Dem Hengst wurde es offenbar unbehaglich zumute.
Alec legte sich über seinen Rücken und mühte sich damit ab, die Riemen durch
die Schnallen zu ziehen. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durchs Bein, als er
von einem Huf getroffen wurde. Er konnte das Bein nicht mehr bewegen. Minuten
vergingen, während seine Finger wie wild arbeiteten. Endlich waren die Riemen
durchgezogen, und er begann den Gurt anzuziehen. Der Hengst wurde wütend, als
er den Druck des Gurtes spürte. Alec zog stärker. Abermals traf ein Huf sein
Bein; aber er fühlte keinen Schmerz. Er hatte die Riemen jetzt soweit wie
möglich durch die Schnallen gezogen; er vergewisserte sich, daß sie sicher
befestigt waren, und schwamm von Blitz weg. Als er genügend Abstand gewonnen
hatte, gab er den Männern auf dem Frachter ein Zeichen, mit dem Hieven zu
beginnen. Er hörte, daß der Motor des Krans angelassen wurde, und er sah die
Trosse straffer werden. Blitz wurde durchs Wasser gezogen, bis er neben dem
Schiff war; er bleckte die Zähne, seine Augen waren von Haß erfüllt. Dann wurde
er emporgehievt. Langsam erhob sich der riesige Hengst aus dem Wasser; er
schwebte hinauf, und seine Beine schlugen wild aus.
    Alec schwamm zum Ruderboot; das eine Bein hing
schlaff hinter ihm. Als er beim Boot anlangte, lehnte sich Pat übers Dollbord
und half ihm hinein. »Wackerer Bursche«, sagte er.
    Der Schmerz im Bein brachte Alecs Kopf zum
Wirbeln. Ringsum wurde alles schwarz. Er versuchte sich zu wehren, fühlte Pats
kräftigen Arm um sich und wußte im nächsten Augenblick nichts mehr.
     
    Als Alec wieder zu Bewußtsein kam, befand er
sich in einem Bett. Neben ihm saß Pat, der übers ganze Gesicht lächelte, so daß
seine blauen Augen an den Winkeln lauter Fältchen bildeten. »Beim heiligen
Patrick«, sagte er, »ich dachte schon, du würdest nie mehr aufwachen!«
    »Wie spät ist es denn, Pat?« fragte Alec. »Habe
ich lange geschlafen?«
    Pat fuhr sich mit der großen, knochigen Hand
durch das dunkle Haar. »Na, nicht gar so lange, du warst ziemlich müde, mußt du
wissen.« Er machte eine Pause. »Laß mich überlegen. Wir haben dich am
Dienstagmorgen aufgelesen, und jetzt ist’s Mittwochabend.«
    »Herrschaft, das war ein langer Schlaf«, sagte
Alec.
    »Ei, wir haben dich zweimal geweckt, um dir
etwas Suppe einzuflößen; aber daran erinnerst du dich wohl nicht.«
    Alec bewegte sich ein wenig und spürte einen scharfen
Schmerz im Bein. Er schaute Pat an und fragte: »Bin ich schlimm verletzt?«
    »Der Arzt findet’s nicht — die Wunde ging bis
auf den Knochen; aber sie heilt gut. In ein paar Tagen wirst du wieder ganz
gesund sein.«
    »Und Blitz... was ist mit ihm? «
    »Junge, Junge, nie in meinem Leben hätte ich mir
so etwas träumen lassen! Wie er sich gewehrt hat — er hat fast das Deck in
Stücke geschlagen!« Pats blaue Augen blitzten. »Himmel, was für ein Teufel!
Sobald seine Hufe das Deck berührten, legte er los. Wenn er den Gurt nicht
umgehabt hätte, wäre es um uns alle geschehen gewesen. Er raste und schlug aus,
wie ich’s noch nie gesehen habe. Er wollte nicht Stillstehen. Nur du hättest
uns helfen können, Junge. Wir mußten ihn wieder in die Höhe hieven, um seine
Beine außer Gefecht zu setzen. Ich dachte, er wäre verrückt geworden. Sein
Gesicht war entsetzlich anzusehen... und sein Geschrei — bis zu meinem
Todestage werde ich das in den Ohren haben!«
    Pat brach ab und rutschte unbehaglich hin und
her. Dann fuhr er fort: »Als ihm einer der Matrosen zu nahe kam und von einem
Hufschlag getroffen wurde, so daß er bewußtlos zu Boden stürzte, meinten wir,
es bliebe uns nichts andres übrig, als dem schwarzen Teufel die Luft
abzuriegeln. Wir warfen ihm einen Lasso um den Hals und zogen zu, bis ihm die
Puste ausging. Das war bitter für ihn; aber wir wußten uns nicht anders zu
helfen. Als er nur noch schwach strampelte, ließen wir ihn wieder herunter, und
irgendwie glückte es uns, ihn nach unten zu schaffen.«
    Pat atmete tief. »Das war eine Arbeit, Junge!
Nie im Leben möchte ich so etwas noch einmal durchmachen. Wir haben noch andere
Pferde und auch Vieh im Laderaum, und alle fürchten sich vor ihm. Dort unten
ist jetzt ein richtiges Tollhaus, und ich wage gar nicht daran zu denken, was geschehen
wird, wenn der Viechskerl etwa loskommt. Wir haben ihn in die stärkste Box
gesteckt; aber niemand weiß, ob sie standhalten wird.«
    Alec schwieg eine Weile; dann sagte er

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