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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Tempo.
Immer rascher und rascher ging es. Alec hing tief über dem Nacken des Pferdes
und atmete keuchend. Der Hengst sprengte am Strand entlang. Der Wind trieb Alec
die Tränen in die Augen. Auf dem letzten Viertel der Strecke versuchte er, das
Pferd zu zügeln. Er zog an der flatternden Mähne und rief: »Brrr, Blitz, brrr!«
Aber seine Worte wurden vom Winde verweht.
    Rasch näherte sich der Hengst dem Ende des
Strandes, und Alec dachte, der atemberaubende Ritt des vergangenen Tages werde
sich wiederholen. Er riß noch stärker an der Mähne. Auf einmal verlangsamte
sich der Galopp. Alec schlang den einen Arm um den Hals des Hengstes. Blitz
ging in einen schnellen Trab über, der allmählich immer langsamer wurde, bis
Alec das Pferd in der Gewalt hatte. Überglücklich wendete er Blitz und lenkte
ihn über den Sandhügel zur Quelle. Zusammen tranken sie das kühle, erfrischende
Wasser.
    In den folgenden Tagen erlangte Alec immer mehr
Herrschaft über den Hengst. Er konnte ihn zu fast allem bewegen. Die wütende
Wildheit des ungezähmten Pferdes verschwand, wenn es den Knaben sah. Alec ritt
mit Blitz rings um die Insel, galoppierte mit ihm den Strand entlang und
staunte immer wieder über die prachtvolle Gangart und die Geschwindigkeit des Tieres.
Ohne es sich klarzumachen, verbesserte Alec sein Können als Reiter, bis er den
Punkt erreichte, an dem er fast eins mit Blitz war, wenn sie dahinsprengten.
    Eines Abends saß Alec an seinem Lagerfeuer und
starrte in die gierig aufzüngelnden Flammen. Er stützte die Ellenbogen auf die
hochgezogenen Knie und ließ das Kinn in den Händen ruhen. Er war tief in
Gedanken versunken. Die »Drake« war am Samstag, dem fünfzehnten August, von
Bombay abgefahren. Der Schiffbruch hatte sich etwas über zwei Wochen später
ereignet, vielleicht am zweiten September. Auf der Insel befand er sich seit
genau neunzehn Tagen. Demnach mußte jetzt schätzungsweise der einundzwanzigste
September sein. Inzwischen hatten seine Eltern die Nachricht vom Untergang der
»Drake« erhalten; sie hielten ihn sicher für tot! Er ballte die Hände. Er mußte
ganz einfach eine Möglichkeit finden, von hier wegzukommen. Gab es denn
überhaupt eine Insel, an der nie ein Schiff vorbeifuhr? Täglich hatte er auf
dem Gipfel des Sandhügels gestanden und aufs Meer hinausgespäht, von der
verzweifelten Hoffnung erfüllt, einen Dampfer zu sichten.
    Zum erstenmal dachte Alec an die kommende Kälte.
Seit seiner Ankunft hatte auf der Insel eine solche Hitze geherrscht, daß er
dem Winter gar keinen Gedanken geschenkt hatte. Bot seine Hütte dann genügend
Schutz? Er hatte alles Holz auf der Insel zur Verstärkung benutzt; aber ob das
genügte? Wie groß würde die Kälte werden? Alec blickte zu dem klaren,
bestirnten Himmel empor.
    Er erhob sich und ging auf den Hügel zu. Blitz,
der bei dem Teich stand, warf den Kopf auf und wieherte, als er den Knaben sah.
Er folgte Alec zum Gipfel des Sandhügels hinauf. Alec ließ die Augen über die
rollende dunkle See gleiten. Weißschäumende Wellen wogten heran und verloren sich
im Sand. Auch der Hengst schien das Meer zu beobachten; mit vorgelegten Ohren
schaute er in die Nacht hinaus. Eine Stunde verstrich; dann kehrten sie um und
gingen zum Lager zurück.
    Aus Westen erhob sich ein Wind. Alec schürte das
Feuer für die Nacht und kroch müde in seine Hütte. Er war erschöpft; denn er
hatte den ganzen Tag Irländisches Moos gesammelt. Er streckte sich aus und
schlief bald ein.
    Er wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte,
als er plötzlich durch das schrille Wiehern des Hengstes geweckt wurde.
Widerwillig machte er die Augen auf; die Luft war heiß geworden. Da hörte er
über sich ein knisterndes Geräusch, und sein Kopf zuckte empor. Das Dach seiner
Hütte brannte! An den Seiten züngelten Flammen empor. Er sprang auf und rannte
hinaus.
    Ein Sturm fegte über die Insel, und sogleich
begriff er, was geschehen war. Der Wind hatte die Funken seines Lagerfeuers
aufs Dach der Schutzhütte geweht, und das trockene Holz war sogleich in Brand
geraten. Er ergriff den Schildkrötenpanzer und lief zur Quelle. Nachdem er ihn
gefüllt hatte, eilte er zur Hütte zurück und schleuderte das Wasser auf die
Flammen. Blitz tänzelte laut wiehernd mit bebenden Nüstern am Teich, während
Alec mit dem Schildkrötenpanzer hin und her lief und die Verbreitung des
Brandes zu verhindern trachtete. Aber das Feuer hatte einen guten Anfang
gemacht, und bald stand die ganze Hütte in

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