Blitz der schwarze Hengst
müssen.«
»Er hat es nicht gern, allein gelassen zu
werden«, erklärte Alec. »Ich glaube, ich bleibe lieber bei ihm.«
Die Pferdeknechte kehrten zu ihrer Arbeit
zurück. Alec sah seinen Schützling an und sagte: »Blitz, du bist wirklich ein
toller Bursche!« Er ging auf die Seite der Box und brachte das losgeschlagene
Brett wieder an. Dann schaute er sich in dem Laderaum um und bemerkte, daß die
Pferdeknechte Feldbetten aufschlugen und neben den Boxen aufstellten. Er suchte
sich ebenfalls ein Feldbett und tat desgleichen. Offenbar muß ich hier unten
hausen, ob es mir gefällt oder nicht, sagte er zu sich.
In dieser Nacht warf sich Alec auf seinem
Feldbett herum, während der Dampfer durch die schwere, hochgehende See pflügte.
Jede Welle schien die Absicht zu verfolgen, ihn aus dem Bett zu werfen. Auch
die Pferde fühlten sich unbehaglich, und ihr Stampfen machte den Laderaum zu
einem äußerst ungemütlichen Aufenthaltsort. Alec hörte Blitz den Boden seiner
Box scharren.
Am folgenden Morgen war die See immer noch rauh,
und den ganzen Tag blieb es dabei. Die Pferde begannen seekrank zu werden, und
ihre Betreuer hatten alle Hände voll zu tun. Nur Blitz widerstand der Unbill.
Er hielt den Kopf so hoch wie eh und je und tänzelte in seiner Box.
Die Nacht senkte sich herab, und das Meer wurde
noch ungestümer. Es wetterleuchtete am Himmel, und draußen pfiff ein Sturm.
Alec dachte an die »Drake« und an das Gewitter, das ihren Untergang verursacht
hatte. Er erhob sich von seinem Feldbett und ging zur Türe der Box. Blitz war
wach und stieß den Knaben mit der Nase an.
»Keine Angst, nicht wahr, Blitz?«
Ein Blitzstrahl erhellte den Laderaum, und man
vernahm ein lautes Knattern, als er ins Wasser schlug. Das Schiff rollte. Alecs
Finger umklammerten die Mähne des Pferdes. Wieder Dunkelheit. Aber die
Maschinen klopften ihr regelmäßiges Lied.
Des Hengstes Augen schweiften unruhig umher. Er
schüttelte den Kopf und scharrte mit den Vorderhufen. Alec konnte es dem Pferd
nicht verdenken, daß es sich ängstigte. Er holte Zucker aus seiner Tasche
hervor und streckte ihn dem Hengst hin. Blitz wich zurück und stampfte heftiger
denn je.
Das Schiff neigte sich, als eine Woge dagegen
prallte. Die Pferdeknechte, die das Unwetter geweckt hatte, standen auf. Die andern
Rosse verhielten sich still; sie waren viel zu elend, um Schwierigkeiten zu
machen. Alec befürchtete, daß Blitz aufsässig werden könnte. Er öffnete die
Türe der Box und ging hinein. Der Hengst wich in einen Winkel zurück. Alec
hielt ihm den Zucker hin und sagte: »Brrr, Blitz, schön ruhig!« Der Kopf des
Rappen war hoch in der Luft. Er hörte auf zu stampfen, als Alec ihm die Hand
auf den Hals legte. Er beugte sich zu dem Zucker. »So ist’s brav«, sagte Alec.
Allmählich beruhigte sich Blitz unter seiner Hand.
Die Stunden vergingen, und der Morgen graute.
Der Wind ließ nach, und es goß in Strömen vom Himmel. Einer der Pferdeknechte
kam zu der Box des Rappen und fragte Alec: »Ist er überhaupt nicht seekrank?«
»Nur nervös«, antwortete Alec.
Der Mann betrachtete den Rappen bewundernd. »Er
muß eine eiserne Konstitution haben, daß er einen solchen Seegang überstehen
kann, ohne seekrank zu werden. Er ist das einzige Tier an Bord, dem das Rollen
nichts ausmacht.«
Später am Tag begann Alec sich elend zu fühlen.
Verzweifelt kämpfte er gegen die Übelkeit an. Schließlich mußte er zugeben,
seekrank zu sein. »Du bist stärker als ich, Blitz«, sagte er.
In den folgenden Tagen kümmerte es Alec nicht,
ob er am Leben blieb oder sterben mußte. Da die meisten Pferdeknechte seekrank
waren, beachteten sie ihn nicht weiter. Der Obermaat, der als Schiffsarzt
amtete, kam herunter und wollte ihn bewegen, sich in seiner Kabine hinzulegen;
aber so elend es Alec auch zumute war, er wußte, daß er Blitz nicht verlassen
durfte.
Am dritten Tage stand er matt auf und ging auf
schwachen Beinen zu Blitz. Das Schiff zog ruhig seines Weges. »Hallo, Blitz«,
sagte er, »wie ich sehe, bist du munter wie stets.« Der Hengst legte die Ohren
vor und schüttelte den Kopf.
Ein Pferdeknecht kam herbei und fragte: »Wie
geht’s dir, Junge? «
»Ein bißchen schwach«, erwiderte Alec, »aber sonst
tadellos.« Nach einer Pause erkundigte er sich: »Wie lange dauert es noch, bis
wir in New York sind?«
»Ungefähr noch zwei Tage«, antwortete der
Pferdeknecht, »falls wir nicht wieder in ein Unwetter geraten. Aber ich glaube,
wir haben unseren Teil
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