Blitz der schwarze Hengst
drehte sich wieder zu den andern
Pferden um. Alec wartete geduldig, während der Hengst das Rudel betrachtete.
Dann schaute er wieder den Knaben an. Es schien Alec, als wollte er sich
zwischen ihnen entscheiden. Blitz machte ein paar Schritte in der Richtung der
Pferde, hierauf drehte er sich um und kam langsam auf den Knaben zu.
Die Leute auf dem Kai brachen in Rufe der
Verwunderung aus. Alec versuchte, Blitz zum Laufsteg zu führen. Der Hengst
blieb stehen und wandte den Kopf abermals den Pferden zu. Eine Weile blickte er
hinüber. Die Sirene des Dampfers tutete. Alec zog etwas stärker. »Komm, Blitz«,
sagte er. Eine weitere Minute verstrich, und endlich drehte sich der Hengst um.
Die Leute auf dem Kai wichen zur Seite, als sie sich näherten. Als sie beim
Laufsteg anlangten, schaute Alec über die Schulter und sah, daß sich eine
Menschenmenge um den Fuchs geschart hatte, der sich mühsam erhob. Der Mann, der
den besiegten Hengst hergebracht hatte, befühlte die Beine des Tieres. Dann
ließ er ihn umhergehen — dem Fuchs schien nichts zu fehlen. Alec freute sich
darüber; denn obwohl der Fuchs den Kampf angefangen hatte, wäre die Abreise
wohl verhindert worden, wenn Blitz ihn ernstlich verletzt hätte.
Über den Laufsteg gingen sie aufs Schiff. Die
Matrosen auf dem Deck wichen zurück. Einer, der beherzter war als die übrigen,
rief Alec zu: »Komm mit, Junge, ich zeige dir den Weg!« Er führte Alec zu einer
Box im Laderaum und hielt sich dann in sicherer Entfernung.
Alec brachte Blitz in die Box, nahm ihm die
Halfter ab und schüttelte das Stroh auf. Er füllte einen Eimer mit Wasser. Der
Matrose holte ihm eine Salbe. Er war noch jung, nicht viel älter als Alec, und
sein Gesicht drückte Staunen aus. »So etwas habe ich noch nie im Leben
gesehen«, sagte er.
»Ich auch nicht«, antwortete Alec. Er befühlte
Beine und Flanken des Rappen. »Ich wäre froh, wenn du mir ein paar saubere
Tücher verschaffen könntest. Ich muß die Wunden auswaschen, sie dürfen sich
nicht entzünden.«
»Ich bringe sie dir«, sagte der junge Matrose.
»Sobald die anderen Pferde verladen sind, fahren wir ab; dann komme ich wieder.«
SIEBENTES KAPITEL
Daheim
Alec hörte die Schiffssirene dreimal tuten. Die
Pferde aus dem Pferch kamen in den Laderaum; sie scheuten nervös, als sie an
der Box des Hengstes vorbeigeführt wurden. Blitz streckte den Kopf über die
Türe; er spitzte die Ohren, und seine Augen schweiften von einer Box zur andern.
Das Schiff erzitterte, als die Maschinen zu
arbeiten begannen. Alec bückte sich, um das Tuch in seiner Hand zu befeuchten.
Jetzt dauert es nicht mehr lange, dachte er. Behutsam wusch er eine tiefe Wunde
an der Flanke des Rappen, wo der Fuchs ihn mit dem Huf getreten hatte. Blitz
war so groß und so stark. Ob er wohl auf die Dauer mit ihm fertig werden
konnte? Und was würden seine Eltern sagen, wenn sie den Hengst sahen? Er hatte
sich inzwischen überlegt, wo er Blitz unterbringen könnte. Unweit von seinem
Elternhaus gab es in Flushing ein altes, heruntergewirtschaftetes Gut namens
Halleran. Das geräumige braune Haus war zu einem Gasthof umgebaut worden.
Dahinter stand ein alter Stall, der schlecht instand war und nicht mehr benutzt
wurde, und ringsum breitete sich Wiesenland aus. Das wäre ein idealer Platz für
Blitz. Wenn seine Eltern ihm erlaubten, den Hengst zu behalten, wollte er den
Stall selbst in Ordnung bringen und in der Freizeit arbeiten, um das Futter für
Blitz zu verdienen.
Vorsichtig rieb Alec die Wunde mit der Salbe
ein. Blitz wandte den Kopf. »Das war ein anstrengender Tag, was, Blitz?« Das
Pferd schüttelte den Kopf, stieß mit der Nase an Alecs Brust und drückte ihn an
die Wand. Alec lachte und ergriff den Eimer und die Tücher.
Er schloß die Boxtür hinter sich. Die Nüstern
des Hengstes bebten; seine Augen folgten Alec, der sich langsam rückwärts
entfernte. »Bleib schön ruhig, Blitz. Ich muß mir einmal meine Kabine ansehen.«
Blitz wieherte, als Alec die Treppe hinaufstieg.
Ein lautes Krachen ertönte — die Hufe des Pferdes hatten ein Seitenbrett der
Box herausgeschlagen. Alec lief zurück. »Brrr, Blitz«, sagte er. »Brrr, sei
brav.«
Blitz stieß mit der Nase nach ihm, und er legte
die Hand auf die weiche Haut.
Von den andern Boxen kamen Pferdeknechte
herbeigelaufen. »Alles in Ordnung?« fragte der eine.
»Ja«, erwiderte Alec, »er ist nur ein bißchen
aufgeregt.«
»Das ist ein Teufelskerl! Du wirst auf ihn
aufpassen
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