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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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gehabt.«
    »Hoffentlich«, sagte Alec inbrünstig.
     
    Zwei Tage später tutete die Schiffssirene vor
der Quarantäne-Station, wo der Dampfer inspiziert werden sollte, ehe er in den
New Yorker Hafen ein-fuhr. Die Inspektoren betraten den Laderaum und schritten
von Box zu Box, um die Pferde zu untersuchen. Alec bemerkte, daß jeder Groom
dem Oberinspektor Papiere vorwies. Was sollte er tun, wenn er an die Reihe kam?
Vielleicht war es am besten, wenn er jetzt gleich zu ihm ging und ihm erklärte,
warum er keine Papiere für Blitz hatte. Gedacht, getan. Doch kaum hatte er sich
in Bewegung gesetzt, da ließ ihn das Wiehern des Rappen innehalten. Er drehte
sich um und sah, daß einer der Inspektoren soeben die Boxtür öffnete.
»Achtung!« rief Alec; aber es war zu spät. Blitz bäumte sich und schlug mit den
Vorderhufen aus; er traf den Mann am Bein, so daß er gegen die Türe flog und
dann zu Boden stürzte.
    Alec lief hin und warf sich zwischen den Hengst
und den Inspektor. Verzweifelt ergriff er die Halfter. Die angsterfüllten Augen
des Rappen wichen nicht von dem Mann am Boden. Zornig schimpfend sprang der
Inspektor auf die Füße. Alec war erleichtert — wenn der Mann böse war, konnte
er nicht ernstlich verletzt sein.
    Der Oberinspektor eilte herbei. »Was ist hier
los?«
    »Das Pferd hat mich angegriffen«, lautete die
Erklärung. »Das ist ein gefährliches Vieh!«
    Der Oberinspektor trat näher heran. »Was hast du
dazu zu sagen?« fragte er Alec, der Blitz an der Halfter hielt.
    Alec betrachtete die scharfgeschnittenen Züge
des großen Mannes und überlegte, ob der Oberinspektor wohl verhindern könnte,
daß Blitz in die Vereinigten Staaten gelangte. Der Gedanke machte ihn
unglücklich. Das durfte nicht sein! Er begegnete den Augen des Beamten. »Es tut
mir sehr leid, daß es so gekommen ist, Herr Oberinspektor. Mein Pferd hätte
nicht ausgeschlagen, wenn der Herr Inspektor nicht ohne weiteres in die Box
gegangen wäre. Der Hengst ist nämlich nicht an Menschen gewöhnt.«
    Der Beamte musterte den Hengst. Dann öffnete er
die Tür und betrat die Box. Alec faßte die Halfter noch fester und sagte:
»Brrr, Blitz, es ist alles gut, sei schön brav.« Der Hengst trat unbehaglich
hin und her.
    Der Oberinspektor ging langsam um ihn herum.
»Das nenne ich mir ein Pferd«, sagte er. »Gehört es dir?«
    »Jawohl, Herr Oberinspektor.«
    »Sind deine Papiere in Ordnung?«
    »Ich habe keine, Herr Oberinspektor; aber der
Kapitän sagte mir, das mache nichts. Wir haben einen Schiffbruch erlitten und
dabei...«
    »Ach, das bist du«, unterbrach ihn der Beamte.
»Der Kapitän des Frachters, der dich nach Rio gebracht hat, hat uns gefunkt. Du
kannst durch.« Er lächelte. »Du hast auf deiner Reise schon genügend
Schwierigkeiten gehabt.« Er wandte sich an den Inspektor, der seine Hose
aufgekrempelt hatte und eine Schramme auswusch. »Was macht das Bein, Sandy?« fragte
er.
    »Nicht weiter schlimm, glaube ich. Aber dieses
Pferd ist das wildeste, das ich seit vierzehn Jahren jemals erlebt habe!«
    »Und auch das beste, scheint mir«, gab der
Oberinspektor lächelnd zurück. Dann sagte er zu Alec: »Du mußt allerhand erlebt
haben, Junge... Schiffbruch und nun mit einem solchen Tier heimkommen.«
    »Ja, wirklich. Wir waren beide auf der
>Drake<, als sie unterging, und meines Wissens sind wir die einzigen
Überlebenden.« Alec machte eine Pause, ehe er hinzufügte: »Es ist eine ziemlich
lange Geschichte, Herr Oberinspektor.« Er klopfte dem Hengst den Hals. »Nicht
wahr, Blitz?« Der Rappe schnaubte. »Aber ich will sie Ihnen gern erzählen, wenn
Sie Zeit dafür haben.«
    Alec erzählte, und alle hörten mit großem
Interesse zu. Dann wurde der Dampfer aus der Quarantäne entlassen und fuhr
durch den Kanal in den Hafen. Alec spähte eifrig durch das Bullauge neben der
Box des Hengstes. Die Kehle wurde ihm eng, als er in der Ferne die
Freiheitsstatue gewahrte. Nun war er wieder daheim! Wie anders war ihm bei der
Abreise vor fünf Monaten zumute gewesen — es kam ihm vor, als seien fünf Jahre
vergangen. Er fühlte den warmen Atem des Hengstes an seinem Arm. Er drehte sich
um und streichelte die weichen Nüstern. »Ja, Blitz, jetzt sind wir zu Hause«,
sagte er.
    Er konnte die beiden kleinen Schlepper sehen,
die den großen Dampfer in den Hafen zogen. Turmhohe Gebäude ragten in den
Himmel empor. Ein riesiger Ozeandampfer fuhr vorbei; aus den Schornsteinen
stieg weißer Rauch. Tanker und Flachboote, die mit Automobilen

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