Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
ließ ihn nicht gleich einschlafen.
Fast eine Stunde blieb er noch wach; dann sank er in einen tiefen Schlummer.
    Plötzlich weckte ihn ein schrilles Wiehern.
Verschlafen schlug er die Augen auf. Hatte er geträumt oder wirklich den Schrei
des Hengstes vernommen? Die Nacht war still. Eine Minute verstrich. Dann hörte
er abermals das Wiehern — es war Blitz.
    Alec sprang aus dem Bett. Die Uhr auf seiner
Kommode zeigte auf Viertel nach zwölf. Er war hellwach, als er in seinen
Schlafrock schlüpfte, die Treppe hinunterteilte und das Haus verließ. Als er
durch das Tor lief, hörte er Blitz wieder wiehern, schrill, wie im Zorn. In
Henrys Haus flammten Lichter auf, dann auch in den Nachbarhäusern. Blitz weckte
alle Leute! Alec rannte zum Stall. Als er dort anlangte, sah er, daß drinnen
Licht brannte.
    Blitz wieherte, als er ihn erblickte. Sein Kopf
war weit über die Box gestreckt.
    »Dio mio!« ächzte eine Stimme in Napoleons Box.
Alec konnte niemand sehen, nur den alten Napoleon, der bebend auf der anderen
Seite seiner Box stand. Seine erschrockenen Augen richteten sich flehend auf
Alec. »Dio mio!« erklang abermals die Stimme.
    Blitz scharrte nervös den Boden. Dann gewahrte
Alec eine Hand, die sich auf Napoleons Tür legte und sie vorsichtig aufstieß.
Gleich darauf stürzte ein Mann aus der Box und durch die Stalltüre ins Freie.
Er war draußen, ehe Alec einen Blick auf ihn erhaschen konnte. Blitz wieherte
von neuem. »He, Blitz, ruhig, sei brav!« rief Alec, lief zur Tür und schaute in
die Nacht hinaus. Er sah einen Mann neben Henry stehen, der soeben auf dem
Schauplatz erschienen war. Es war Tony, der Straßenhändler, der Besitzer
Napoleons! Der arme Tony, wahrscheinlich war er tödlich erschrocken beim
Anblick des Rappen in der Box neben Napoleon!
    »Hallo, Tony!« rief Alec und lief zu ihm. Einige
Nachbarsleute, die sich hastig halb angekleidet hatten, eilten herbei. Gleich
darauf stoppte ein Polizeiauto vor dem Tor und bog in den Zufahrtsweg ein.
»Herrschaft, was für ein Aufruhr«, rief Alec. »Tony, es ist Ihnen doch nichts
zugestoßen?« erkundigte er sich dann besorgt.
    »Nein, ihm fehlt nichts«, antwortete Henry
lachend. »Der Rappe hat ihn nur überrascht.«
    Tony nickte bloß. Vor Schrecken fand er noch
immer keine Worte. Eine kleine Menschenmenge scharte sich um sie. »Was ist hier
los?« fragte ein Polizist, der soeben ausgestiegen war.
    »Eigentlich gar nichts«, versetzte Henry. »Der
Stall dort gehört mir, und ich habe heute abend ein zweites Pferd darin
aufgenommen, von dem Tony nichts wußte. Die beiden haben sich gegenseitig
gewissermaßen überrascht — das ist ungefähr alles.«
    »Stimmt das?« erkundigte sich der Polizist bei
Tony.
    Tony fand seine Stimme wieder: »Si, si«,
erwiderte er, »das stimmt. Ich wollen Napoleon Salbe einreiben, weil sich heute
Geschirr aufgerieben, da ich sehen der neue Pferd und er mich sehen. Si, si«,
er schaute Henry an und dann den Polizisten, »er mich wirklich überraschen.«
    Die Leute lachten über Tonys Redeweise. »Na,
dann kann ich ja wieder gehen«, sagte der Polizist. »Wem gehört das Pferd?«
    »Mir«, antwortete Alec.
    »Du bist noch reichlich jung, um ein Pferd zu
besitzen, das imstande ist, die Menschen derartig zu erschrecken.« Der Polizist
lächelte.
    »Ich bin erst heute damit nach New York
gekommen«, erklärte Alec. »Der Lärm in den Straßen hat es nervös gemacht; aber
es wird sich bald eingewöhnen. Es hat bisher nie unter Menschen gelebt.«
    »Bisher nie unter Menschen gelebt? Ist es denn
ein wildes Pferd? Darf ich den Gaul einmal sehen?« fragte der Polizist.
    »Gern«, erwiderte Alec.
    Die kleine Menge drängte vorwärts und schob Tony
vor sich hin. Bei der Stalltür blieb Alec stehen. »Die meisten müssen von hier
aus hineinschauen«, sagte er. »Sonst regt er sich wieder auf, wenn er zu viele
Menschen sieht.« Blitz wieherte leise, als sich Alec, Henry, Tony und der
Polizist der Box näherten. Napoleon streckte den Kopf über die Türe und
wieherte beim Anblick Tonys, der sich im Hintergrund hielt. Blitz stampfte mit
den Hufen. Alec streichelte ihm die Nüstern.
    »Ein prachtvolles Tier«, sagte der Polizist,
nachdem er Blitz lange betrachtet hatte. »Ich habe eine Schwäche für Pferde,
denn ich war zwei Jahre lang bei der berittenen Polizei. Aber ich glaube, so
einen Hengst habe ich noch nie gesehen.« Er machte eine Pause, betrachtete
Blitz abermals und fuhr fort: »Ja, hier scheint mir alles in Ordnung zu

Weitere Kostenlose Bücher