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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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sein,
und ich muß nun zum Posten zurück. Aber ich vermute, daß der Hengst dir noch
allerhand zu Schaffen machen wird. Wenn du Hilfe brauchst, dann laß es mich
wissen. Auf Wiedersehen.« Er ging und nahm die kleine Menschenmenge mit.
    Tony blieb mit Alec und Henry im Stall.
Vorsichtig trat er zu Napoleon, wobei er Blitz sorgsam im Auge behielt. Der
Rappe stieß den Kopf vor. Er wieherte. »Er hat Sie und Napoleon gern«, sagte
Alec.
    Tony wollte Blitz streicheln, zuckte aber
schnell mit der Hand zurück, als der Hengst den Kopf schüttelte. Alec und Henry
lachten. »Si, si«, sagte Tony, »ich ihn auch gern haben nach kleine Weil.«
    Kurz darauf stieg Alec wieder die Treppe zu
seinem Schlafzimmer hinauf. Zum Glück hatten seine Eltern einen gesunden Schlaf
— es war besser, daß sie von dem Aufruhr, den Blitz hervorgerufen hatte, nichts
wußten. Alec kroch ins Bett. Er war jetzt rechtschaffen müde. Er blickte auf
die Uhr — schon Viertel nach zwei, und er wollte doch früh am Morgen im Stall
sein! Sowie sein Kopf das Kissen berührte, fiel er in Schlaf.
     
     
     
    NEUNTES KAPITEL

Blitz
bricht aus
     
    Als Alec am folgenden Morgen die Augen
aufschlug, sah er die vertrauten Bilder an der Wand und die gewohnten Möbel. Es
war schön, wieder im eigenen Zimmer zu sein. In der nächsten Sekunde fiel ihm
Blitz ein, und er fragte sich, wie es dem Rappen nach seinem nächtlichen
Abenteuer ergehen mochte. Er drehte sich auf die Seite und schaute zum Fenster
hinaus. Die Sonne ging gerade auf; es mußte also gegen sechs Uhr sein.
    Er hatte nicht viel geschlafen; aber das war ihm
in den letzten Monaten beinahe zur Gewohnheit geworden. Die Bäume prangten in
buntem Herbstlaub. Er freute sich, daß der Vater erklärt hatte, er brauche
heute noch nicht zur Schule zu gehen. »Ein Tag mehr wird nichts schaden«, hatte
er gesagt, »und auf diese Weise kannst du dich besser wieder eingewöhnen.« Alec
wußte, in Wirklichkeit hatte der Vater damit gemeint, daß Blitz auf diese Weise
Gelegenheit hatte, sich an seine neue Umgebung zu gewöhnen.
    Alec sprang aus dem Bett und lief ins
Badezimmer. Er duschte kalt, zog sich an und ging auf den Zehenspitzen die
Treppe hinunter. Er öffnete die Haustür und trat in die prickelnde Morgenluft
hinaus. Ringsum war alles so ruhig, wie es am frühen Morgen sein kann. Das Gras
war feucht von schwerem Tau. Vor sich hin pfeifend ging er die Straße entlang.
Dann begann er leise zu singen.
    Das Tor der Umzäunung war angelehnt. Es mußte
schon jemand da sein, vielleicht Tony. Er rannte zum Stall und hörte drinnen
einen tiefen Baß erschallen: »San-ta Lu-ci-i-a, Santa Luci-ia!« Das konnte kein
anderer als Tony sein! Die Stalltür stand offen. Alec sah den kleinen Italiener
auf einem Schemel sitzen; seine Augen schweiften zwischen den beiden Boxen hin
und her, aus denen dumpfe Kaugeräusche drangen.
    »Guten Morgen, Tony!«
    Tonys dunkles Runzelgesicht verzog sich in einem
breiten Lächeln. »Guten Morgen«, gab er zurück. »Du sehen, ich nicht mehr Angst
vor ihm.«
    »Ja, das sehe ich«, lachte Alec. »Mit der Zeit
werden Sie glänzend mit ihm auskommen.«
    »Er großartiger Pferd. Erinnert mir an Napoleon,
wenn jung. So lebhaft, so feurig, und als er gesehen, daß ich füttern Napoleon,
er sich auch füttern lassen.«
    »Das ist fein, Tony. Bisher hat er niemand an
sich herangelassen, nur mich.«
    »Schau die beiden«, sagte Tony.
    Napoleon zwängte die Nase durch die Stangen und
versuchte, an die Krippe des Rappen zu gelangen. Blitz stieß ihn spielerisch.
Napoleon zog den Kopf zurück und äugte über die Tür.
    »Zeit für Arbeit, mein Füllen«, lachte Tony. Er
ließ ihn aus der Box und streichelte das rauhe graue Fell. »Morgen ich ihn
werde waschen, so daß er weiß wie Schnee.«
    Alec sah zu, wie Napoleon angeschirrt wurde.
Tony legte ihm zärtlich ein dickes Polster auf die wunde Schulter. Alec
bemerkte, daß Blitz ebenso neugierig zuschaute.
    »Du mir helfen, ja, Alec? Wir heute etwas spät
sein«, sagte Tony.
    Alec half, als der alte Grauschimmel an den
Wagen des kleinen Straßenhändlers gespannt wurde. Es dünkte ihn ein
Kinderspiel, mit dem sanften alten Gaul umzugehen.
    Sie hörten Blitz drinnen aufgeregt wiehern. Alec
lief in den Stall. »Was hast du denn, Blitz?« sagte er.
    Der Hengst streckte den langen schwarzen Hals
forschend in die Nachbarbox. Er vermißte Napoleon.
    »Napoleon muß arbeiten, Blitz; aber er kommt
heute abend wieder.« Alec ergriff die Halfter des Pferdes.

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