Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
Von einem Nagel nahm
er ein Leitseil und befestigte es an der Halfter. Dann führte er Blitz hinaus.
    Tony kletterte gerade auf den Sitz seines
Wägelchens. »Wir nun gehen, Alec«, sagte er. »Heute abend Wiedersehen. Hü,
Napoleon!«
    Napoleon hob den Kopf und wieherte, als er Blitz
erblickte. Er rührte sich nicht von der Stelle. Tony rüttelte am Zügel. »Hü,
Napoleon! Wir gehen müssen!« wiederholte er.
    Napoleon schüttelte den Kopf, sah Blitz noch
einmal an und setzte sich dann ergeben in Bewegung.
    Blitz zerrte am Seil; er wollte dem Wagen
folgen. Alec hielt ihn zurück. Der Hengst stieg hoch; seine Ohren waren
gespitzt, und er schnaubte zornig.
    Alec lächelte. »Es gefällt dir nicht, dich von
deinem Stallgenossen zu trennen, was?«
    Sie sahen Tony und Napoleon langsam über den
Kiesweg zum Tor zockeln. Auf der Straße schlug der Grauschimmel einen
gemächlichen Trab an.
    Als sie außer Sicht waren, bewegte sich Blitz im
Kreis um Alec.
    »Es gefällt dir hier, nicht wahr, Blitz?« rief
Alec. »Jetzt kannst du dich wenigstens bewegen. Komm mit, ich weiß einen noch
schöneren Platz für dich.« Er führte ihn zu der Wiese, die von einer Steinmauer
umgeben war. »Hier darfst du weiden«, sagte er. »Schau dir nur das viele Gras
an!«
    Blitz fraß hungrig von dem grünen Gras. Als er
gesättigt zu sein schien, lief Alec mit ihm über die Wiese. »Nicht so schnell,
Blitz!« rief er, als der Hengst ihn überholte. Der Hengst schaute ihn an und
lief dann langsamer. Nach einer Weile wurde Alec müde und brachte das Pferd zum
Stehen. »Wie wär’s mm mit einem Ritt, Blitz?« fragte er und schaute sich nach
einer Aufstiegsmöglichkeit um. Er zog den Hengst zu einem Steinblock, der dicht
an der Mauer lag, kletterte hinauf und ließ sich auf den Pferderücken gleiten,
wobei er die Halfter mit beiden Händen packte.
    Seit der Abreise von der Insel hatte er keine
Gelegenheit mehr zum Reiten gehabt. Blitz stand einen Augenblick still und fiel
dann in Trab. Alec konnte ihn mit der Halfter ziemlich gut lenken, und er
stellte fest, daß der Hengst den Unterricht auf der Insel nicht vergessen
hatte.
    Sie ritten die Länge der Wiese ab; der Wind
peitschte Alecs Gesicht, und die Stille des frühen Morgens widerhallte von den
Hufschlägen des Pferdes. Für die raumgreifenden, kraftvollen Schritte des
großen Tieres schien die Wiese viel zu klein zu sein. Alec ritt mit ihm die
Ecke durch und lenkte ihn zurück. Es ging rascher und immer rascher. Alec
bohrte dem Hengst die Knie in die Flanken, und sein eigener Körper bewegte sich
rhythmisch mit dem des Pferdes. Sie sausten am Stall vorbei, kehrten um und
beschrieben dann auf der Wiese einen Kreis nach dem anderen.
    Nach einer Weile gelang es Alec, das Tempo ein
wenig zu verringern. Blitz galoppierte weiter ringsum. Schließlich ging er in
Trab über. Noch nie war Alec glücklicher gewesen. Endlich daheim und dazu mit
einem solchen Pferd, das ihm gehörte, ihm allein! Er vergrub den Kopf in die
dichte Mähne und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um die Tränen
wegzuwischen, die der Wind hervorgerufen hatte.
    Als sie sich dem Stall näherten, sah Alec, daß
Henry Dailey an der Türe lehnte und ihm entgegenblickte. Er ritt zu ihm, saß ab
und hielt den Hengst an der Halfter fest. »Guten Morgen, Henry«, sagte er. Er
strich über das Fell des Pferdes. »Nicht einmal feucht... Was für ein Pferd,
Henry! Wie der Wind sind wir nun über die Wiese geritten. Haben Sie uns
gesehen?« Henry rührte sich nicht von der Tür weg; aber Alec sah, daß seine
scharfen Augen jeden Zollbreit des Pferdes musterten. »Natürlich habe ich euch
gesehen«, antwortete er. »Ich habe meiner Lebtage schon viele Pferde zu Gesicht
bekommen und ein gut Teil selbst geritten; aber noch nie sah ich eine bessere
Vorführung als diese!«
    Alec strahlte vor Stolz. »Er ist großartig,
Henry, nicht wahr? Ich kann noch immer nicht glauben, daß er mir gehört!« Der lange
Hals des Pferdes senkte sich zu Boden, und es vergrub die Nase in dem grünen
Gras.
    »Laß ihn los, Alec«, riet Henry. »Du wirst
sehen, wie gut ihm das gefällt.«
    »Meinen Sie nicht, daß es zu gewagt wäre?«
    »Jetzt macht es nichts. Du hast ihn tüchtig bewegt.
Außerdem muß er sich ja daran gewöhnen, sich selbst überlassen zu sein.«
    »Sie haben recht, Henry.« Alec hakte das
Leitseil von der Halfter ab. Der Hengst hob den Kopf, und seine Nüstern bebten.
Unvermittelt wendete er und trabte schnell über die Wiese. Alec und

Weitere Kostenlose Bücher