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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Henry
beobachteten ihn. »Seit langer Zeit ist er zum erstenmal wieder frei«, bemerkte
Alec. »Bestimmt wird er’s genießen.« Henry blickte dem Hengst bewundernd nach.
    Das Pferd blieb stehen und wandte ihnen den Kopf
zu. Es wieherte leise. »Junge, den möchte ich einmal auf der Bahn sehen«, sagte
Henry gedankenvoll.
    »Meinen Sie, auf einer Rennbahn?« fragte Alec.
    »Klar.«
    Alec schaute zu Blitz hinüber, der jetzt in
anmutigem leichtem Galopp über die Wiese sprengte und dabei den Kopf hin und
her drehte. »Es würde aber wohl lange dauern, bis er auf die Rennbahn könnte,
Henry.«
    »Na, wir haben ja Zeit genug, oder etwa nicht?«
    »Wir?« Alec betrachtete den vierschrötigen
kleinen Mann an seiner Seite. »Meinen Sie, daß wir beide es versuchen könnten?«
    Henry hatte sich nicht von der Stelle bewegt;
seine Augen folgten immer noch dem Hengst rings um die Wiese. »Natürlich
könnten wir«, erwiderte er, und dann senkte er die Stimme, so daß Alec ihn kaum
zu verstehen vermochte. »Hat mir ohnehin nie behagt, im Ruhestand zu leben. Bin
noch nicht zu alt... habe noch viele Jahre vor mir. Der Gasthof ist für meine
Frau gut und recht... gibt ihr genug zu tun; aber ich brauche eine andere
Tätigkeit. Und hier fällt sie mir einfach in den Schoß!« Seine Stimme wurde
vernehmlicher. »Alec, ich weiß, daß wir aus Blitz einen Preisträger machen
können.« Sein Gesicht runzelte sich vor Aufregung, seine Augen wurden zu
schmalen Schlitzen.
    »Sicher ist es Ihnen ernst damit, Henry... Aber
wie sollen wir beide...« Der Alte rührte sich zum erstenmal, während er ihm ins
Wort fiel: »Alec, ich kenne mich mit Pferden aus.« Er faßte den Arm des Knaben.
»Komm mit mir, ich will dir etwas zeigen.«
    Henry führte ihn in den Stall, wo er in einem
Winkel bei einer alten Truhe niederkniete. Er entnahm seiner Tasche einen
Schlüssel, mit dem er das Schloß öffnete. Die Truhe war vollgefüllt mit
Trophäen und Silberpokalen. Henry kramte darin und holte ein Album hervor.
»Meine Frau hat dieses Buch für mich angelegt, schon bevor wir verheiratet
waren», erklärte er. Er blätterte die vergilbten Seiten um, wobei Alec ab und
zu einen Blick auf Schlagzeilen erhaschte, die alle von Pferderennen und
Springkonkurrenzen handelten.
    Henry hörte auf zu blättern und betrachtete eine
Photographie. »Das war das spannendste Erlebnis meines Daseins«, sagte er.
»Damals kam ich auf Chang beim Kentucky-Derby als erster durchs Ziel. Man
sollte nicht meinen, daß ich das Bürschchen bin, das da auf dem Gaul sitzt,
was?«
    Alec schaute sich das Bild genauer an. Er sah
einen Knaben mit strahlendem Lachen auf dem Gesicht, der auf einem großen,
kraftvollen Fuchs saß. Um den Hals des Pferdes hing der Lorbeerkranz des
Siegers. Alec fielen die großen, kräftigen Hände auf, welche die Zügel hielten,
und die breiten Schultern des jungen Reiters. »Doch, ich sehe, daß Sie das
sind«, sagte er. Henry lächelte und kramte wieder in der Truhe. Er holte ein
paar alte, vertrocknete Lorbeerzweige hervor. »Das sind Reste des
Siegeskranzes, der Chang damals um den Hals gehängt wurde«, erklärte er. »Viel
ist nicht mehr davon übriggeblieben; aber für mich bergen die Zweige immer noch
viele Erinnerungen.«
    Henry legte das vertrocknete Laub wieder in die
Truhe. »Als ich fürs Reiten zu alt und zu schwer wurde«, fuhr er fort, »wurde
ich Trainer. Ich heiratete, und wir wurden sehr glücklich. Wir bekamen zwei
Töchter, die jetzt beide verheiratet sind. Irgendwie tat es mir immer leid,
keinen Sohn zu haben — so einen Jungen wie dich — , der Pferde geliebt hätte
und in meine Fußstapfen getreten wäre. Es gibt nämlich nichts Spannenderes auf
der Welt, als sich mit einer vierfüßigen Dynamitpatrone unter dem
Allerwertesten am Start aufzustellen! Na ja, auch als Trainer hatte ich ganz
hübsche Erfolge und verdiente gut. Doch dann kam der Tag, wo meine Frau fand,
es würde Zeit für mich, von der Rennbahn wegzukommen und in den Ruhestand zu
treten. Ich konnte ihr das nicht übelnehmen, denn sie hatte die Pferde nicht so
im Blut wie ich. So sahen wir uns nach einem anderen Beruf um und kauften
schließlich dieses Gasthaus, das meine Frau mehr freut als der Rummel auf der
Rennbahn. So bin ich hierher gekommen. Vor zwei Jahren habe ich zum letztenmal
ein Rennen gesehen. Und diese Jahre waren schwer für mich. Ich glaube länger
halte ich es nicht aus.« Henry schaltete abermals eine Pause ein. »Ich erzähle
dir das alles, Alec,

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