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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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übrigens nicht >Herr
Dailey< zu nennen. Nenn mich einfach wie alle hier >Henry<, sonst habe
ich nicht das Gefühl, daß du mich meinst.«
    »Gern, Henry.«
    Am Tor trennte sich Henry von ihnen. Sie
überquerten die Straße und gingen nach Hause. Als Alec auf dem Vorplatz Licht
sah, schlug er unwillkürlich ein schnelleres Tempo an.
    »Gemach, gemach, mein Sohn«, sagte sein Vater.
»Ich bin nicht mehr so jung wie früher!«
    »Da kann sogar ich nicht mehr Schritt halten«,
lachte Joe, »und ich bin immerhin noch 2iemlich jung.«
    »Wir treffen uns im Haus«, rief Alec und begann
zu laufen.
    Vor dem Haus angelangt, nahm er zwei Stufen auf
einmal, riß die Haustür auf, rannte in die Diele und blickte ins Wohnzimmer,
das jedoch leer war. Er legte die Hand aufs Treppengeländer und wollte gerade
nach oben laufen, als die Stimme seiner Mutter aus der Küche erklang: »Alec,
bist du’s?«
    »Ja, Mutter, ich bin’s!« jubelte er. Er eilte in
die Küche und umarmte die Mutter. »Ach, wie schön, daheim zu sein!«
    Er schaute sie an und sah, daß ihre Augen feucht
waren. »Was ist, Mutter? Warum weinst du?«
    Frau Ramsay lächelte durch ihre Tränen hindurch.
»Ich bin nur froh, daß ich dich wieder habe, mein Bub, weiter nichts.«
    Alec schob seinen kräftigen braunen Arm unter
den weichen, rundlichen Arm der Mutter, und zusammen gingen sie ins Wohnzimmer,
wo kurz darauf auch der Vater und Joe Russo erschienen.
    Der Reporter betrachtete den gemütlichen Raum
mit den gedämpften Lichtern und geschmackvollen Möbeln, dann Alec und dessen
Eltern. »Ich begreife, daß du dich hierher zurückgesehnt hast«, sagte er.
    »Ja, wahrhaftig«, stimmte Alec zu.
    Die Mutter ließ sich auf dem Sofa nieder, und
Alec setzte sich neben sie, ohne ihren Arm loszulassen. Vater Ramsay stopfte
sich in seinem Lieblingssessel im Winkel die Pfeife. »Nun schieß los, mein Sohn«,
sagte er. »Erzähle uns alles.«
    »Also«, begann Alec, »ein paar Tage nachdem ich
mich in Bombay von Onkel Ralph getrennt hatte, legten wir in einem kleinen
arabischen Hafen am Roten Meer an...«
    Die Uhr auf dem Kaminsims tickte die Minuten
weg, während Alec seine Erlebnisse schilderte. Wieder befand er sich auf der
»Drake« und sah Blitz zum erstenmal. Er vergaß, daß seine Eltern und Joe Russo
ihm zuhörten. Er erlebte das Gewitter, vernahm das Heulen des Sturmes und das
Brausen der rasenden Wogen. Er nahm den knatternden Blitz wahr, der in das
Schiff schlug. Dann zog ihn der Hengst durch das Wasser — stundenlang kämpften
sie in der Dunkelheit gegen die Wellen an. Er streifte auf der Insel umher und
trotzte dem Hungertod. Er entdeckte das Irländische Moos, das ihnen beiden zur
Rettung wurde. Er ritt den Hengst zum erstenmal — oh, dieser wilde,
unvergeßliche Ritt! Dann entstand der Brand, dieses furchtbare Feuer, das sich
als ein Segen erweisen sollte. Seine Freude, als er die Seeleute am Ufer
erblickte... Rio de Janeiro... Heimkehr...
    Als er geendet hatte, herrschte Stille. Die
Mutter ergriff seine Hand. Die Uhr tickte laut; sie schien zu sagen: »Du bist
daheim... du bist daheim...«
    Des Vaters Pfeife war ausgegangen. Er brach das
Schweigen: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Bub... außer daß Gott mit dir
gewesen sein muß und mit uns.« Er wandte sich an seine Frau: »Wir müssen Ihm
alle dankbar sein, nicht wahr, Mutter?«
    Alec fühlte den Druck ihrer Hand. »Ja«,
antwortete sie, »wir haben allen Grund, Gott dankbar zu sein, unser ganzes
Leben lang.«
    »Ich verstehe jetzt, daß du das Pferd so sehr
liebst«, bemerkte Joe Russo. »Ja, Alec, ich auch!« fiel Vater Ramsay ein. »Und
ich verspreche dir, daß Blitz bei uns bleiben soll.«
    »Wenn er nicht gewesen wäre... dieses wilde,
ungezähmte Tier...« stammelte die Mutter.
    Joe Russo erhob sich. »Ich möchte Ihnen danken,
daß Sie mich dabei sein ließen«, sagte er. »Das wird ein feiner Artikel werden.
Wenn ich Ihnen jemals einen Dienst erweisen kann...«
    Der Vater stand ebenfalls auf. »Schon gut«,
wehrte er ab. »Es hat uns gefreut, Ihnen behilflich zu sein. Gute Nacht, Herr
Russo.«
    »Gute Nacht, Herr Ramsay.« Joe verabschiedete
sich auch von Frau Ramsay und sagte lächelnd zu Alec: »Sorge gut für dein
Pferd.«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte
Alec. »Und noch vielen Dank für Ihren Beistand.«
    Kurz nach Joe Russos Weggang sagte Alec seinen
Eltern gute Nacht und ging zu Bett. Die freudige Erregung darüber, daß er
daheim war und in seinem eigenen Bett lag,

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