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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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die
Decke wegzunehmen. Der Hengst stampfte den Boden.
    »Still!« zischte Henry. »Mach, daß er ruhig
steht, Junge, sonst weckt er meine Frau!«
    »Ich will’s versuchen«, erwiderte Alec. »Er
scheint aber ziemlich nervös zu sein. Er ist es nicht gewöhnt, mitten in der
Nacht herausgeholt zu werden.« Blitz blickte auf Napoleon zurück und wieherte,
als Alec ihn zur Stalltür führte. Dann schloß Henry die Tür hinter ihnen.
    Plötzlich wieherte Napoleon drinnen im Stall —
lauter, als sie ihn je zuvor gehört hatten.
    »Himmelkreuzdonnerwetter!« entfuhr es Henry.
»Wir kommen sicher nicht weg, ohne daß meine Frau wach wird.«
    Blitz hob den Kopf hoch in die Luft und spitzte
die Ohren, während er Napoleons Ruf beantwortete. Alec sah ihn an und dann auf
den Stall. »Henry, ich habe einen Gedanken. Wollen wir Napoleon nicht
mitnehmen?
    Sie haben beide im Wagen Platz, und ich glaube,
Blitz wird dann viel leichter zu behandeln sein, weil es ihn beruhigen wird.«
    Henry betrachtete nachdenklich den unruhigen
Hengst. »Gut«, erwiderte er schließlich, »der Versuch lohnt sich.« Eine Minute
später führte er Napoleon zu dem Möbelwagen.
    Blitz wieherte leise, als er ihn sah, und Alec
hatte keine Mühe, ihn über die Rampe in den Wagen zu führen. Henry folgte mit
Napoleon. »Jetzt müssen wir nicht nur den Möbelwagen vor sechs Uhr
zurückbringen, wie ich es dem Besitzer versprochen habe«, sagte er, »sondern
auch Napoleon wieder im Stall haben, bevor Tony ihn braucht.«
    »Es ist ja erst halb zwei«, entgegnete Alec.
    »Wir müssen um zwei dort sein.« Henry kletterte
auf den Fahrersitz, und Alec setzte sich neben ihn. Im nächsten Augenblick
fuhren sie los. Hinter ihnen ertönte Hufgestampfe.
    Henry fuhr rasch durch die nächtlichen Straßen,
und eine halbe Stunde später hielten sie vor einem hohen Eisentor. Er hupte
zweimal kurz. Über dem Tor las Alec den Namen Belmont. Etwas Weißes fiel ihm in
die Augen. Zwei Hände umfaßten die Eisenstangen, und ein Kopf mit schneeweißem
Schopf spähte hindurch.
    »Bist du’s Henry?« fragte eine brüchige Greisenstimme.
    Henry lehnte sich seitwärts aus dem Wagen. »Ja,
ich bin’s, Jake«, antwortete er gedämpft. »Alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung.«
    Alec hörte einen Schlüssel klirren, und gleich
darauf schwang das Tor auf. Henry schaltete, gab Gas und fuhr hindurch. Das Tor
wurde hinter ihnen geschlossen. Henry hielt nicht an; er schien sich hier
auszukennen.
    »Wer war das, Henry? « fragte Alec.
    Henry wandte kein Auge von dem Kiesweg vor ihm;
aber Alec bemerkte ein leichtes Lächeln um seine Lippen. »Das war Jake«, antwortete
er. »Wir waren vor langer Zeit Kollegen. Genauer gesagt«, er lachte, »Jake hat
mich reiten gelehrt. Ich war bloß ein kleiner Junge, der Pferde liebte; aber
geritten hatte ich noch nie. Ich sah immer beim Morgentraining zu und träumte
von dem Tag, an dem ich einmal auf einem Vollblut sitzen würde. Jake war damals
ein bekannter Jockey, und ich vergötterte ihn, wie junge Menschen es bei ihrem
Idol zu tun pflegen. Na ja, Jake erbarmte sich meiner, weil er mich einfach
nicht abschütteln konnte. Jedenfalls brachte er mir fast alles bei, was ich
dann später konnte, und wenn ich Erfolg hatte, so ist es ihm zu verdanken. Jake
richtete später Pferde ab, und jetzt ist er sozusagen im Ruhestand; er hütet
die Rennbahn.«
    Henry machte eine Pause, während er vorsichtig
um eine Ecke kurvte, und fuhr dann fort: »Weißt du, Alec, mit Pferden ergeht es
einem ähnlich wie mit der See — wenn man sich an sie gewöhnt und sie lieben
gelernt hat, kommt man nicht mehr davon los. So ist es bei Jake und auch bei
mir. Jake ist hier in Belmont nur Wächter; aber es gefällt ihm. Den größten
Teil des Jahres werden Pferde hier abgerichtet, und die Rennbahn wird bald
wieder eröffnet werden — so ist er hier glücklich.« Henry brachte den
Möbelwagen neben der Bahn zum Stehen.
    »Bist du sicher, daß niemand da ist, Henry?«
fragte Alec.
    »Ganz sicher«, versetzte Henry. »Augenblicklich
trainieren nur ein paar Pferde, die Jake zu bewachen hat. Sie sind im Stall.
Wir haben die Bahn ganz für uns.«
    Henry hatte neben einer Rampe haltgemacht. Sie
stiegen aus und gingen zur Tür des Laderaums, die sie öffneten. Die Pferde
wieherten, als Alec zu ihnen kam. Blitz warf den Kopf zurück und zerriß den
Strick, mit dem er angebunden war.
    Alec hielt ihn am Halfter fest. »Brrr, Blitz,
sei schön ruhig.« Er führte den Hengst über die Rampe

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