Blitz der schwarze Hengst
Tempo zu verringern.
Er stürmte ins Haus und warf seine Schulbücher
aufs Sofa. Das Essen war schon fertig. Er setzte sich an den Tisch, brachte
aber vor Aufregung keinen Bissen hinunter. »Sei nicht böse, Mama«, sagte er
flehend, »aber ich habe heute keinen Hunger.«
Die Mutter musterte ihn. Sie nahm die Röte der
freudigen Erregung auf seinem Gesicht wahr. »Hast du etwas Wichtiges vor?«
fragte sie.
»O ja«, antwortete er und leerte ein Glas Milch.
»Ich komme erst zum Abendbrot wieder. Dann hole ich das Mittagessen nach und
erzähle dir alles.«
Er lief aus dem Hause. Seine Mutter stand unter
der Haustür und blickte ihm nach, während er die Straße hinunterrannte.
Alec sah Henry vor dem Stall hin und her gehen. »Hallo,
Henry!« rief er. »Guten Tag, mein Junge.« Henry nahm die Pfeife aus dem Munde.
»Ein schöner, warmer Tag für unser Vorhaben.« Er schaute zur Sonne empor, die
hell vom Himmel schien.
Alec gewahrte Blitz auf der Wiese. »Wie geht es
ihm heute?«
»Er war den ganzen Vormittag hübsch munter. Das
warme Wetter tut ihm sicher gut«, antwortete Henry.
Sie sahen dem Hengst eine Weile zu. Dann sagte
Henry: »Na, wir könnten eigentlich anfangen. Fühlst du dich der Sache
gewachsen?«
»Klar! Sag, Henry, worin besteht der
Unterschied, wenn ich Blitz mit oder ohne Sattel reite?«
Henry klopfte seine Pfeife aus. »Das hängt ganz
von dem Pferd ab, du wirst schon sehen. Übrigens habe ich gestern in New York
einen gebrauchten schweren Sattel gekauft. Er ist nicht sehr gut, aber er wird
seine Dienste tun, bis wir Blitz auf die Bahn bringen und den leichten Sattel
benutzen können.« Er ging zum Stall.
Alec pfiff. Blitz hob den Kopf und kam
herbeigetrabt. »Guten Tag, Blitz.« Alec legte ihm die Hand auf den Hals.
Blitz schob die Nase in Alecs Seitentasche. Alec
stieß ihn spielerisch weg und holte zwei Zuckerstücke aus der Tasche hervor.
»Du willst wohl Zucker, he, Blitz? «
Der Hengst fuhr mit der langen rosa Zunge über
Alecs Handfläche, und die Zuckerstücke verschwanden.
Henry erschien mit Zaumzeug und Sattel. »Laß uns
in die Mitte der Wiese gehen, wo ihr viel Platz habt.«
»Wird gemacht«, antwortete Alec. Blitz tänzelte
neben ihm. Als sie in der Mitte der Wiese waren, legte Henry Zaum und Sattel
auf den Boden. »Wir wollen es zuerst mit dem Sattel versuchen«, bestimmte er.
»Es läßt sich nicht Voraussagen, was geschehen wird.«
Alec stand beim Kopf des Hengstes und hielt die
Halfter mit festem Griff. Henry hob den Sattel auf und ging zur linken Seite
des Pferdes. Alex sah, daß Blitz die Augen zu Henry drehte. Der Hengst spürte,
daß etwas im Tun war, und bewegte sich unruhig. Alex streichelte ihn und sprach
ihm ins Ohr.
Henry befahl: »Halt ihn jetzt gut fest, Junge.«
Alec faßte die Halfter noch fester. Henry legte
den Sattel behutsam auf den Rücken des Pferdes. Er fand keine Gelegenheit, den
Sattelgurt zu ergreifen. Die Hinterhand des Pferdes ging in die Höhe, und der
Sattel flog durch die Luft. Blitz tänzelte nervös im Kreis, und Alec hatte alle
Mühe, ihn zu halten. Henry holte den Sattel und näherte sich nochmals dem
Hengst. »Es wird nicht leicht sein«, sagte er durch zusammengebissene Zähne.
»Halt ihn fest, Alec!«
Wieder legte er Blitz den Sattel auf, und wieder
flog der Sattel in die Luft. »Ich komme einfach nicht dazu, den Gurt
anzuschnallen«, sagte Henry, indem er den Sattel aufhob.
Eine Viertelstunde verstrich, ohne daß es ihnen
gelang, Blitz zu satteln. Beide waren schon müde. Aber der Hengst regte sich
nicht so auf, wie Alec erwartet hatte. »Er ist bloß widersetzlich«, sagte er zu
Henry.
Blitz wollte den Sattel nicht lange genug auf
seinem Rücken dulden, so daß es Henry möglich gewesen wäre, die Strupfen des
Sattels durch die Gürtelschnallen zu ziehen. »Wenn ich den Sattel nur
festschnallen könnte!« seufzte er.
Alec überlegte. »Vielleicht ginge es
folgendermaßen«, sagte er. »Hol zwei Schnüre aus dem Stall und binde sie an die
Sattelstrupfen. Dann halte ich den Sattel über ihn, ohne seinen Rücken zu
berühren, und du kannst die Schnüre durch die Schnallen des Gurtes ziehen. Wenn
du mir Bescheid gibst, lege ich ihm den Sattel auf den Rücken, und gleichzeitig
ziehst du die Strupfen durch die Schnallen. Du mußt nur schnell machen...«
»Könnte gehen«, erwiderte Henry. »Jedenfalls
lohnt sich jetzt jeder Versuch.« Er ging zum Stall und kehrte mit zwei Stricken
zurück. Eine Zeitlang beschäftigte er sich mit
Weitere Kostenlose Bücher