Blitz der schwarze Hengst
der Befestigung der Stricke.
»So«, sagte er schließlich.
Alec rückte mehr auf die Seite des Pferdes,
klopfte ihm den Hals und nahm den Sattel entgegen, den Henry ihm reichte. Er
hielt ihn über den Rücken des Hengstes, so daß die Strupfen und Schnüre auf der
linken Seite des Pferdes herunterhingen. Aus den Augenwinkeln sah er zu, wie
Henry die Schnüre unter Blitzs Bauch durch die Schnallen zog. Blitz tänzelte
unruhig umher. »Brrr, Blitz«, beschwichtigte Alec. Er senkte den Sattel so nahe
wie möglich auf den Pferderücken, so daß Henry, an den Schnüren ziehend, die
Enden der Strupfen in die Schnallen einführen konnte.
»Fertig, Henry?« fragte er.
»Noch eine Sekunde«, lautete die Antwort.
Blitz schaute über die Wiese. »Jetzt«, sagte
Henry leise.
Rasch legte Alec den Sattel auf den Rücken des
Hengstes. Blitz bäumte sich. Alec sprang zur Seite. Henry war dem Pferd
gefährlich nahe; fieberhaft waren seine Hände tätig, die Strupfen vollends
durch die Schnallen zu ziehen. Alec sah ihn nochmals zerren und dann den aus
schlagenden Hufen ausweichen. »Geschafft!« rief Henry. »Geh ihm aus dem Wege!«
Der Hengst stieg abermals und raste dann über
die Wiese; er vollführte Bocksprünge und warf die Hinterbeine in die Luft.
Verzweifelt bemühte er sich, den Sattel loszuwerden. Alec und Henry sahen
seinem Toben zu. Plötzlich bäumte er sich hochauf und stürzte rückwärts nieder.
Sie hörten den Sattel knacken.
»Nun ist der Sattel hin«, sagte Alec.
»Wenn er ihn nicht wegbekommt, lohnt es sich«,
entgegnete Henry.
Blitz raffte sich endlich auf die Füße. Der
Sattel zeigte einen Riß im Leder, saß aber immer noch auf seinem Rücken. Wieder
karriolte der Hengst herum; aufgeregt fuhren seine Augen hin und her. Als er
sich ihnen näherte, pfiff Alec. Blitz stürmte an ihm vorbei. Alec pfiff von
neuem. Unvermittelt hielt Blitz inne, bäumte sich halb und drehte sich um.
Seine Ohren waren vorgestellt, und er stand einige Sekunden still. Dann raste
er mit Bocksprüngen und ausschlagenden Hufen weiter.
»Wie gut, daß du den Gurt ganz festgeschnallt
hast, Henry!«
»Ja«, versetzte Henry, dessen Augen immer noch
dem Hengst folgten. Alec pfiff wieder, als Blitz zurückgebraust kam. Etwa zehn
Meter entfernt blieb er stehen, und Alec ging vorsichtig auf ihn zu.
»Was hast du denn, Blitz? Angst vor dem Sattel
auf deinem Rücken?«
Das Pferd machte kehrt, und Alec dachte schon,
es wolle wieder davongaloppieren. Statt dessen beschrieb es einen Kreis und
stand dann still. Alec steckte die Hand in die Tasche und holte Zucker hervor,
den er Blitz hinstreckte. »Da, Blitz.« Langsam trat er zu ihm und gab ihm den
Zucker. Er streichelte den langen, glatten Hals. »Du wirst dich schon daran
gewöhnen, Blitz.« Er sah, daß der Sattel zwar beschädigt, aber noch brauchbar
war.
»Geh ein paar Minuten mit ihm herum, Alec!« rief
Henry.
Alec ergriff die Halfter und ging über die
Wiese. Der Hengst schritt leichtfüßig dahin; ab und zu schlug er immer wieder
mit den Hinterbeinen aus. Zehn Minuten später führte Alec ihn zu Henry zurück.
»Jetzt ist er nicht mehr so toll«, sagte er.
»Dann steig auf, und laß uns sehen, was
geschieht.«
»Schön«, antwortete Alec und trat zur linken
Seite des Pferdes.
Henry bot ihm die verschränkten Hände als
Steigbügel, und Alec schwang sich in den Sattel. In der nächsten Sekunde flog
er durch die Luft. Der Boden sauste ihm entgegen. Es gelang ihm, die Füße unter
sich hochzuziehen und den Fall zu dämpfen. Eine Weile lag er still; der ganze
Körper tat ihm weh. Henry eilte zu ihm und kniete neben ihm nieder. »Bist du
verletzt, Junge?« fragte er ängstlich.
»Glaube nicht. Nur ein bißchen angeschlagen.«
Henry betastete Alecs Beine. »Versuch einmal
aufzustehen«, riet er. Alec raffte sich auf. Einen Augenblick schwankte er,
dann begann sich sein Kopf zu klären. Blitz stand ein paar Meter entfernt,
schaute ihn an und kam näher. Er schob die Nase in Alecs Tasche.
»Das Ganze kommt mir vor wie damals auf der
Insel«, sagte Alec. »Wieso wirft er mich eigentlich ab, nur weil er einen
Sattel auf dem Rücken hat?«
»Das gehört eben dazu. Bei einem solchen Pferd
weiß man nie, wie es sich verhalten wird. An den Sattel ist er noch nicht
gewöhnt, und wahrscheinlich wußte er gar nicht, daß du auf seinem Rücken warst;
er fühlte bloß das zusätzliche Gewicht. Sprich nun mit ihm, wie du’s immer
machst, laß ihn spüren, daß du da bist — mir scheint,
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