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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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geplanten Stierkampf abzubringen. Jetzt brach es plötzlich aus ihr heraus.
    »Gesteh doch endlich ein, daß du dich vor den Stieren fürchtest und deshalb die alten Sachen trägst, weil sie dieselbe Farbe haben wie der Sand der Arena. Als dich beim letzten Kampf der Stier beinahe umbrachte« — sie wies auf die lange Narbe in seinem Gesicht — »hast du mir versprochen, das Spiel mit dem Tod aufzugeben. Und jetzt willst du es den Fremden zuliebe wieder wagen, um ihnen deinen Mut zu beweisen; dabei bist du schwer krank, ob du es zugibst oder nicht. Du hast dich hineingeredet und willst nicht zurück, obwohl du dich entsetzlich fürchtest. Man braucht dich ja bloß anzusehen!«
    Don Angel ergriff einen runden breitrandigen Hut mit einer Kinnschnur, der genauso verschwitzt und abgenutzt war wie sein Hemd und seine Jacke.
    »Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, um mir Vorwürfe zu machen«, sagte er ruhig, ohne Maria anzusehen. Er wirbelte den Hut an der Kinnschnur herum. »Daß ich ein wenig Herzklopfen habe, ist doch wohl nicht verwunderlich, denn ein Kinderspiel ist ein solcher Kampf ja gerade nicht.« Er sah Alec an. »Mein junger Freund versteht sicher, was ich meine, da er schon so oft mit Herzklopfen darauf gewartet hat, daß das Startgatter hochging.«
    Maria lachte höhnisch: »Dein junger Freund würde um sein Leben rennen, wenn er an deiner Stelle wäre und sähe, wie sich das Tor der Arena öffnet und ein Kampfstier mordlustig aus seinem dunklen Stall hervorbricht! Nein, es ist ganz und gar nicht dasselbe, was du da vergleichen willst: das Herz deines jungen Freundes schlägt schneller vor Erwartung, wenn er vor einem Rennen steht, aber das deine vergeht vor Furcht!«
    »Genug!« sagte Don Angel und setzte den Hut auf. »Meine Kehle ist trocken von dem Gerede. Gib mir ein Glas Wasser!« Maria sah ihn herausfordernd an, nahm dann ein Glas und füllte es mit Wasser aus einem Krug, der auf seinem Nachttisch stand.
    »An solchen Tagen hast du immer eine trockene Kehle«, sagte sie. »Du ißt nichts zum Frühstück, aus Angst, von einem Horn durchbohrt zu werden, weil man dich dann vielleicht operieren muß. Aber du trinkst Wasser in rauhen Mengen.«
    »Das ist meine Sache, Maria!«
    »Für dich zu sorgen aber ist die meine«, antwortete sie, und plötzlich sprach sie ganz sanft: »Bitte, hör auf mich und laß mich endlich zur Ruhe kommen. Hör auf mit diesen Kämpfen auf Tod und Leben.«
    Don Angel lachte dröhnend, sein Lachen füllte das ganze Zimmer. Er warf ein Bein in die Höhe, als ob er tanzen wollte.
    »Meine Rinderhirten würden sich wundern, wenn sie dich reden hörten, Maria. Jeden Tag reiten sie mit den Stieren hinaus und kommen am Abend unversehrt zurück.«
    Er wollte Maria umfassen, aber sie schlug ihn auf die Hand. »Besteht da nicht ein kleiner Unterschied, wenn du ganz allein mit dem wütenden Kampfstier in der kleinen Arena bist?« fragte sie ruhig.
    »Ich habe doch mein Pferd und meine Lanze!« antwortete er lächelnd.
    Sie sah ihn an, und in ihren Augen standen plötzlich Tränen. »Du fürchtest dich und tust es trotzdem«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Er zuckte die Schultern. »Vielleicht habe ich tatsächlich ein wenig Furcht, Maria, aber das geht schnell vorbei. In der Arena bleibt mir keine Zeit, mich zu fürchten.« Seine Stimme war jetzt so sanft wie die ihre. »Ich sehe schon, dir kann ich niemals vormachen, ich wäre ein Held.«
    »Du setzest dein Leben für nichts aufs Spiel.«
    Er legte ihr liebevoll die Arme um die Schultern. »Es ist keineswegs für nichts, Maria. Ich wünschte, du würdest nur ein einziges Mal kommen, um zu sehen, wie wunderschön es ist! Bitte, komm mit!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht immer gewinnen! Einmal wird der Stier Sieger sein...«
    Sie brach in Schluchzen aus, wandte sich weinend von ihm ab und ging zu einem großen, an der Wand hängenden Kruzifix, vor dem sie niederkniete.
    Gonzáles sah einen Augenblick zu ihr hinüber, dann drehte er sich zu Henry und Alec um und sagte: »Genug geredet. Kommen Sie, wir gehen. Der Stier darf nicht länger warten. Und Sie werden begierig sein, El Dorado zu sehen.«
    Er ging hinaus. Henry schloß sich ihm an. Am anderen Ende des Zimmers verharrte Maria zu Füßen des Kreuzes. Sie würde dort knien, bis Gonzáles zurückkam. Alec warf ihr noch einen Blick zu; dann folgte er den beiden Männern.

    SECHSTES KAPITEL

Auf Leben und Tod

    Als sie aus dem Hause traten, hatte sich der Himmel mit

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