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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Wolken bezogen, und ein frischer Wind wehte. Aus der Arena kam das Schnauben und Brüllen der Stiere. Gonzáles Augen wendeten sich erst dorthin; dann sah er den Himmel an; wie es Alec schien, war er noch nervöser als bisher. Alecs Aufmerksamkeit wurde jedoch sogleich abgelenkt, als er das Pferd erblickte, das vor der weißgetünchten Mauer der Arena stand; es war ein schwarzer Hengst und demnach wohl El Dorado ! Ein Rinderhirte mit einer langen hölzernen Lanze über der Schulter hielt den Rappen am Kopf.
    Henry hatte das Pferd ebenfalls entdeckt, und er warf Alec sogleich einen Blick zu. Jeder wußte vom anderen, was er dachte. Sie waren noch einige hundert Meter von dem Hengst entfernt und gingen schnell darauf zu. Es gab keinen Zweifel, daß dieses Pferd nicht der Vater der Jährlinge sein konnte, die sie in Amerika gesehen hatten. Sie waren bereit, Kopf und Kragen dagegen zu verwetten!
    »Ist das El Dorado?« fragte Henry erstaunt. »Selbstverständlich! In ganz Spanien gibt es kein Pferd, das es mit ihm aufnehmen könnte!«
    Sie waren jetzt nahe bei dem Hengst. Dieser mächtige nachtschwarze Körper führte ganz sicher einen Teil arabischen Blutes von den Gebirgen der Zentral Nejd. Alec und Henry hatten genug solcher Pferde in Arabien gesehen, um das feststellen zu können. Sie wußten, daß diese Tiere sehr mutig, tapfer und ausdauernd waren, und begriffen, daß El Dorado auch den Kampf mit einem Stier nicht scheute. Aber der Hengst war kein Rennpferd und konnte kein Rennpferd gezeugt haben! Seine Schenkel waren zu gewaltig und seine Kniebeuge zu tief angesetzt. Alec hätte ihn zeichnen können, wie er seine schwerbemuskelten Schenkel beugte, um sich mit einem riesigen Sprung in die Luft zu schnellen und sich auf einen überraschten Feind zu werfen. Er war auch imstande, sich mit der Behendigkeit und Anmut eines guten Tänzers auf einem winzigen Fleck zu drehen, und jede seiner Bewegungen würde so schnell, so sicher und so mühelos wie die einer Raubkatze sein. Er war dafür gezüchtet worden, solchen Anforderungen zu genügen, und er würde seinen Nachkommen gleich kennzeichnende Merkmale aufgedrückt haben, ganz gleich, mit welcher Stute er sich paarte. Aber zwei Kenner wie Henry und Alec glauben machen zu wollen, er könne Rennpferde wie jene Jährlinge in Amerika gezeugt haben, war schlechtweg lächerlich! Warum log Gonzáles? Und da El Dorado nicht der Vater der Jährlinge sein konnte, wer war es dann? Wo befand er sich?
    Weder Henry noch Alec richteten eine Frage an Gonzáles, denn sie spürten, daß er ihnen doch nicht die Wahrheit sagen würde. Sie blieben vor dem Hengst stehen und bewunderten den Araberkopf mit den riesigen braunen Augen. Sein Hals war kurz und strotzte vor Muskeln. Er war das Muster eines kraftvollen, mutigen, wahrscheinlich vollkommenen Dressurpferdes. Gonzáles legte seine Hand auf die schwerbemuskelten Schenkel.
    »Sehen Sie, meine Freunde, wie begierig er ist, wie feurig? Er hat etwa eine Woche lang nicht gearbeitet, und er weiß genau, was ihn heute erwartet!«
    Sein Gesicht rötete sich vor Stolz über das Pferd, das den Kopf hochwarf und freudig schnaubte. Dann stieg er in den Sattel, nahm dem Hirten die lange stumpfe Lanze ab und schwang sie mit Anmut über die rechte Schulter. So erinnerte er Alec an einen Ritter, der sich zum Kampf mit einem Drachen aufmachte. Aber auch an einen Zentauren, denn er saß so leicht und sicher in dem tiefen Hirtensattel, der über eine rotgelbe Satteldecke geschnallt war, daß er mit dem Pferd verwachsen schien. Von Unruhe und Nervosität war jetzt nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Gonzáles strömte Vertrauen und Sicherheit aus; es bestand kein Zweifel, daß er dem Stier mutig und seiner Kraft bewußt entgegentreten würde. Marias Anklagen und Behauptungen waren demnach wohl auf hysterische Sorge um ihren Herrn zurückzuführen.
    Don Angel brach in lautes Gelächter aus, als er ihre ernsten Gesichter bemerkte und schob mit einer mutwilligen Gebärde seinen Hut in die Stirn: »Warum sehen Sie so besorgt aus, meine Freunde«, rief er, schwang die Lanze unter seinen rechten Arm und ließ das stumpfe Ende ein Stück von El Dorados Kopf herausragen. »Vorwärts, kommen Sie mit. Ich werde Sie aufheitern!« Er lenkte sein Pferd durch den Tunnel in die Arena und zeigte Alec und Henry den Aufgang zu der Galerie.
    Als sie dort saßen, staunte Alec, wie ein so großer Mann mit solcher Leichtigkeit im Sattel sitzen konnte. Er wartete darauf, daß

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