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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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fern sein, doch wagte er nicht, seinen Feind auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen und sich umzudrehen.
    Der Stier brüllte auf und kam wieder angeprescht. Diesmal fuhren seine Hörner nicht durch die Stoffetzen, sondern rissen sie Alec aus den Händen, so daß sie ein Stück weit weg auf den Boden fielen. Der Stier starrte sie an. Dann trampelte er wütend darauf herum und bohrte wieder und wieder seine Hörner hinein. Diesen Augenblick benützte Alec, um sich nach der Mauer umzusehen. Sie war nur ein paar Meter hinter ihm. Er rannte darauf zu und erkletterte sie in panischer Eile. Kaum war er oben, als der Stier erneut angriff. Diesmal trafen die Hörner die Mauer; der Koloß brüllte auf und stürzte auf die Knie.
    Von weitem hörte Alec Hundegebell wie ein Echo auf das Gebrüll des Stieres; er kümmerte sich nicht darum. Er sprang auf den Weg hinunter und lief auf das Haus zu. Seine beiden Wunden bluteten heftig, aber er war dankbar, daß er noch lebte. Es war mehr, als er hatte erhoffen dürfen.

    FÜNFTES KAPITEL

Maria warnt

    Alec hatte sein Zimmer ungesehen erreicht und Henry schlafend vorgefunden. Er verband seine Wunden und schalt sich selbst, daß er so unvorsichtig gewesen war, die Weide mit den Stieren bei Nacht allein zu betreten. Er beschloß, weder Henry noch Gonzáles zu erzählen, was ihm zugestoßen war, um jeder Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen. Dann ging er ins Bett und schlief sogleich ein.
    Als er am frühen Morgen erwachte, schlief Henry immer noch fest. Alec betrachtete sich im Spiegel. Ein hochgeschlossenes Hemd mit langen Ärmeln verbarg das Pflaster im Genick und den Verband am Arm. So würde niemand etwas von seinen Verletzungen merken.
    Er weckte Henry und sagte zu ihm: »Ich gehe jetzt zu Blitz, um ihn zu versorgen. Hernach komme ich frühstücken. Du gehst inzwischen wohl schon hinunter.« Damit verließ er das Zimmer.
    Als Henry zum Frühstück erschien, traf er Don Angel im Patio an, vor einer großen Tasse mit schwarzem Kaffee. Maria saß neben ihm. Er begrüßte Henry und fragte ihn, was er haben möchte.
    »Ich esse am frühen Morgen nichts«, fügte er hinzu. »Eine Tasse Kaffee genügt mir bis zum Lunch. Aber ihr Amerikaner haltet es ja anders. Maria wird Ihnen bringen, was Sie möchten.«
    Henry bat um Kaffee mit Milch und um Eier mit gebratenem Speck und Toastbrot. Maria ging hinaus in die Küche.
    »Wo steckt Alec?« fragte Gonzáles.
    »Er ist vor einer Weile zu seinem Pferd gegangen, um es zu versorgen. Blitz läßt keinen Fremden an sich heran.«
    »Das ist lobenswert; erst das Pferd, dann der Mann«, erwiderte Don Angel. »Ich bewundere den Jungen, obwohl ich kein Pferdenarr bin wie er. Aber für meine Stiere hege ich die gleichen Gefühle.«
    Sie plauderten weiter, bis Maria Henrys Frühstück brachte. Gleich darauf trat Alec ein.
    »Ist Blitz wohlauf?« fragte Gonzáles. Als Alec bejahte, fuhr er fort: »Möchten Sie dasselbe zum Frühstück haben wie Henry?«
    »Oder hätten Sie lieber Schokolade?« fiel Maria ein.
    »Nein, danke! Lieber dasselbe wie Henry«, sagte Alec.
    Maria nickte, als hätte sie seine Antwort erwartet: »Gut, gern!«
    Marias Stimme ist zu sanft für ihr Alter, geradezu honigsüß, dachte Henry; ihm schien Bitternis unter dieser Sanftmut zu schwelen... Oder bildete er sich das nur ein? Gonzáles gefiel ihm nicht, ein Mann, der einen Deckhengst vom Range El Dorados beim Stierkampf ritt, war für ihn kein Pferdefreund. Auch die Stiere selbst verursachten ihm Unbehagen. Jedenfalls gedachte er, scharf auf Blitz aufzupassen.
    Als sie mit dem Frühstück fertig waren, sagte Gonzáles: »Ich muß mich für die Arena umkleiden. Kommen Sie mit mir. Ich habe schon nach El Dorado geschickt.«
    Sie gingen in sein Schlafzimmer, wo er zwei Paar lange weiße Baumwollstrümpfe anzog, dazu kurze Hosen mit langen, schweren Schutzledern für die Beine… Dann vertauschte er sein Hemd mit einem andern und schlüpfte in eine kurze Lederjacke. Beide waren gebraucht und abgenutzt.
    »Ich habe immer gut gekämpft, wenn ich dieses Hemd und diese Jacke trug«, erklärte er und lachte. »Vielleicht Aberglauben. Aber ich glaube auch an Gottes Hilfe.« Bei diesen Worten legte er eine goldene Kette mit einem kleinen Kruzifix um den Hals. Man merkte ihm an, daß er nervös war.
    Maria war ins Zimmer gekommen, ohne daß Gonzáles sie beachtet hatte. Sie stand still da und sah ihn an. Sie hatte schon am Abend vorher mehrfach versucht, ihn von dem

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