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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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sehen.«
    »Gut«, gab sie zurück. »Ich bin froh, daß Sie bleiben.«
    Ihre Stimme hatte die fröhliche, singende Freundlichkeit, der er sich erinnerte. Er schaute sie an und wurde sich plötzlich bewußt, daß er von » morgen« gesprochen hatte, wie wenn er nicht die Absicht hätte, ihr zu sagen, sie müsse heute noch gehen.
    Alec fiel auf, daß sie an diesem Morgen das Haar nicht zusammengebunden hatte; voll und wild fiel es ihr auf die Schultern und umspielte ihr Gesicht. Sie trug Jeans, eine weiße Bluse und abgenutzte Wildlederschuhe. Keine Stiefel, nichts Männliches. Und in die Mähne der jungen Stute waren gelbe, blaue und rosa Blumen geflochten.
    Pam drehte Black Pepper herum. »Kommen Sie«, sagte sie, »es ist ein herrlicher Tag!« Ihre einzigartige Fröhlichkeit strahlte wie die Morgensonne, und Alec war glücklich, daß er beschlossen hatte, mit Pam zu reiten.
    Bei der Startmaschine, die für vier Pferde bestimmt war, hielten sie an. Max, der Mann, der sie betätigte, wartete bereits auf sie.
    »Haben Sie Schwierigkeiten mit ihr gehabt?« fragte Alec und deutete mit dem Kopf auf die Stute.
    »Und ob!« meinte Pam. »Aber sie wird es schon schaffen. Es braucht eben Zeit.« Sie fuhr dem Pferd mit der Hand das rechte Vorderbein hinunter, so weit sie reichen konnte. »Da unten tut es ihr ein bißchen weh«, sagte sie.
    »Der Fehler sitzt nicht dort unten«, bemerkte Alec, »sondern in ihrem Kopf.«
    Da er wußte, daß Pam alle Pferde trotz ihrer Unzulänglichkeiten liebte, überraschte es ihn, daß sie ihm spontan beipflichtete. »Ja, gewiß, ich weiß«, sagte sie. »Sie hat irgendwie ein Brett vor dem Kopf. Vielleicht ist es etwas wie Platzangst bei einem Menschen. Sie erträgt einfach das enge Abteil nicht, wenn die Tore zu sind.«
    »Versuchen wir’s!« schlug Alec vor. »Wenn sie nicht einmal stillstehen kann, wird sie es nie schaffen.«
    Er schaute Pam nach, wie sie zur Startmaschine ritt, während ihre Hand Black Pepper mit unglaublicher Zärtlichkeit streichelte und sie so zu vergewissern suchte, daß sie sich vor dem Ungetüm vor ihnen nicht zu fürchten brauchte. Die Stute wieherte vor Vergnügen, aber Alec fragte sich, wie lange wohl noch. Vielleicht ewig mit einem solchen Mädchen im Sattel — wenn er ihr nur hätte Zeit lassen können.
    Sein schwergebauter Hengst bewegte sich mit kräftigen, aber plumpen Schritten vorwärts — so ganz anders als die schlanke Stute vor ihm. Black Peppers Bewegungen waren anmutig wie diejenigen eines Rehs; ihre Augen waren sanft und scheu und hatten etwas sehr Weibliches an sich. Doch Alec wußte, daß man seine liebe Mühe mit ihr hatte, sobald sie einen ihrer unberechenbaren Wutanfälle bekam. Irgendwie mußten sie das lodernde Feuer in ihr — das brodelnde Blut ihrer Mutter — auf den Wettkampf gegen andere Pferde konzentrieren. Sie durfte nicht ihre ganze Energie in der Startmaschine vertun.
    Max ging Black Pepper entgegen, packte sie beim Zaum und versuchte sie in die Maschine zu führen. Doch sie wirbelte jäh herum und riß Max mit sich.
    Pam ließ sich durch die Possen ihres Pferdes nicht beirren. Sie tätschelte es und sprach ihm ruhig zu. Ihr Körper verdeckte den kleinen Sattel, auf dem sie saß, so daß es aussah, als wären Roß und Reiter eins.
    Plötzlich drehte sich Black Pepper brüsk, brachte Max zu Fall und schleuderte ihn herum. Pam brauchte ihre ganze Kraft, um zu verhindern, daß sie abgeworfen wurde. Die Stute bäumte sich hoch auf und wirbelte herum, und Max mußte den Zaum loslassen.
    Instinktiv warf Pam die Arme um den warmen, feuchten Hals des Pferdes und klammerte sich mit den Händen daran fest. Für einen Augenblick waren sie und Black Pepper ein einziges wildes Wesen, die beiden Köpfe dicht beieinander, Haar und Mähne, hell und dunkel, in einem fließenden, fliegenden Durcheinander verflochten. Alec eilte mit seinem Hengst herbei und war an Pams Seite, als die Stute herunterkam. »Uff!« machte Pam. »Jetzt hab’ ich wirklich geglaubt, sie werde mich los.« Alec bemerkte, daß sie ihm ihr Gesicht so lange als möglich verbarg.
    »Ich an Ihrer Stelle wäre bestimmt abgeladen worden«, versicherte er ihr.
    Pam hob den Kopf. Ihr Gesicht war kalt und naß. »Gut, daß Sie hier sind, um zu helfen«, sagte sie. »Jeden Tag ist es nun so gewesen, und das ist nichts für ihr Training.«
    »Diesmal komme ich mit Ihnen«, beruhigte Alec sie, schob seinen großen Hengst näher an die Stute heran und ergriff deren Zaum. Wenn sein

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