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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Startmaschine rannte sie nun aus lauter Freude. Pam hatte es nicht leicht, sie zurückzuhalten. Das Pferd kämpfte, versuchte seinen Kopf hinunterzudrücken und wollte so schnell laufen können, wie es ihm paßte.
    Alec sah, wie Pam der Stute etwas nachgab, worauf diese eine ganze Länge vor den Hengst vorrückte. Er fragte sich, ob Pam wohl eine Stoppuhr in der geschlossenen Hand hielt, und wußte, wie viele Sekunden sie schon gestoppt hatte, als sie den 600-Meter-Pfahl erreichten und ins letzte Viertel gingen.
    Als sie aus dem hinteren Bogen kamen, ließ Pam die Stute noch weiter vorrücken, und nun war Alec sicher, daß sie eine Stoppuhr bei sich trug. Auch er spornte seinen Hengst an und ließ ihn zu größeren Schritten ausgreifen, bis er wieder auf Pams Höhe war. Das Tempo war genau richtig, wenn sie die Strecke in etwas weniger als 55 Sekunden fertigrennen wollten.
    Der Boden auf der Zielgeraden war weich und tief und erschwerte es Alecs Hengst, sein ohnehin schon unstetes Gleichgewicht zu halten. Alec zügelte ihn und half ihm auf einen Weg, wo der Boden unter seinen hämmernden Hufen nicht nachgab.
    Sie rasten über die Ziellinie, bremsten die Pferde langsam ab und galoppierten noch etwa 200 Meter, bevor sie anhielten und umkehrten. »Gerade ungefähr richtig«, meinte Alec. »Genau 55?«
    Pam drückte den Kopf an den Hals der Stute und atmete den nassen Geruch von nassem Haar und nasser Pferdehaut ein. »Ich glaube, ja«, sagte sie schließlich. »Jedenfalls schien es mir soviel zu sein.«
    »Heißt das, daß Sie keine Uhr bei sich haben?«
    »Sie ist im Stall. Ich hab’ sie vergessen«, erklärte sie. »Es tut mir leid — ich weiß, ich hätte sie dabeihaben sollen.« »Wenn Sie einen so unglaublichen Zeitsinn haben, brauchen Sie sie ja auch nicht«, war Alecs Antwort.
    Sie ritt vor ihm von der Bahn — schlank, aufrecht und, wie Alec schien, sehr stolz. Sie hatte alles Recht, stolz zu sein, denn es war ihr nicht nur gelungen, mit Black Pepper korrekt aus der Maschine zu starten, sondern sie hatte auch ohne Uhr die verlangte Strecke in der verlangten Zeit zurückgelegt, und er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Er ritt ihr nach, die leichte, freie Art bewundernd, mit der sie zu Pferde saß — ein Reiter, dessen Ritt nur die Freude am Reiten zum Zwecke hatte. Nie zuvor hatte er Reiter und Pferd gesehen, die so aufeinander abgestimmt waren.
    Auch wenn sie ein Naturtalent war, mußte sie doch eine kundige Führung gehabt haben. Dessen war er gewiß.
    »Und Ihr Vater?« rief er ihr fragend zu. »Reitet er auch?«
    »O ja!« erwiderte sie, ohne den Kopf zu wenden.
    »Ist er etwa Berufsreiter?«
    »Papa? Nein!« lachte sie. »Er wäre der erste, der zugäbe, daß er kein Profi ist. Aber einige seiner besten Freunde sind Profis«, fügte sie hinzu. »Da habe ich Glück gehabt — sie haben mir alles beigebracht, was ich kann. Captain Bill Heyer war einer von ihnen — und Stanley White. Kennen Sie sie?«
    »Nein«, antwortete Alec, »aber es gibt viele gute Reiter, die ich nicht kenne.«
    Alec ritt weiterhin hinter ihr. Es tat ihm weh, daß er sie wegschicken mußte — nach allem, was sie geleistet hatte, und angesichts ihrer Freude und der Schönheit des Morgens wurden seine Gefühle noch schwerer.
    Er hörte ihre Ausrufe des Entzückens beim Anblick des wellenförmigen Weidlandes. Sie zeigte auf die Wolken, die am Morgenhimmel über die waldige Kuppe zogen. Sie begeisterte sich an Bäumen und Büschen, die in feurig leuchtendes Rot, Gelb und Grün ausbrachen, sobald die Sonne auf sie fiel und sie aus dem morgendlichen Halbschatten ins helle Tageslicht auftauchten. So vieles, von dem er wohl wußte, daß es da war, das er aber schon lange nicht mehr beachtet hatte.
    Im Stall sattelten sie die Pferde ab und wuschen sie mit Schlauch und Schwamm und Bürste. Dann führten sie sie umher, bis sie trocken waren, und brachten sie schließlich in ihre sauberen Boxen zurück. Sie sprachen von Pferden und von der Freude, die sie an ihnen hatten, aber vom ernsten Geschäft, vom Trainieren und von den Rennen sprachen sie nicht. Und auch davon, daß Pam am Abend gehen müsse, sagte Alec kein Wort.
    Es fiel ihm immer schwerer. Er hatte ihr Zeit gelassen, sich in ihre Tagesarbeit zu vertiefen, und nun, da er sie mit ihr teilte, hatte er sich selbst darin vertieft. Vielleicht, dachte er, würde es nach getaner Arbeit leichter sein.
    »Noch fünf Pferde«, sagte sie, als sie durch den Stall schritten. »Reiten sie

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