Blitz wird herausgefordert
nahm sein Pferd hinüber an die Hecke. Er war dort ebenfalls in einer »Tasche«, aber es war der kürzere Weg um den Bogen. Aus dieser Position mußte er beobachten, was seine Rivalen unternahmen, und Feuerstrahls Speed für später aufsparen. Somit wurde sein Pferd nun doch zurückgehalten. Eine Weile lag er hoffnungslos unbeteiligt im Rennen.
Weit an der Außenseite des dahinjagenden Rudels machte jetzt ein Pferd einen Angriff auf die Konkurrenten an der Spitze. Er versuchte, vom Feld freizukommen und vor ihm die Bahn zu überkreuzen. Es galoppierte mit äußerster Kraft, gewann die Position, die sein Reiter wünschte, um Haaresbreite, und übernahm die Führung vor einer kleinen grauen Stute. Doch dann wurde es so plötzlich langsam, daß es beinah mehrere katastrophale Stürze verursacht hätte, weil die Jockeys hinter ihm die Pferde zurückreißen mußten, um nicht in die graue Stute hineinzulaufen.
Für Steve spitzte sich die Situation ebenfalls zu. Er nahm die Zügel ganz kurz, stand fast aufrecht in den Bügeln, und das ihm dichtauf folgende Pferd prallte beinah gegen ihn. Der andere Jockey schrie. Steve lenkte Feuerstrahl von der Hecke fort und versuchte dabei krampfhaft, ihn zurückzuhalten. Aber der rote Hengst war wild darauf, endlich loszujagen; er widersetzte sich und berührte das Pferd vor ihm, wobei er den fliegenden Hinterhufen nur um Zentimeter entging.
Jetzt merkte Steve, daß er die Stelle, an die er geraten war, um jeden Preis verlassen mußte. Er faßte die Zügel noch fester, schrie den anderen Jockeys eine Warnung zu und stieß vor! Er manövrierte Feuerstrahl an den Hinterhufen eines anderen Pferdes vorbei, doch wieder blockierte ein außen laufendes Pferd seinen Weg. Mit aller Kraft hielt er die Zügel kurz.
Als das Feld den ersten Bogen hinter sich ließ, hatte Steve immer noch keine freie Bahn. Er war jetzt ebenso enttäuscht wie sein Pferd. Er spürte, daß die anderen Jockeys ihm keine Chance geben wollten. Alles, was mir zu tun bleibt, ist, zu warten, beruhigte er sich selbst. Die lange Zielgerade ist wie geschaffen für Feuerstrahl; dort kann er dann loslegen! Jetzt finde ich nirgends Platz, wo ich durchbrechen könnte, ich muß Geduld üben, wie Alec mir gesagt hat — ich muß aus meinen Fehlern lernen — denn mir sind schon mehrere unterlaufen.
Auch auf der hinteren Geraden blieb das Tempo unglaublich schnell, und um die Spitze wurde erbittert gekämpft. Steve sah die Führung fünfmal wechseln, und das Feld war nun insgesamt sechs Längen auseinandergezogen. Er war mit Feuerstrahl noch immer in der Mitte des Rudels eingekeilt, und es schien, als würde er nie eine Chance bekommen vorzustoßen.
Er sah ein Pferd am Zaun entlangflitzen und bis zur Spitze gelangen. Aber die kleine graue Stute, die an der Außenseite lief, griff wieder an und übernahm die Führung. Ihr Galopp war so ausgeglichen wie ihre Körperproportionen. Das Tempo, das sie angab, war geeignet, alle anderen zu »killen«. Steve warf einen Blick auf die neben ihm galoppierenden Pferde; er hätte gern gewußt, ob eins von ihnen der Stallgefährte der grauen Stute war, die augenscheinlich als Schrittmacher diente. Sie schoben sich jetzt allmählich immer mehr an die dahinjagenden Spitzenpferde heran und zwangen die graue Stute, sich restlos zu verausgaben. Feuerstrahl hielt die Ohren gespitzt, wie Steve bemerkte, und schien die Dinge jetzt leichter zu nehmen als vorher. Vielleicht lernten sie alle beide abwarten, bis ihre Zeit gekommen war. Er mußte ihn in Schwung halten, das war das wichtigste. Steve sagte sich, daß er die richtige Entscheidung treffen mußte, wenn die nächste Gelegenheit zum Vorstoßen kam. Vorn lief wieder alles dicht gedrängt; er mußte warten.
Jetzt! Eins der Pferde ging auf der Mitte der hinteren Geraden zur Seite. Feuerstrahl schoß vor und in die entstandene Lücke hinein. Ein anderes Pferd fiel zurück. Steve nutzte die Gelegenheit, um es herumzugehen und wiederum eine Länge näher an die Spitzenpferde heranzukommen. Seine Zuversicht stieg. Er lockerte die Zügel ein wenig und benutzte jede Gelegenheit, seine Position zu verbessern. Er fand die Lücken, die er suchte, schwenkte um zwei Pferde herum und schnitt ein drittes, das ermüdete und ausscherte. Als er sich dem letzten Bogen näherte, flog er aus dem Rudel hinaus und gelangte unmittelbar hinter die Spitzenpferde! Das Pferd, das an dritter Stelle lief, begann zu ermüden. Sein Reiter wollte es unterstützen und ging weit
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