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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Gefühl, daß es ein Fehler gewesen war,
hierherzukommen, verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde.
Ein Blitz zuckte am Himmel, und der nachfolgende Donnerschlag war so laut, daß Anne fast vom Sitz aufsprang. »Wir
müssen zurück, Mark! Das hier ist doch der reine Wahnsinn!
Wir wissen nicht einmal, wo wir sind!«
    »Wir sind fast bei dem Campingplatz, wo man heute morgen
Edna Kraven gefunden hat. Kevin hat gesagt, der Ort, wo sie
angeln waren, liegt nicht weit davon entfernt. Wir schauen dort
nach, dann…«
    Das Funkgerät knisterte, und Mark meldete sich.
»Der Wagen hat ein Mobiltelefon, und deshalb konnten wir
eine Spur aufnehmen«, sagte eine kaum wahrnehmbare
Stimme, die zwischen den atmosphärischen, vom Sturm ausgelösten Störungen fast unterging.
Anne wollte etwas sagen, doch Mark schüttelte den Kopf,
drückte sich das Funkgerät enger ans Ohr, um zwischen dem
Geknister einige Worte auffangen zu können. »Sagt’s noch
mal!« brüllte er in das Mikrophon. »Wir haben nur Störungen!«
Die Stimme war wieder zu hören, und trotz der lauten
Störungen war schließlich ein Wort zu verstehen.
Snoqualmie.
Die Stimme sprach noch weiter, doch der Rest ging in den
Störungen unter. Die nächste Nachricht war dann überhaupt
nicht mehr zu verstehen. »Macht nichts«, murmelte Mark. »Sie
sind hier oben.« Er wandte seinen Blick kaum von der Straße,
als er Anne aufklärte. »Mobiltelefone sind immer mit dem
gesamten Telefonnetz verbunden. Man kann sie zwar nicht
genau orten, aber in etwa ausmachen, wo sie sind.« Ohne
weiter nachzudenken, griff er nach Annes Hand und drückte sie
zärtlich. »Wir finden sie. Geben Sie die Hoffnung nicht auf.
Wir finden sie ganz bestimmt.«
Das Auto kroch die Steigung hinauf. Schließlich kamen sie
an dem Campingplatz an. Aber als Mark sah, daß die
Zufahrtsstraße nach wie vor von der Polizei abgesperrt und
auch das Tor verschlossen war, versuchte er gar nicht erst,
hineinzufahren. Zwei Kilometer später, als er sich schon fragte,
ob Kevin sich wirklich so gut erinnert hatte, wie er das selbst
glaubte, tauchte ein kleiner Wegweiser, der nach rechts zeigte,
in der Dunkelheit vor ihm auf. Als er kurz darauf die Einfahrt
in den engen Weg erreicht hatte, hielt er an. Die schmutzige
Fahrspur, die von einem Strom Wasser schon völlig
aufgeweicht war, konnte höchstens ein Auto mit Allradantrieb
passieren. Mark hätte zwar hineinfahren können, aber nicht
mehr hinauf. Zumindest nicht mehr heute nacht.
Aber wie lange sah der Weg schon so aus? Was wäre, wenn
das Wohnmobil schon vorher durchgefahren wäre?
Er holte seine Pistole aus dem Handschuhfach und stieg aus.
Anne, der plötzlich klar wurde, was er vorhatte, wollte auch
aussteigen.
»Bleiben Sie im Wagen!« schrie er gegen den Wind an, der
durch die Bäume heulte und den Regen fast waagerecht gegen
das Auto drückte. »Sie können nicht…«
»Wenn Sie da runtergehen, kann ich das auch«, rief Anne
zurück. »Vergessen Sie nicht, daß es meine Tochter ist.« Ehe
Mark noch weiter protestieren konnte, bahnte sie sich schon
ihren Weg durch die Schlammassen, stützte sich auf die
Baumstämme und hielt sich an den Zweigen des Gebüsches
fest, wenn sie auszurutschen drohte.
Sie war schon auf halbem Weg nach unten, als ihr klar wurde, daß sie eines noch gar nicht richtig durchdacht hatte: Daß
von Glen, ihrem geliebten Glen, der jetzt wahrscheinlich bei
Heather war, nichts als sein bloßer Körper übriggeblieben sein
konnte – ein Körper, der sich nun völlig unter der Kontrolle des
rachsüchtigen Monstrums Richard Kraven befand, der ihn zu
seinem willfährigen Werkzeug degradiert hatte.
Das Bild des Monogramms, das Kraven in das Fleisch jedes
seiner Opfer gekerbt hatte, erschien ihr vor den Augen. Sie sah
Heather mit geöffnetem Brustkorb, sah ihre Lungen und ihr
Herz…
Nein!
Nicht Heather! Das durfte er Heather nicht antun – sie mußte verhindern, daß dies mit Heather geschah!
Ein seltsamer Ton drang aus Annes Kehle, es war eine
Mischung aus Furcht, Zorn und Hilflosigkeit. Sie kämpfte sich
voran und hatte furchtbare Angst, daß das Wohnmobil bereits
am Ende des Wegs geparkt sein könnte.
Und sie hatte Angst, daß Richard Kraven schon mit seiner
Arbeit begonnen hatte.
»Ich will dich nicht verletzten.«
Heather versuchte, den Mann, der nun keinerlei Ähnlichkeit
mehr mit ihrem Vater hatte, nicht anzuschauen.
Er fuhr das Wohnmobil auf einen Rastplatz. Der Fleck lag so

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