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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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Er sagte, dass alle Rinder, die auf seiner Weide stehen, ihm gehören, weil sie sein Gras fressen und nur von seinen Futtervorräten am Leben bleiben können. Wir ritten in den Kampf gegen seine Mannschaft. Einige von uns wurden getötet oder verwundet und…«
    »Onkel John?« So fragte ich scharf.
    Sie schwiegen.
    Dann sprach Shorty Mullegan fast tonlos: »Wir konnten ihn nicht mal beerdigen, so schnell jagten sie uns aus dem Land. Aber wir waren ja nicht mehr viele. Euer Onkel ist tot. Die Herde hat dieser King Ernest Bourdelle übernommen. Und wir sind froh, dass wir noch am Leben sind und zurück nach Texas reiten können. Das ist alles. Wisst ihr, wir sind ja nur einfache Herdentreiber, keine Revolverschwinger.«
    Als er verstummte, da wussten wir es.
    Onkel John war tot, und die Herde ging verloren.
    Während des Blizzards hatte sie sich zerstreut und überall Zuflucht gesucht.
    Es war Bourdelle-Weide.
    Onkel John war mit der Herde im Machtbereich eines unduldsamen Königs gelandet.
    Wir schwiegen lange.
    Dann sagte Shorty: »Am besten wäre es wohl, wenn auch ihr wieder nach Süden reiten würdet – heim nach Texas. Wir sind verdammt weit weg von unserer Heimatweide.«
    Die beiden anderen Treibherden-Cowboys nickten. Und der Stallmann legte die schmierigen Karten weg, weil er längst begriffen hatte, dass Luke und ich vor einer schweren Entscheidung standen.
    Und als wollte er uns dabei helfen, uns richtig entscheiden zu können, sagte er: »King Ernest Bourdelle – ja, er ist ein King, ein harter Herrscher in seinem Reich. Wir hören hier dann und wann von ihm. Er kam damals ins Niobrara-Land und verjagte die Indianer. Dann räumte er unter einer starken Bande von Banditen und Deserteuren auf, die sich aus dem Abschaum aller Rassen zusammensetzte. Er eroberte sich sein Reich gewissermaßen so wie damals im Süden die spanischen Ritter mit ihren eisengepanzerten Soldaten. Nun fühlt er sich tatsächlich wie ein Herrscher in seinem Reich. Manchmal lässt er sogar jemanden hängen, der gegen seine Gesetze verstößt. Euer Onkel hatte das Pech, dass er wegen des Blizzards sozusagen blind mit der Herde die Grenze überschritt. Reitet lieber heim nach Texas. Dort im Niobrara-Land seid ihr in King Ernest Bourdelles Schatten nur Verlierer. Wollen wir nun weiter Poker spielen?«
    Seine Frage galt den drei Treibherden-Cowboys.
    Aber ich sagte: »Jetzt nicht. Erst müssen wir unsere Pferde hereinbringen. Es ist doch wohl noch Platz im Stall – oder?«
    »Sicher«, sagte der Stallmann und erhob sich, um das Tor zu öffnen.
    Als wir die Pferde in den Vorraum brachten, sagte Shorty Mullegan: »Ihr reitet ja noch Pferde mit dem Brennan-Brand. Schon an diesem Brandzeichen würden euch Bourdelles Reiter erkennen. Bourdelle aber hat gedroht, jeden Brennan-Reiter aufzuhängen, den er noch auf seiner Weide antreffen sollte. Deshalb sind wir ja auch so schnell fortgeritten.«
    Nun wussten wir alles.
     
    * * *
     
    Etwas später standen wir an einem Schanktisch und kippten den ersten Drink.
    »Auf Onkel John«, knurrte Luke.
    »Dass er einen guten Platz im Jenseits bekommen hat«, murmelte ich.
    Ein rothaariges Mädchen kam an die Theke und sah uns abwechselnd forschend an.
    »Ihr seht wie Brüder aus«, sagte sie. »Aber es gibt nur mich in diesem Haus, zu dem auch das Hotel und der Store nebenan gehören. Will jemand mit mir nach oben für eine Stunde oder eine ganze Nacht? Oder wollt ihr beide…«
    »Nein«, sagte ich, »was mich betrifft. Aber einen Drink spendiere ich gern, meine Süße.«
    Sie lächelte dankend und sah Luke fragend an.
    »Gehen wir in dein Paradies für eine Nacht«, sagte er. »Und nehmen wir eine volle Flasche vom besten Stoff mit. Denn ich möchte in deinen Armen die ganze verdammte Welt vergessen.«
    Er sah mich an.
    »Nimm dir ein Hotelzimmer. Ich brauche keines. He, Jeff, wie wäre es wohl ausgegangen am Niobrara River, wenn wir bei Onkel John gewesen wären? Dies werde ich mich wohl von jetzt an immer wieder fragen müssen.«
    Er ließ sich vom Keeper, der wahrscheinlich auch der Wirt war, eine Flasche Bourbon geben und nahm das Mädchen in seinen Arm.
    Indes sie zur Treppe gingen, hörte ich ihn fragen: »Wie ist dein Name, mein Engel? Sag mir deinen Namen. Ich wette, du hast einen ganz besonders hübschen Namen.«
    »Lilly«, erwiderte sie, »ich heiße Lilly.«
    Und da begann mein Bruder Luke lauthals zu lachen. Er lachte die ganze Zeit, da er mit ihr die Treppe hinaufging. Und es war ein

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