Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
Vom Netzwerk:
bitterer Klang in seinem Lachen, den vielleicht nur ich erkennen konnte.
    Der Barmann fragte: »Wollen Sie ein Zimmer?«
    Ich nickte. »Nach dem Abendessen.«
    »Dann lass ich Ihre Siebensachen schon mal hinauf schaffen«, erwiderte der Mann hinter dem Schanktisch und rief dann über die Schulter durch die offene Tür hinter sich: »He, George, komm her!«
    Ein alter Neger erschien.
    Ich nahm mein Glas und ging zu einem Tisch in der Ecke. Dort saß ich lange, trank ab und zu einen Schluck und dachte an Onkel John.
    Das Unglück begann in Dodge City, als er nur die Hälfte seiner Rinder abgenommen bekam und sich zum Weitertreiben entschloss.
    Und dann waren wir nicht bei ihm, weil Luke an ein Miststück von Frau geriet.
    Das alles war wohl vom Schicksal so bestimmt worden.
    Doch wie würde es weitergehen?
    Luke hatte es dort oben wahrscheinlich etwas besser als ich. Er lag mit einer Frau im Bett und würde sich überdies betrinken. Ich aber würde ziemlich nüchtern bleiben, allein mit tausend bitteren Gedanken und Gefühlen.
    Verdammt, King Ernest Bourdelles Sohn war durch Lukes Wallach ums Leben gekommen. Der King aber war verantwortlich für den Tod unseres Onkels.
    Eigentlich hob sich das gegenseitig auf, und so hätten wir wohl keinen Grund für eine Fehde gehabt.
    Aber ich wusste, es würde anders kommen.
    Und wo war das Geld, dass Onkel John in Dodge City für die Hälfte unserer Rinder bei den Viehaufkäufern erlöst hatte?
    Ja, wo waren die mehr als vierzigtausend Dollar?
    Ich beobachtete die wenigen anderen Gäste im Saloon. Dann bekam ich das Abendessen und nahm noch einen Drink.
     
    * * *
     
    Am nächsten Morgen saß ich beim Frühstück, als Luke herunterkam. Er hatte einen mächtigen Kater und verquollene Augen. Wir schwiegen eine Weile.
    Schließlich sagte er: »Die hieß auch Lilly.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich. »Das hörte ich noch, als ihr nach oben gegangen seid. Wie war sie?«
    »Das weiß ich nicht«, knurrte er. »Ich habe mir oben die Flasche an den Hals gesetzt und so lange geschluckt, bis ich glaubte, genug zu haben. Und dann kam der Hammer. Sie muss den Rest aus der Flasche getrunken haben, denn soeben schnarchte sie noch neben mir im Bett. Sie heißt Lilly und schnarcht. Lilly McGinnes schnarchte nicht. Was machen wir?«
    Es war die glasharte Frage, die ich von ihm erwartet hatte.
    Ich erwiderte: »Wir müssen unsere Pferde gegen andere Tiere eintauschen. Denn mit Tieren, die den Brennan-Brand tragen, das Brandzeichen unserer Treibherde, können wir nicht in Bourdelles Reich eindringen.«
    »Und wenn wir von den drei Reitern erkannt werden, die den toten Königssohn heimbrachten?« So fragte er.
    »Das müssen wir riskieren«, erwiderte ich.
    Damit war alles klar. Wir würden nach dem Frühstück weiter nach Norden in Richtung Niobrara River reiten.
    Schon eine Stunde später waren wir unterwegs.
    Unsere Pferde trugen andere Brandzeichen, denn wir hatten die Tiere eingetauscht. Da wir nichts draufzahlen wollten, ritten wir nun schlechtere Tiere, die aber dennoch über dem Durchschnitt waren. Der Mietstall hatte mit unseren Tieren ein gutes Geschäft gemacht.
    Luke tat es gewiss um seinen grauen Wallach Leid. Doch wir konnten es nicht wagen, auf Tieren mit dem Brennan-Brand in Bourdelles Reich zu reiten.
    Wie weit mochte es wohl noch sein?
    Am nächsten Tag kamen wir an einem Waldstück vorbei, wo einige Indianerzelte standen. Man hatte zwei Kuhhäute aufgehängt. Aus Neugierde ritten wir hin. Es war eine ziemlich heruntergekommene Indianersippe, die hauptsächlich aus Frauen, Kindern und ein paar alten Männern bestand.
    Sie bettelten auch sofort um Tabak. Wir warfen ihnen einen noch halb gefüllten Beutel zu und betrachteten die Rinderhäute. Obwohl sie mit der Innenseite nach außen gehängt wurden, konnte man dennoch das Brandzeichen erkennen.
    Die armselige Indianersippe hatte also damals – wahrscheinlich noch vor dem Blizzard – einige unserer Rinder gestohlen in einer dunklen Nacht. Sie hatten also gewiss auch junge Männer bei sich, nicht nur alte.
    Und so fragte ich: »Spricht jemand von euch unsere Sprache?«
    Der Alte, der noch den Tabaksbeutel in der Hand hielt, nickte und deutete mit dem Daumen gegen seine Brust.
    »Ich rede wie die weißen Männer«, sagte er.
    »Wir brauchen einen Scout«, sprach ich ruhig, »einen rüstigen Krieger, der das Land am Niobrara gut kennt und sein Wissen verkauft für einen Dollar pro Tag. Er müsste mit uns reiten und uns nicht nur

Weitere Kostenlose Bücher