Blizzard-Fehde
mitnehmen, dann werde ich Ihnen keine Last sein. Ich kann reiten wie ein Cowboy.«
Ich nickte und wandte mich ab, um sie allein zu lassen.
Aber sie fragte: »Diese Frau, die Ihren Bruder so sehr enttäuschte, hat sie ihm wirklich so übel mitgespielt?«
»Ja, sehr übel«, erwiderte ich. »Er war schon in der Hölle. Er betäubte sich mit Feuerwasser und ging keinem Streit aus dem Wege. Er wird nie wieder einer Frau vertrauen.«
»Und Sie?« Laura Halloway fragte es geradeheraus.
Ich sah sie an. »Laura, Sie brauchen sich unsere Hilfe nicht zu erkaufen«, murmelte ich. »Gewiss wollten schon viele Männer Ihre ritterlichen Beschützer sein. Nur bei Bourdelle gerieten Sie an den falschen Mann. Mir brauchen Sie nichts zu versprechen, damit wir Sie hier herausholen.«
Nach diesen Worten ging ich.
Irgendwie tat sie mir Leid. Sie war reizvoll und konnte gewiss jeden Mann verwirren. Aber wahrscheinlich war es ihr mehrmals schon wie Luke ergangen, und sie hatte dem falschen Partner vertraut. Luke war von einer Frau enttäuscht worden. Bei Laura mochten es mehrere Männer gewesen sein. So jedenfalls sagte es mir mein Instinkt.
Manche Menschen hatten immer Pech.
* * *
Die Tage vergingen ohne besondere Zwischenfälle.
Der Blizzard tobte und brüllte. Wir hielten uns im Haus auf und versorgten abwechselnd in der Scheune unsere Pferde.
Und obwohl keine hundert Schritte vom Haupthaus entfernt fast ein Dutzend andere Menschen im langen Bunkhouse der Ranch wohnten und im Stall eine Menge Tiere versorgt wurden, kamen wir mit diesen Menschen nicht in Berührung. Keiner von ihnen kam zum Haupthaus. Sie alle waren untergeordnete Ranchhelfer, die gewöhnt waren, dass man sie rief, wenn man sie brauchte.
Laura Halloway trug nun andere Kleidung, manchmal einen Anzug, dann wieder einen geteilten Reitrock, dazu Stiefel und auch Jacken oder Westen.
In dieser Kleidung wirkte sie sehr viel anders, mehr wie eine Rancherin, eine Reiterin – nicht wie eine Saloonkönigin, für die ihre Schönheit das größte »Betriebskapital« ist.
Eigentlich unterhielt sie sich nur mit mir, wenn sie einmal sprach.
Nach einigen Tagen fragte sie mich: »Wann endlich werden wir von hier fortkommen können? Ich fürchte mich vor Bourdelles Rückkehr.«
Ich erkannte die Einsamkeit in ihren Augen. Und sie tat mir Leid. Sie hatte hier all ihre Chips in einem Spiel riskiert und verloren. Nun wollte sie fort, nichts wie fort, weit weg von Bourdelle.
Dann musste sie irgendwo neu anfangen – vielleicht wieder ganz unten.
Aus dem Wohnraum tönte jetzt ein scharfer Ruf. Es war Lukes Stimme. Sie stieß einen zweiten Triumphschrei aus. Und so liefen wir hinunter.
Vielleicht wäre ich sonst mit Laura in mein Zimmer gegangen und hätte sie auf das Bett gelegt. Ich hatte in ihren Augen erkannt, dass ich alles von ihr bekommen könnte, was eine Frau zu geben vermag, die nicht länger einsam sein will.
Aber Lukes Triumphgebrüll lockte uns hinunter.
Er stand im Ranchbüro vor dem offenen Geldschrank. O ja, wir wussten, dass er sich schon viele Tage und auch Nächte darum bemühte, das Zahlenschloss richtig einzustellen. Gewiss hatte er schon Tausende von Zahlenkombinationen ausprobiert.
Nun aber hatte es geklappt. Denn der große und schwere Geldschrank stand offen.
Wir sahen Geldscheine, Münzen, Goldbarren.
»Das nehmen wir mit«, sagte Luke. »Unser Onkel hatte eine Menge Geld bei sich, denn er verkaufte ja viertausend Rinder in Dodge City. Und dann lassen wir uns auch noch die anderen viertausend Rinder bezahlen. Bourdelle ist uns eine Menge schuldig. Wir sind Onkel Johns Erben. Oder siehst du das anders, Bruder?«
»Nein«, erwiderte ich. »Aber wir werden Laura etwas abgeben. Denn auch ihr ist Bourdelle etwas schuldig – auch Schmerzensgeld dafür, dass er sie hier gefangen hielt. Oder?«
Er starrte mich an, dann richtete er seinen Blick auf Laura.
»War sie schon mit dir im Bett?« So fragte er böse. »Vergiss nur nicht, wie es mir mit Lilly erging, Bruder.«
Nach diesen Worten ging er, ließ uns allein am offenen Geldschrank.
Laura sah mich an. »Er ist immer noch tief verwundet«, murmelte sie. »Er tut mir Leid. Was eine Frau doch anrichten kann bei einem Mann.«
»So ist es«, murmelte ich.
Wir gingen ebenfalls hinaus, ließen den Geldschrank offen stehen. Wer sollte das Geld auch wegnehmen? Draußen brüllte immer noch der Blizzard. Nun Biberzahn würde sich dort draußen nicht verirren.
Überhaupt Biberzahn…
Er hatte im
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