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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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Kopf. »Ich sehe mich mal um«, sagte er. »So gut ich kann.«
    Und im nächsten Moment war er bei der Tür, öffnete diese einen Spalt und glitt wieder hinaus in den brüllenden Schneesturm.
    Ich aber begann mich im Haus umzusehen.
    Als ich wenig später in das große Schlafzimmer von Bourdelle trat, da lag die schöne Laura Halloway auf einer Seite des breiten Doppelbettes und schlief.
    Ich verharrte eine Weile am Fußende und betrachtete sie. O ja, sie konnte einem Leid tun. Wahrscheinlich war sie eine Glücksjägerin, eine Abenteurerin und Spielerin. Und als sie sich in einer Pechsträhne befand, lernte sie Bourdelle kennen, einen Mann, den sie King Ernest nannten.
    Er musste ihr wie der Retter in höchster Not vorgekommen sein. Er hatte ihr gewiss eine Menge versprochen, zum Beispiel, dass sie die Königin sein würde in seinem Reich.
    Doch dann hatte sie irgendwie herausgefunden, dass sie es bei ihm nicht aushalten würde. Sie wollte fort. Aber er ließ sie nicht mehr weg.
    Er hatte ja auch unserem Onkel John die ganze Herde abgenommen.
    Wahrscheinlich nahm er sich in diesem Land alles, was er haben wollte.
    Es war nicht warm in diesem Schlafzimmer. Sie trug nur ihr rotes Kleid. Es war ein Kleid, wie es Frauen zu festlichen Anlässen trugen. Auch Lilly McGinnes hatte ein ähnliches Kleid getragen, als sie das Roulette bediente und Luke so viel gewinnen ließ.
    Ich konnte mir denken, dass dieser Bourdelle Laura Halloway alle anderen Bekleidungsstücke weggenommen hatte und ihr nur diese etwas freizügigen Kleider ließ, in denen sie nicht fliehen konnte.
    Ich nahm die Bettdecke und deckte sie zu.
    Ja, sie konnte einem Leid tun.
    Ich machte weiter meine Runde durch das Haus. In einem der unteren Räume war das Ranchbüro.
    Und hier konnte ich in dem großen Buch lesen, dass Bourdelle die viertausend Brennan-Rinder tatsächlich zum schon vorhandenen Rinderbestand hinzugezählt hatte.
    Kauf einer Texasherde, stand in der Zugangsspalte zu lesen. Er war ein verdammter Pirat.
    Und seinem Sohn, der gewiss sein Nachfolger geworden wäre, hatte Lukes grauer Wallach das Genick gebrochen.
     
    * * *
     
    Eine Stunde später saßen wir beim späten Nachtessen oder frühen Frühstück.
    Wang bediente uns, als wären wir willkommene Gäste.
    Aber einmal sagte er: »Ich muss Ihnen geholchen, nicht wahl? Abel wenn Mistel Bouldelle kommt, wild el Sie aufhängen lassen.«
    »Machen Sie sich da keine Sorgen, Mr Wang«, sagte Luke und grinste. »Was haben Sie denn eigentlich in China gemacht? Waren Sie da auch Diener und Koch?«
    Da richtete sich Wang stolz auf.
    »Ich war Lehlel an einem Fülstenhofe. Und ich wal noch jung. Ich velliebte mich in die Plinzessin, und sie velliebte sich in mich. Ihl Vatel wollte mil den Kopf abschlagen lassen. Und so musste ich weit, weit weg – bis hielhel.«
    Er verstummte bitter, nahm eine leere Schüssel und verschwand durch jene Tür, welche zur Küche führte.
    Wir sahen ihm nach.
    Luke sagte: »Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen – jeder. Und immer wieder verlieben sich Burschen in das falsche Mädchen oder die falsche Frau. Was ist mit der da oben? Wenn wir hier alles abbrennen und zerstören, dann sehe ich kommen, dass wir sie mitnehmen müssen. Wie viele Leute sind sonst noch auf der Ranch?«
    Seine Frage galt Biberzahn, der ja die ganze Ranch erkundet hatte und deshalb wieder hinaus in den Blizzard gemusst hatte.
    »Fast ein Dutzend«, erwiderte Biberzahn und nagte an der Putenkeule. »Stallburschen, Ranchhelfer und Handwerker. Sie alle schlafen im großen Schlafhaus der Mannschaft. Dort sind mehr als fünfzig Schlafgelegenheiten. Ich war drinnen und hätte sie alle mit dem Messer töten können. Aber es sind keine Cowboys, keine Revolverschwinger – keine Krieger, wie wir Indianer sagen würden.«
    Mir hatte es schon viele Tage auf der Zunge gelegen. Nun aber fragte ich: »Biberzahn, wie lange bist du zur Schule gegangen?«
    »Sieben Jahre«, antwortete er ernst. »Und die Missionare wollten mich auf eine Universität schicken. Ich sollte für mein Volk ein Führer werden, der den Weißen gleichwertig war. Doch dann…«
    Er verstummte und winkte ab.
    Wir aßen schweigend weiter.
    Draußen orgelte der Blizzard.
    Oben schlief eine schöne Frau.
    Und Bourdelle war irgendwo. Er hätte einen Scout haben müssen wie Biberzahn, der ihn durch den Blizzard führen konnte. Doch solch einen Mann gab es nur einmal. Biberzahn war der große Glücksfall für uns gewesen. Und er kostete nur

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