Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
Hand.
»Mir tut es auch leid«, sagte ich bitter. »Aber wenn wir schon bei den Geständnissen sind«, ich deutete auf dasBlatt Papier, das ich gerade unterzeichnet hatte, »dürfen Sie mir jetzt erzählen, wem Sie den Tipp gegeben haben.«
»Welchen Tipp?«, fragte Stahl. Sein verwirrter Blick wirkte täuschend echt.
»Donnerstags haben Sie von mir das komplette Geständnis bekommen, und Sie waren sauer, das war nicht zu übersehen. Und freitags
wurde ich öffentlich bloßgestellt. Jetzt erzählen Sie mir nicht, dass das ein Zufall war.«
Stahl schüttelte den Kopf. »Das ist eine sehr dürftige Beweisführung. Eine gewisse zeitliche Nähe und der Mangel an alternativen
Verdächtigen. Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, aber nach einer ordentlichen Ermittlung sieht das nicht aus.« Er grinste.
»Aufgrund dieser windigen Indizien werden Sie sicherlich keinen Haftbefehl bekommen.«
»Sehr witzig«, sagte ich schnippisch.
»Zumal der einzige Verdächtige vehement leugnet«, fuhr Stahl in reichlich unangemessener Heiterkeit fort. »Ich war sauer,
das gebe ich zu. Aber ich hatte ganz andere Probleme, als mich an Ihnen zu rächen, indem ich Sie verpfeife.« Er machte eine
kleine Pause. »An wen übrigens?«
»Susan Walker.« Ich spuckte den Namen förmlich aus.
Stahl zog einen Notizblock heran und schrieb den Namen auf. »Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen.«
Ich starrte ihn verständnislos an.
»Ich finde heraus, wer Sie verpfiffen hat.«
»Warum sollten Sie das tun?«, fragte ich.
Er zuckte die Schultern. »Sie haben mich zwar zwischendurch ein bisschen verarscht, aber letztlich bin ich Funk nur dank Ihres
Fotos und Ihrer Hinweise auf die Spur gekommen. Ich wurde belobigt und habe Aussicht auf eine Beförderung. Und wenn ich nun
herausfinde, werSie verpfiffen hat, kann ich mich ein bisschen erkenntlich zeigen, oder?«
Ich erzählte ihm die Geschichte meines Blogs, die Beziehung zwischen Susan Walker und John Hunter, verschwieg aber, dass der
Verlobte meiner Freundin Vanessa Goodheart war und Susan Walker kannte, weil ich von seiner Unschuld inzwischen völlig überzeugt
war. Stahl notierte mit konzentriertem Gesichtsausdruck.
»Okay, dann sehe ich mal, was ich herausfinden kann.«
Ich trank den letzten Schluck Cappuccino. »Das ist nett, aber eigentlich nützt es gar nichts mehr. Der Blog ist tot und die
Chance, daraus einen Beruf zu machen, leider auch.«
»Einen Beruf?« Er starrte mich mit großen Augen an. »Hätten Sie das gewollt?«, fragte er.
Ich zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich keinen Bock mehr darauf habe, ständig unterwegs zu sein.«
»Aber das ist sicher sehr spannend, man kommt viel herum …«
»Klar kommt man viel herum. Aber … « Ich zögerte, biss mir auf die Lippen. Ich war nahe daran, ihm zu erzählen, dass mir erst in den Wochen meines Zwangsurlaubs
aufgefallen war, dass ich außer Sabine nie echte Freunde gehabt hatte. Jetzt waren immerhin Jasmin, Stefan und Jake dazugekommen.
Dass ich mich nirgendwo zu Hause fühlte, was sicher auch an meinem ungemütlichen Apartment lag. Dass sich der Reiz der hippen
Orte dieser Welt abnutzte, wenn man kein Zuhause hatte, zu dem man zurückkehren konnte. Ich wollte fliegen, ja, aber nicht
immer. Vielleicht war das die Lösung?
Stahl erzählte ich von all dem nichts mehr. Ein Landeskriminalbeamter, der mir immer noch mit einem einzigenWort gegenüber seinen Vorgesetzten riesige Probleme bereiten konnte, war wohl kaum der richtige Ansprechpartner für eine Lebensbeichte.
Ich musste mich beeilen, um rechtzeitig in meine Wohnung zu kommen und mich umzuziehen, sodass ich nicht viel Zeit hatte für
meine Aufregung, Thomas wiederzusehen. Zwar wusste er nichts von meinem virtuellen Absturz, aber trotzdem gab es eine wenig
vorteilhafte Veränderung in meinem Leben: Ich wohnte wieder in meinem dunklen Ein-Zimmer-Apartment statt in Sabines großzügigem
Penthouse.
Eigentlich hoffte ich, dass ihn diese Äußerlichkeiten nicht sonderlich beeindruckten, aber ganz sicher war ich mir nicht.
Besser also, ihm meine Wohnung nur kurz zu zeigen und dann auszugehen. Zurückkommen konnten wir ja später immer noch.
Wir kamen nicht zu mir zurück, sondern fuhren zu ihm. Seine Wohnung hatte ich nur noch verschwommen in Erinnerung, und selbst
daran wollte ich eigentlich gar nicht mehr denken. Die Situation, nackt in seinem Bett aufzuwachen, nachdem er mich sturzbesoffen
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