Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
Verräters. Dann wurde ich von Jasmin abgelenkt, die auf meine
nächtliche SMS mit einem Anruf antwortete.
»Ich habe gehört, ihr habt euch vertragen. Das ist super, denn ich will dich als Brautjungfer!«
»Du heiratest kirchlich?«, fragte ich, sobald ich meine Sprache wiedergefunden hatte.
»Natürlich. Das gehört ja wohl dazu.«
Ich schwieg. Keine Ahnung, ob die Formulierung, dass das ja wohl dazugehöre, sich auf die Show im weißen Kleid oder auf eine
religiöse Überzeugung bezog, aber es war mir auch egal. Wenn Jasmin es schaffte, in unschuldigem, jungfräulichem Weiß vor
dem Traualtar zu erscheinen, wollte ich sie sicher nicht daran hindern.
»Können wir uns sehen? Ein bisschen planen? Immerhin bin ich in der glücklichen Situation, den wichtigsten Trendscout zu kennen,
der bei meiner Hochzeitsplanung hilft.«
»Ich bin kein …«, begann ich, aber Jasmin schnitt mir das Wort ab.
»Für mich schon.«
Wir trafen uns zu dritt am Rhein. Jake brachte Sergeant Pepper mit, und ich freute mich riesig, ihn zu sehen. Ich hatte den
Eindruck, dass er meine Begeisterung teilte. Wir schlenderten gemütlich hinter ihm her, warfen abwechselndStöckchen und nahmen die Verschmutzung unserer Hosen bis in Kniehöhe gleichmütig hin. Ich hatte mir zu diesem Zweck schon
vor Wochen eine Sergeant-Pepper-Jeans auserkoren, die beliebig dreckig werden durfte. Ich freute mich geradezu, sie und die
dicken Schuhe wieder anzuziehen, nachdem ich die ganze Woche in Uniform und High Heels herumgestöckelt war.
Wir plauderten über Jasmins Hochzeitsvorstellungen, die sich als diametral entgegengesetzt zu denen von Jake herausstellten.
Sie wollte kitschig, pompös und kirchlich heiraten, Jake am liebsten ganz allein nur auf dem Standesamt. Jasmin plante eine
Feier mit dem erweiterten Kreis ihrer Großfamilie und allen Freunden, Jake würde am liebsten nur mit vier oder fünf Leuten
gemütlich essen gehen. Sie lachten über ihre unterschiedlichen Vorstellungen, neckten sich, und ich war mir sicher, dass zu
guter Letzt alles so laufen würde, wie Jasmin es wollte.
Die Diskussion wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Beschwingt meldete ich mich mit: »Hier ist Lulu, wer ist
da?«
»Frank Stahl.«
Ach, du Scheiße, dachte ich. Was will der denn noch?
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie am Wochenende störe …«
Ich schwieg.
»Wir haben Funk gefasst.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Trotzdem fragte ich mich, ob diese Nachricht so wichtig war, dass Stahl mich samstags deswegen
anrief.
»Ich schreibe gerade den Bericht, und da, also, ich habe da ein kleines Problem.«
Ich würde ihm sicher nicht beim Tippen helfen.
»Es geht um das Foto, das Sie diesem Juan Diego de, äh, …«
»Todos los Santes y Borbón«, half ich ihm aus.
»Genau. Dazu bräuchte ich leider eine Aussage von Ihnen.«
Eine Aussage? Meine Knie wurden weich. Vermutlich wurde ich auch blass, denn Jasmin blickte mich plötzlich besorgt an und
griff nach meinem Ellbogen.
»Wissen Sie, ich habe versucht, Sie da ganz rauszuhalten, aber ich bekomme den Bericht nicht rund ohne diese Information.
Es funktioniert einfach nicht. Und deshalb, also, es tut mir wirklich leid, aber – würden Sie vielleicht vorbeikommen?«
»Jetzt?«, fragte ich matt.
»Wenn sich das irgendwie machen ließe …«
Ich ließ mir beschreiben, wo ich hinkommen sollte, und verließ Jake und Jasmin, die mir ihre Begleitung anboten. Ich lehnte
ab. Mir war es lieber, dieses peinliche Kapitel meines Lebens ohne einen größeren Zeugenkreis abzuschließen.
Ich nahm die Straßenbahn und bemerkte erst beim Aussteigen, dass ich vollkommen unpassend angezogen war. Die dicken Schuhe
mit den schlammigen Sohlen und die dreckige Jeans passten irgendwie nicht zu einem offiziellen Besuch im Landeskriminalamt.
Oder anders ausgedrückt: Wie sollte ich einigermaßen sauber aus der Sache herauskommen, wenn ich doch ganz offensichtlich
Dreck am Stecken hatte? Ich musste über meinen plötzlichen Anflug von Galgenhumor grinsen und wunderte mich. Selbstironie
hatte bisher nicht zu meinen Stärken gehört.
»Vielen Dank, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen«, sagte Stahl und deutete auf einen Stuhl an seinem Schreibtisch.
»Möchten Sie einen Kaffee?«
Er war um einiges verbindlicher als bei unserem letzten Treffen, sodass ich keine Ahnung hatte, woran ich mit ihm war.
»Unser Automatenkaffee schmeckt natürlich nicht so toll
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