Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
dort hineingelegt hatte, eignete sich nun wirklich nicht für romantische Erinnerungen. Oder wenn, dann sicher erst viel später.
Unseren Kindern oder Enkeln könnten wir darüber berichten – wenn wir jemals welche hätten.
Ausschließen mochte ich das jedenfalls nicht. Thomas war beim Eintreffen in meiner Wohnung erst sehr zurückhaltend und still
gewesen. Ich konnte nicht herausfinden, ob sein reserviertes Verhalten an der Wohnung lag, oder ob er mit den Gedanken woanders
war, aber nach einiger Zeit taute er dann doch auf.
Er hatte sich auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt noch mit Jake und Jasmin verabredet, und so beeilten wir uns, zu dem
vereinbarten Steakhouse zu kommen. Der Abend war entspannt und fröhlich, und ich war in bester Stimmung, als Thomas mich leise
fragte, ob wir uns verdrücken sollten.
Ich sah ihn fragend an.
»Ich habe eine Flasche Sekt im Kühlschrank und eine ziemlich gute Espressomaschine.«
Ich nickte.
Jasmin warf mir eine Kusshand zu, und Jake setzte mal wieder sein anzügliches Grinsen auf, als wir uns verabschiedeten. Ich
seufzte. An dieses Grinsen würde ich mich wohl gewöhnen müssen – Jasmin zuliebe. Ich konnte ihrem Demnächst-Ehemann ja nicht
jedes Mal eine runterhauen, wenn er mich so ansah.
Das zweite Mal Aufwachen in Thomas’ Bett war deutlich angenehmer als das erste. Erstens wusste ich sofort, wo ich war, und
die Erinnerung an unseren leidenschaftlichen Sex war durchaus angenehm. Zweitens zog ein herrlicher Kaffeeduft durch die Wohnung,
dicht gefolgt vom Duft frischer Brötchen. Ich genoss das Gefühl, umsorgt zu werden, und blieb noch ein paar Minuten gemütlich
liegen. Erst als Thomas mir zurief, er wisse genau, dass ich wach und der Milchkaffee jetzt fertig sei, bequemte ich mich
aus dem Bett.
Es gab Kaffee, frisch gepressten Orangensaft, Obstsalat, Brötchen, Honig, Marmelade, Käse, Aufschnitt und Nutella. Ich liebe
Nutella am Sonntagmorgen.
Wir frühstückten in aller Seelenruhe, Thomas erzählte von seiner Fortbildung in England, die sich vorwiegendmit Rechercheproblemen beschäftigte. Er betonte mehrfach, dass es eine Auszeichnung war, an diesem Seminar teilnehmen zu dürfen,
und beobachtete meine Reaktion. Ich freute mich für ihn, was ihn zu erleichtern schien. Warum auch nicht? Ich gehöre nicht
zu den Frauen, die selbst die ganze Woche in der Weltgeschichte herumgondeln, sich aber bei ihrem Liebsten darüber beschweren,
dass er keine Zeit für sie hat. Obwohl ich traurig war, dass er gegen elf Uhr schon wieder zum Flughafen musste.
Gegen Abend rief Stefan an. »Ich verschwinde morgen wieder nach München. Kommst du Abschied feiern?«
Natürlich kam ich. Stefan hatte ein himmlisches Risotto gekocht, Jake und Jasmin brachten selbst gemachtes Tiramisu mit, das
allerdings höllisch scharf war, weil Jake aus Versehen das von ihm selbst zusammengemischte Winter-Kakao-Pulver erwischt hatte,
das mit Cayenne-Pfeffer und gemahlenem Ingwer verfeinert war. Wir saßen mit tränenden Augen am Tisch und lachten über sein
verstörtes Gesicht.
»Bist du jetzt nicht mehr auf der Flucht?«, fragte ich endlich, als ich wieder Luft bekam.
Stefan schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Vorschuss auf meinen Bildband bekommen, das Geld direkt an das Finanzamt überwiesen
und bin daher fürs Erste aus dem Schneider. Außerdem hat der Detektiv meine Exfreundin aufgespürt und sie der Polizei übergeben.
Ich kann wieder in meine Wohnung, ohne befürchten zu müssen, dass der Gerichtsvollzieher mit zwei netten Polizeibeamten und
einem Haftbefehl vor der Tür steht.«
»Ich wäre dich aber im Knast besuchen gekommen«, sagte Jake grinsend. »Und vielleicht hätte ich dann einen Ratgeber …«
Stefan warf mit seinem Löffel nach ihm, traf aber nicht Jake, sondern eins von Sabines Kristallgläsern, das in tausend Stücke
zersprang.
»Also doch Knast«, kommentierte Jake trocken. »Wegen Androhung schwerer Löffelgewalt und Randalierens mit Glasbruch.«
Stefan saß auf seinem Platz wie ein Häuflein Elend. »Tut mir so leid, Sabine, deine guten Gläser …«
Ich hielt die Luft an, denn ich wusste, was jedes dieser wahnwitzig exklusiven Stücke gekostet hatte.
»Kein Problem«, säuselte die neue Sabine. »Man soll sein Herz sowieso nicht an Dinge hängen.«
»Du bist mir richtig unheimlich«, murmelte ich.
»Weil du noch nicht weißt, was ich von Stefan als Wiedergutmachung fordere«, entgegnete sie mit
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