Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
einem überhaupt nicht mehr
entrückten Blick. Sabine wandte sich mit einem breiten Grinsen an Stefan. »Ich verpflichte dich hiermit als künstlerischen
Berater für den Bildband, den ich über Patagonien machen werde. Ich habe ungefähr zwanzigtausend Fotos geschossen …«
Stefan stöhnte laut auf, aber sein leuchtendes Gesicht strafte diese Äußerung Lügen.
»Wie das denn?«, fragte Jake. »Hattest du etwa tausend Batterien dabei?«
»Nein, aber eine Solar-Ladestation für den Akku. Habe ich im letzten Moment in Buenos Aires am Flughafen gekauft. Das war
der erste Streitpunkt zwischen Holger und mir.«
Jasmin schüttelte den Kopf. »Was wohl aus dem geworden ist?«
Sabine zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich jedenfalls bin ihm dankbar, dass er mir dieses Abenteuer verschafft hat. Aber
jetzt will ich sehen, wie ich daraus Gewinnziehen kann. Und dafür brauche ich Stefans Erfahrung als Profifotograf.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen. »Dem Himmel sei Dank, meine Sabine ist wieder da«, rief ich.
»Amen«, entgegnete Jake. »Wer will noch Tiramisu?«
Ich flog Montag, Dienstag und Mittwoch, war Donnerstag zu Hause, flog Freitag bis Mittwoch, war Donnerstag und Freitag dienstfrei
in Paris und arbeitete Samstag bis Dienstag am Stück. Dadurch sah ich weder Thomas noch Jake oder Sabine, nur Jasmin hatte
den letzten Trip mit mir gemeinsam. Sie schwelgte in Hochzeitsvorbereitungen, quetschte Maike, unsere Dritte im Bunde, nach
den Geheimnissen einer guten Ehe aus und gab auf dem Flug München – Ibiza einem Passagier eine Ohrfeige, weil er ihr an den Po fasste. Früher hätte sie ihm ihre Visitenkarte zugesteckt. Maike
und ich blickten uns wissend an und nickten vielsagend. Wir waren soeben Zeugen geworden, wie eine Ära unwiderruflich zu Ende
ging. Wir gönnten es Jasmin von ganzem Herzen.
Thomas hatte mir ungefähr fünfzig SMS geschickt. Zunächst aus England, danach aus Frankfurt (Fortbildung in juristischen Fragen)
und von der Criminale (das größte deutschsprachige Krimiautorentreffen mit Sondersendung über Berufe rund um Schriftstellerei
und Verlagswesen). Er vermisste mich, wollte mich so schnell wie möglich wiedersehen, sehnte sich nach mir in allen denkbaren
Formulierungsvarianten. Einschließlich der erotischen.
Ich ging selbstverständlich davon aus, dass auch die SMS, die ich kurz nach der Landung auf dem Heimatflughafen Düsseldorf
erhielt, von ihm kam.
Aber sie war nicht von Thomas, sie war von KommissarStahl. HABE NEUIGKEITEN. RUFEN SIE AN. Dahinter eine Handynummer, die ich nicht kannte. Sein Privathandy?
Ich versuchte, ihn zu erreichen, aber die Mailbox sprang an. Ich hinterließ keine Nachricht.
Thomas stand direkt hinter dem Ausgang mit einer roten Rose in der Hand. Ich warf mich in seine Arme, er nahm meinen Koffer,
und gemeinsam, Hand in Hand, schlenderten wir zum Ausgang. Nahmen ein Taxi. Fuhren zu ihm.
Der Sekt war eiskalt, er stieg mir sofort zu Kopf.
»Ich bestelle uns eine Pizza, damit du wieder einigermaßen nüchtern wirst«, flüsterte Thomas in mein Ohr. Ich nickte kichernd.
Während er die Bestellung aufgab, klingelte mein Handy. Ich hätte es einfach ausschalten sollen, aber ich bin furchtbar neugierig.
Ich meldete mich.
»Hallo, hier Stahl.«
»Hi«, kicherte ich.
»Äh, ist es gerade ungünstig?«, fragte er zögernd.
»Nein, nein«, ich räusperte mich. »Was haben Sie denn für Neuigkeiten?«
»Ich habe herausgefunden, wer Ihre wahre Identität aufgedeckt hat.«
Mein Gott, das hatte ich fast völlig vergessen. War das wirklich noch wichtig? Ich hatte mich wieder so ans Fliegen und die
damit verbundenen Annehmlichkeiten gewöhnt, dass ich von meinem eigenen Entschluss, mir einen anderen Job zu suchen, nicht
mehr recht überzeugt war. Der Blog war Geschichte, aber vermutlich sollte ich wenigstens Stahl zuliebe Interesse an der Identität
des Verräters heucheln.
»Ach«, sagte ich bemüht begeistert. »Wer ist es denn?«
»Er heißt Thomas Danner. Er arbeitet in der T V-Redaktion von diesem Headhunter, und er hat sich in den Server gehackt, auf dem der Blog liegt.«
Ich glaubte mich verhört zu haben. Mein Blick verschwamm kurzzeitig. »Moment, das kann nicht …«
»Ganz sicher«, sagte Stahl. »Wenn man erst Zugang zu diesem System hat, kann man sehen, von welcher Adresse die Blogeinträge
kommen. Wie er dann genau auf ihren Namen gekommen ist, weiß ich nicht, aber das war vermutlich
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