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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sie ist so ziemlich die einzige Frau, die ich ihn
je offiziell habe bewundern hören. Er vertraut ihr, also war es okay, wenn ich
mit Liz ausging; und dann war es okay, wenn ich die Wochenenden über bei ihr in
ihrem Apartment blieb. Seit wir in dieses verdammte Kalifornien gekommen sind,
ist Onkel Judson von der fixen Idee besessen, mich beschützen zu müssen. Ich
war schon fast verrückt geworden. Niemals lernte ich jemanden meines eigenen
Alters kennen; und selbst wenn ich nur ausging, um mir ein paar Kleider zu
kaufen, mußte der Chauffeur die ganze Zeit über bei mir sein.«
    »Das arme, kleine reiche
Mädchen«, sagte ich. »Traurig, aber nicht originell.«
    »Ich habe das nur gesagt, um zu
erklären, wie großartig es war, diese Wochenenden bei Liz zubringen zu dürfen«,
zischte sie. »Dabei kam Glenn einmal zufällig vorbei, um Liz guten Tag zu
sagen. Irgendwann während der ersten halben Stunde bekam sie eine Migräne und
zog sich mit Schlafpillen hinter die verschlossene Tür zurück. Ich fand, ich
könne es gar nicht erwarten, meine Jungfräulichkeit einzubüßen; und Glenn ließ
mich auch, weiß der Himmel, nicht zappeln.«
    »Eine wirklich romantische
Geschichte«, sagte ich. »Und Liz hatte nichts dagegen, wenn Sie mit Thorpe in
dessen Haus blieben, anstatt in ihrer Wohnung?«
    »Sie hatte Mitgefühl, und sie
wußte, was Glenn für mich zu diesem Zeitpunkt bedeutete.«
    »Wann hat er das Porträt
gemalt?«
    »Vor ungefähr fünf Monaten.
Irgendwann im Vorfrühjahr, glaube ich.«
    »Am siebenundzwanzigsten April
hat jemand viertausend Dollar Erpressungsgeld bezahlt, um das Geheimnis des
Porträts gewahrt zu wissen«, sagte ich. »Sind das bestimmt nicht Sie gewesen?«
    Sie errötete tief. »Erst vor
zwei Wochen habe ich das letztemal mit Glenn
geschlafen. Glauben Sie vielleicht, das hätte ich getan, wenn er mich im April
erpreßt hätte?«
    »Vermutlich
nicht«, pflichtete ich bei. »Kennen Sie Gil Lane und Herman Lloyd, die die
Werbeagentur leiten?«
    »Ja,
natürlich«, sagte sie gleichgültig. »Langweilig.«
    »Wie steht’s mit Hal Mercer?«
    »Erwähnen Sie bloß den Namen
dieses stinkigen Dreckskerls nicht vor mir!«
    »Warum nicht?«
    »Ich möchte lieber nicht
darüber sprechen«, sagte sie spröde.
    »Na, fabelhaft«, sagte ich
müde. »Sie sind das Mädchen, das mir helfen möchte, den Mörder ihres Liebhabers
zu finden — aber nur bis zu dem Grad, wo Ihnen die Wahrheit peinlich werden
könnte. Dann drücken Sie sich.«
    »Ich versichere Ihnen, es hat
nichts mit Glenns Ermordung zu tun!« fuhr sie mich an.
    »Woher, zum Teufel, wissen Sie
das?« sagte ich spöttisch. »Seit wann sind Sie ein Polyp?«
    Die Flecken auf ihrem
verschwollenen Gesicht flammten erneut rot auf. »Na gut! — Kennen Sie ihn?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich kenne
nur seine Frau.«
    »Sie kann mir nur leid tun! Hal
Mercer — um Ihnen ein Bild zu zeichnen — ist der Typ Mann, der vorzeitig alt
geworden ist, sich aber bei allen Frauen ab dreizehn für unwiderstehlich hält.
Er hat lockiges schwarzes Haar, das immer so gekämmt ist, daß es die kahlen
Stellen oben am Kopf verdecken soll, was aber nie klappt, und einen dicken
Schnurrbart. Er trinkt zuviel, was sein täglich dicker werdender Schmerbauch
verrät. In nüchternem Zustand ist er unangenehm, aggressiv und von Eitelkeit
zerfressen. Mit jedem Glas verschlimmern sich diese liebenswerten Eigenschaften
zunehmend. Die Kehrseite der Medaille können Sie erleben, sobald er um meinen
Onkel herum ist. Dann wird er ein kriecherischer, unterwürfiger Jasager — was
irgendwie noch widerwärtiger ist als sein anderes Ich.«
    »Okay«, sagte ich schnell. »Sie
haben mir also ein Bild gezeichnet. Und was ist passiert?«
    »Das war vor ungefähr drei
Monaten. Ich ging mit meinem Onkel zur Fabrik, weil ich nichts anderes zu tun
hatte, und bis zum frühen Nachmittag hatte ich mich zu Tode gelangweilt. Mit
irgendeiner der Maschinen war etwas nicht in Ordnung, und mein Onkel zischte
ab, um allen Leuten die Hölle einzuheizen. Ich saß im Trauersalon...«
    »Worin?«
    »In seinem Büro. Dann kam Hal
herein. Er schien netter, als er je zuvor gewesen war, obwohl ich den Alkohol
in seinem Atem riechen konnte. Wir unterhielten uns eine Weile, dann erbot er
sich, mich heimzufahren. Ich war begeistert bei dem Gedanken, dem Mausoleum
entfliehen zu können; und Hal schien ganz anders zu sein als sonst. Am Anfang
war alles großartig, dann begann er zweideutige Bemerkungen zu machen.

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