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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hineingeschliddert. Eine Blondine, mit einem Nylonstrumpf erwürgt —
eine Erinnerung regte sich. In den letzten vierzehn Tagen waren genau nach
diesem Muster in dieser Gegend drei Morde verübt worden. Wenn das so
weiterging, mußte sich die Fremdenverkehrswerbung von Santo Bahia bald etwas
Neues einfallen lassen, um den guten Ruf dieses liebreizenden Ortes zu wahren.
    Das Telefon stand im
Wohnzimmer, und ich sah es an wie der Ochse die Schlachtbank. Das war
zweifellos ein Fall für die Polizei, und ich hatte das Gefühl, daß sie nicht
weniger erbaut von meinem Fund sein würde als ich. Ein Privatdetektiv zieht in
den Augen jedes normal empfindenden Kriminalbeamten Ärger und Verwicklungen
nach sich wie ein Kometenschweif, und ich konnte mir den Jubel vorstellen, wenn
ausgerechnet ein so zweifelhaftes Exemplar der Gattung Mensch ihnen den vierten
Sittlichkeitsmord in vierzehn Tagen meldete.
    Als ich nach dem Hörer griff,
sagte hinter mir eine unangenehme Stimme: »Pfoten weg !«
    Ich drehte mich sehr langsam
um. Als erstes sah ich die Kanone, dann den Mann, der sie auf mich richtete. Er
war mittelgroß und untersetzt und hatte ein Gesicht, das aussah, als hätte es
jemand ausgiebig mit grobem Sandpapier bearbeitet. Sein Anzug aus schillerndem
Lurex-Gewebe ließ auf einen ausgeprägten Geschmack schließen. In diesem Aufzug
irgendwo unauffällig unterzutauchen, verbot sich für diesen unerwarteten
Besucher von selbst. Er musterte mich gelassen. Seine Schußhand war vollkommen ruhig. Ich hatte es also mit einem Profi zu tun.
    »Sie müssen Johnny sein«,
bemerkte ich scharfsinnig. »Der Glückliche, der einen Wohnungsschlüssel hat.«
    »Versteh’ ich nicht, Kumpel«,
sagte er unumwunden. »Haben Sie auch einen ?«
    »Mein Name ist Danny Boyd«,
stellte ich mich höflich vor. »Ich bin auf einer Rundreise durch den guten
alten wilden Westen — aber ich hab’ den unangenehmen Eindruck, daß ich an der
falschen Adresse gelandet bin .«
    Er verzog keine Miene. »Sehr
komisch! Vielleicht sagen Sie mir ganz schnell, wo Jeri ist — bevor ich Sie
auseinandernehme ?«
    »Wer Jeri ist, weiß ich nicht,
mein Junge«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Aber ich kann Ihnen im Schlafzimmer
eine tote Blondine bieten und im Badezimmer eine lebendige, ganz nach Lust und
Laune .«
    Wie aufs Stichwort begann die
lebende Blondine die Badezimmertür mit kräftigen Fäusten zu bearbeiten. Es war
wie eine Großaufnahme von flüchtenden Cowboys in einem Western — nur ohne Bild.
    Der Revolvermann sah mich an,
als hätte ich ihm vorgeschlagen, mit seiner Großmutter zum Tanztee zu gehen.
    »Laß sie raus«, sagte er mit
gefährlicher Sanftmut. »Und zwar ein bißchen dalli!«
    Einer so höflichen Aufforderung
konnte ich noch nie widerstehen — besonders wenn ihr ein .38er Police Special
den nötigen Nachdruck verleiht. Ich schloß die Badezimmertür auf, und die
Blondine betrat, ein wenig mitgenommen, das Wohnzimmer. Sie betrachtete meinen
Revolverhelden ohne besondere Freundlichkeit.
    »Du hast dir ja reichlich Zeit
gelassen, Johnny«, fauchte sie gereizt. »Der Kerl hier hat geklingelt, und ich
dachte, du hättest wieder mal den Schlüssel vergessen, und...«
    »Wer ist denn das überhaupt ?« unterbrach Johnny. »Was will er hier ?«
    »Er ist Privatdetektiv«, teilte
sie ihm ein wenig schadenfroh mit. »Er hat gedacht, er würde Linda Morgan hier
finden. Hör mal, wir sollten...«
    »Halt den Mund! Wir haben schon
genug Schwierigkeiten .« Sein Blick verriet, daß er
mich als Schwierigkeit Nummer eins ansah, und ich bekam ein ungutes Gefühl in
der Magengrube.
    »Steht der Wagen unten ?« fragte die Blondine unruhig.
    »Klar«, knurrte der
Revolvermann. »Aber ich weiß nicht, ob uns der Schlitten jetzt noch etwas
nützt. Dieser Kerl hat unsere ganzen Pläne über den Haufen geschmissen .«
    Wenn ich ihm Zeit genug zum
Überlegen ließ, würde er sehr bald darauf kommen, daß es einen bequemen Ausweg
aus seinem Dilemma gab — eine in die Anatomie von Danny Boyd gejagte Kugel aus seinem
.38er. Dabei wäre es wirklich ein Jammer, fand ich, wenn das Boyd-Profil zur
Unzeit von dieser schönen Welt verschwinden müßte. Johnny sah noch immer
unentschlossen die Blondine an. Der Zeitpunkt schien günstig. Ich machte einen
Satz auf ihn zu. Aber ich war nicht schnell genug gewesen. Johnny trat ohne
Eile einen Schritt zur Seite und hieb mir den Lauf des .38er Revolvers über die
Schläfe. Ich rutschte hilflos an ihm vorbei und stürzte in die

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