Blondine ehrenhalber
Scheine heraus. »Jetzt sind wir quitt. Ich glaube nicht, dass wir einen Grund haben, in Kontakt zu bleiben.« Sie war erleichtert, das sagen zu können.
Clarissa kniff ihre eisigen Lippen zusammen. »Haben wir nicht. Aber tu mir einen Gefallen: Sag Amanda, dass ich sie nächste Woche anrufe.«
Nichts dergleichen würde Frank tun. Sie glaubte sowieso nicht, dass Clarissa tatsächlich anrufen würde. Und Amanda würde es nicht wagen, weitere Pläne mit ihr zu schmieden. »Ich schätze mich glücklich, ihr das ausrichten zu dürfen«, sagte sie, um die Unterhaltung zu beenden.
Die große Eichentür öffnete sich einen Spalt. Detective Luigis Schnurrbart und dann der Rest seines Gesichts spitzten heraus. »Ms Greenfield. Bitte kommen Sie herein.«
Frank stand auf und ging durch die Tür. Lärm schlug ihr entgegen. Der Pegel an Aktivität und Hektik erinnerte Frank an die Redaktion der Post: Männer mit Uniform und in Zivil redeten, nahmen Anrufe entgegen und schwenkten Akten durch die Gegend. Überall waren blinkende Computer, Pistolenhalfter und Waffen zu sehen. Der Detective forderte sie auf, an einem großen Eichenschreibtisch im hinteren Teil des Raumes Platz zu nehmen, und bot ihr einen Kaffee an. »Welchen Kaffee haben Sie denn?«, wollte sie wissen.
»Verbrannt und nicht ganz so verbrannt«, gab er zur Antwort.
»Ich probiere letzteren.«
»Warum tragen Sie eine Handtasche voller Bargeld mit sich herum?«, fragte der Detective.
»Sieht das verdächtig aus?«
»Überlegen Sie sich eine bessere Antwort, bis Sie Ihren Kaffee bekommen.«
Stattdessen wanderten ihre Gedanken zu Walter, während sie wartete. Er lag also im Krankenhaus und hatte sie von seinem Bett aus angerufen, um sie um Vergebung zu bitten. Amanda an ihrer Stelle wäre vermutlich schon im Krankenhaus und würde die sterilen weißen Laken mit Kullertränen durchnässen.
Der Detective kam mit einer vollen Styropor-Tasse zurück — grobkörnig und porös, wahrscheinlich das schlechteste Gefäß für Kaffee überhaupt. Frank wagte einen Schluck. Automatenkaffee und selbstverständlich ungenießbar. Eine längere Diät mit diesem Wischwasser würde jedermanns Geschmack für Kaffee ruinieren. »Wie ich Ihnen schon vor meiner Wohnungstür erklärte«, sagte Frank, »habe ich nichts verbrochen, dafür aber einen dringenden Termin um 17 Uhr.«
»Um etwas loszuwerden?«
»Ja, richtig.«
»Sie sind nicht einmal neugierig, warum Mr Zorn versucht hat, Ihren Liebhaber zu ermorden?«, fragte er.
Frank richtete ihre braunen Augen auf ihn. »Walter Robbins ist nicht mein Liebhaber.«
Detective Luigi nahm ein gelbes Blatt vom Schreibtisch. Es war dicht beschrieben. Frank hatte etwas davon entziffern können und wusste deshalb, dass es sich um ein unterschriebenes Geständnis von Piper Zorn handelte. »Darf ich Ihnen hieraus etwas vorlesen?«, begann er erneut. Frank nickte. Alles, wenn das die Sache beschleunigte. »Wissen Sie, was ich glaube? Es interessiert Sie viel mehr, als Sie vorgeben, denn Ihnen liegt wirklich etwas an Walter Robbins — sehr viel sogar — , und Sie tun so, als täte es das nicht, aus Gründen des Selbstschutzes.«
»Ein Polizei-Detective und Psychologe«, sagte Frank. »Um ehrlich zu sein: Ich bin viel zu abgelenkt, als dass mir jetzt etwas an ihm liegen könnte. Ich denke linear — ich bin nicht mal ganz sicher, ob meine rechte und meine linke Gehirnhälfte überhaupt neurologisch miteinander verbunden sind. Ungewöhnlich für eine Frau, ich weiß. Ich muss etwas Wichtiges erledigen, ich sagte es bereits. Erst wenn das geschehen ist, vergieße ich Tränen wegen Walter. Wenn Sie also die Analyse überspringen würden, dann könnten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und ich wäre bald fertig und könnte gehen.«
»Würden Sie einige Fakten bestätigen?«, fragte der Detective.
Frank trommelte mit den Fingern auf die Kate-Spade-Tasche. »Mit Vergnügen.«
»Zorn behauptet, Robbins um 2.30 Uhr heute Morgen vor dem Café Romancing the Bean getroffen zu haben«, sagte der Detective, wobei er in der eidesstattlichen Erklärung nachschaute. »Zweck dieses Treffens war die Übergabe aller Informationen, die Robbins über Sie, Ms Greenfield, sammeln sollte, um sie in einem Zeitungsartikel zu verwenden. Zorn wollte Bankunterlagen, Tagebucheinträge. Dem Plan zufolge sollte Robbins Dokumente aus Ihrer Wohnung stehlen, die Zorn abfotografieren wollte, und Robbins hätte dann die Sachen so schnell wie möglich zurückgebracht,
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