Blood Coven Vampire 03 - Nur ein kleines Bisschen-iO
den Scherz über die Lippen gebracht habe, geht mir auf, dass er gar nicht so komisch ist. Tatsächlich gönnte genau das ihr Problem sein.
Sie blickt mit mascarafleckigen Augen zu mir auf. »Es geht um Trevor.« Sie schnüffelt. »Er ist verschwunden.«
Mir rutscht das Herz in die Hose. Noch ein Mitglied des Footballteams ist verschwunden? Genau in der Nacht, in der die Mädchen sich in Werwölfe verwandelt haben? Das ist nicht gut. Gar nicht gut.
»Bist du dir sicher?«, hake ich nach und setze mich neben sie. »Vielleicht hat er bloß verschlafen. Oder er hat einen Kater von der Party, zu der ihr gestern Abend gegangen seid.« Ich drücke unterm Tisch die Daumen und bete um eine logische Erklärung, obwohl offenkundig ist, dass es in diesem Fall keine geben wird.
Shantel schüttelt den Kopf. »Nein«, sagt sie. »Seine Mom hat mich heute Morgen angerufen. Sie meinte, er sei gestern Nacht nicht nach Hause gekommen. Sie hatte gehofft, er sei bei mir.« Wie hätte Trevors Mom auch ahnen können, dass dies der letzte Ort war, an dem sie ihren Sohn haben wollte?
»Hast du ihn nach dem Spiel noch gesehen?«, frage ich.
»Ich bin für eine Minute zu ihm aufs Feld gegangen, um ihm zu gratulieren, bevor wir in die Umkleidekabinen zurückgekehrt sind, um uns für die Party umzuziehen. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.« Shantel hält inne und starrt ins Leere. »Und das ist das Verrückteste überhaupt, Rayne. Ich kann mich nicht einmal an die Party erinnern. Nach dem Umkleideraum habe ich, hm, einen totalen Blackout. Ich weiß nicht, ob ich zu viel getrunken habe oder ob mir jemand etwas in den Drink geschüttet hat. Aber am nächsten Morgen bin ich nackt in meinem Bett aufgewacht. Und ich war vollkommen verdreckt - meine Hände, meine Knie, meine Füße. Als sei ich auf allen vieren herumgelaufen oder so etwas. Wirklich, echt verrückt.«
Also hatte Jareth recht. Sie kann sich absolut nicht an ihre Verwandlung erinnern. Was wahrscheinlich das Beste ist, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Vor allem wenn sich herausstellt, dass Shantel und die anderen ihren Freund nach dem Spiel als Snack verputzt haben. So etwas würde einen Menschen definitiv fürs Leben zeichnen.
»Keine Bange, Shantel«, sage ich, tätschle ihr den Arm und versuche, unbesorgt und tröstlich zu klingen. »Er hat wahrscheinlich einfach zu tief ins Glas geschaut und ist irgendwo umgekippt. Bestimmt ruft er dich jede Minute an.«
»Und was ist mit Mike Stevens?«, kontert Shantel.
»Er ist jetzt seit einem Monat verschwunden. Was ist, wenn irgendein Psychokiller ihn umgebracht und sich jetzt auch Trevor vorgenommen hat? Was, wenn der Typ ein moderner Jack the Ripper ist, nur dass er es nicht auf Prostituierte abgesehen hat, sondern auf Footballspieler? Vielleicht weil er, hm, es vor langer Zeit nicht in die Mannschaft geschafft hat und jetzt Rache sucht?«
Es ist kein schlechtes Szenario für einen fürs Fernsehen gemachten Horrorfilm und würde dem Durchschnittsmenschen gewiss erheblich plausibler erscheinen als die Möglichkeit, dass zwei Jungs von tollwütigen Cheerleader-Wölfen gefressen worden sind. Aber ich glaube nicht, dass es für Shantel im Augenblick gesund wäre, auch nur über eins der beiden Szenarien genauer nachzudenken.
»Du ziehst voreilig verrückte Schlüsse«, tadle ich sie. »Und wir wissen nicht einmal, ob Mike Stevens überhaupt tot ist. Schließlich hat niemand eine Leiche gefunden. Vielleicht hatte er Massachusetts einfach satt und ist nach Europa verschwunden oder so. Du weißt schon, um, ähm, sich selbst zu finden.« Es ist ein Schuss ins Blaue - hoffentlich ist sie bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen.
»Weißt du, ich würde im Moment am liebsten selbst wieder nach Europa fahren«, jammert Shantel und bricht in die nächste Runde Tränen aus. »In diesem Jahr ist alles so total schiefgelaufen. Ich wünsche mir nur, dass es endlich vorbei ist.«
»Bist du in Europa gewesen? Welche Länder hast du besucht?«, frage ich in dem Bemühen, das Gespräch auf ein weniger beunruhigendes Thema zu bringen. Vielleicht wird ihr das für den Augenblick helfen.
»Wir waren in diesem Sommer zu einem Cheerleader-Wettbewerb in Europa«, sagt Shantel schniefend und wischt sich mit dem Ärmel die Augen ab. »Wir waren in England, irgendwo am Ende der Welt und haben in einem süßen kleinen Dorf gewohnt. Die Einheimischen waren so nett. Wenn auch furchtbar abergläubisch. Sie haben uns ständig gewarnt,
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