Blood Coven Vampire 03 - Nur ein kleines Bisschen-iO
»Sie hat ›ein mütterliches Auge für den neuen Freund im Haus‹ auf mein Zimmer geworfen?«
Sunny legt einen Finger an die Lippen und winkt mich in ihr Zimmer. Ich folge ihr, nachdem ich mich mit einem letzten schaudernden Blick aus dem Raum zurückgezogen habe, der früher als mein Zimmer bekannt war. Diesmal ist Mom zu weit gegangen. Mich aus meinem eigenen Zimmer rauszuwerfen! Das muss doch ein Verstoß gegen irgendein Kinderschutzgesetz sein, das wir in diesem Staat haben, oder? Ich frage mich, ob das Sozial- und Fürsorgeamt hier nicht tätig werden und eingreifen könnte, wenn ich ihnen einen Tipp gäbe, was Moms Missbrauch der elterlichen Gewalt betrifft...
Ich hätte mich niemals dafür entscheiden sollen, weiter zu Hause zu wohnen, nachdem ich ein Vampir geworden war. Ich hätte ausziehen und bei Jareth und den anderen meiner Art im Zirkel leben sollen. Das hätte sie gelehrt, mich zu schätzen. Und ich bin davon überzeugt, dass in einer unterirdischen Krypta niemand eine Überdosis Tropenduft versprüht.
Wir treten in Sunnys Zimmer und sie schließt die Tür hinter uns. Ich sehe mich um. Ihr Zimmer ist vollkommen unberührt, bis auf eine Art Feldbett, das in die Ecke geklemmt wurde. Ein Feldbett! Mom erwartet von mir, dass ich mich auf einer klapprigen Pritsche hin und her werfe und wahrscheinlich einen dauerhaften Rückenschaden erleide, während ihr Freund sich auf meiner orthopädischen Matratze rekelt? Mein Anruf bei der Behörde wird immer wahrscheinlicher.
»Ich verlasse das Haus wegen eines einzigen Footballspiels...«, murmle ich, nicht sicher, wo ich anfangen soll. Ich lasse mich auf das Feldbett sinken. Es kippt unter meinem Gewicht stöhnend zur Seite. »Ich meine, sie hätte mein Zimmer doch wenigstens ohne die Totalrenovierung weggeben können. Ist David zu gut, um in einem Zimmer mit AFI-Postern an der Wand zu schlafen? Ist er allergisch gegen unechte Spinnweben und Leuchtsterne?«
»Sie war stocksauer auf dich, weil du nicht aufgeräumt hast, obwohl sie dich darum gebeten hatte«, erklärt Sunny, die im Schneidersitz auf ihrem Bett sitzt. Wenn ich wirklich nett zu ihr bin, erlaubt sie mir vielleicht, mich heute Nacht in ihr Bett fallen zu lassen. Immerhin sind wir Zwillinge. Wir haben uns in der Gebärmutter aneinandergekuschelt. Jetzt, wo eine von uns ins die kalte Welt hinausgestoßen wurde, erscheint es mir nur fair, dass die andere anfängt zu teilen. »Als ich nach der Schule nach Hause kam, war sie hier oben und hat sich unsere beiden Zimmer angeschaut. Meins war ziemlich ordentlich, wie du jetzt siehst. Also dachte ich, sie würde David einfach hier einquartieren.«
Das war auch mein Gedanke gewesen. Als Mom uns mitteilte, dass wir drei Tage Zeit hätten, unsere Zimmer aufzuräumen war mir klar, dass sie damit einen cleveren Plan verfolgte: Sie wollte das hübschere für ihren Freund auswählen. Und da Sunny viel zu brav und gutmütig ist, um Mom nicht zu gehorchen (ganz zu schweigen davon, dass sie ein totaler Ordnungsfreak ist), dachte ich, ich könne nicht verlieren. Mom würde nur einen einzigen Blick auf meine Katastrophe von einem Zimmer werfen und automatisch das Zimmer meiner Schwester als das David-freundlichste auswählen.
Mom ist anscheinend hinterhältiger, als man ihr zutraut.
»Das ist das Letzte!«, jammere ich, lege mich auf das Feldbett und starre an die Decke. »All meine Sachen. Wo hat sie die eigentlich hingeräumt?«
»In den Keller, glaube ich. Sie hat etwas davon gemurmelt, dass du sie zurückbekommst, wenn du gelernt hast, nicht so schlampig zu sein.«
»Oder wenn David der Dämliche beschließt, wieder in das Land der Eigentumswohnungen zurückzukehren.«
»Stimmt. Das heißt, falls er sich dafür entscheidet«, fügt Sunny hinzu. »Wenn man die beiden so miteinander sieht, frage ich mich, ob er nicht auf Dauer hier eingezogen ist. Mom ist total hingerissen.«
Ich stöhne. »Manchmal wünschte ich, er hätte sich wirklich als böser Vampir entpuppt. Dann hätten wir es rechtfertigen können, den Typen zu pfählen.«
»Oh, ich bitte dich, Rayne. So schlimm ist er doch nicht. Sunny lacht. Natürlich denkt sie so. Ihr mit David-Gray-Postern geschmücktes Zimmer ist ja noch unversehrt.
»Ich meine, warum kann sie nicht wie eine normale Mom mit dem Burschen zusammenleben? Ihr Bett mit ihm teilen? Sie schlafen doch offensichtlich miteinander, oder? Ich meine, sie sind Erwachsene. Sie müssen es tun. Weshalb also die Sache mit den getrennten
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