Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
taumelte ein wenig, hielt sie dann aber umso fester und erwiderte ihren Kuss mit unverminderter Leidenschaft. „Schönes Mädchen“, flüsterte er zwischen zwei Küssen, und seine Finger fuhren durch ihr offenes Haar. „Rackli.“
Allein, den Kosenamen zu hören, ließ sie wieder schwach werden. Sie legte ihre Hände auf seine breiten Schultern und betrachtete sein Gesicht. Er würde in den kommenden Jahren so jung bleiben, wie er es in diesem Moment war. Nur wenn man genau hinsah, erkannte man die Unterschiede – der Mircea aus Elisas Zeit hatte haarfeine Falten um seine Mundwinkel und ebenso feine Fältchen in den Augenwinkeln. Das Leben hatte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen und Elisa überraschte es, das zu sehen. Etwas in ihr hatte angenommen, so alte Kreaturen wie die Drachen würden ewig jung aussehen.
Etwas in ihr zog sich zusammen. Mircea hatte Elisabeth später verloren und gegen seinen Bruder kämpfen müssen. Irgendwann war er zu dessen Wächter geworden, so hatte Elisa es zumindest in der Königshalle verstanden. Mircea hatte immer Verantwortung tragen müssen, und jetzt erkannte sie in den Augen seines so viel jüngeren Ichs, wie viel Elisabeth ihm bedeutete. Für sie schien er bereit, all diese Verantwortung auf sich zu nehmen, und mit ihr konnte er genau dieser für einige flüchtige Augenblicke entkommen.
Elisa taumelte, als etwas sie aus der Vision riss. Sie keuchte. Für einen Moment schienen alle Farben um sie herum zu verwischen, und sie musste sich konzentrieren, um sich zu orientieren. Jemand sprach zu ihr, aber sie verstand die Worte nicht. Daher winkte sie ab und presste die Hände auf die Ohren. Als ihr Blick sich klärte, erfasste Elisa eine junge Frau. Sie glaubte, sie wiederzuerkennen – sie gehörte zu der Familie, die ihr nach ihrer Ankunft das Zimmer vermietet hatte.
„Wir müssen hier raus“, rief sie und mit deutlichem Drängen in ihrer Stimme. „Sofort!“
Elisa schüttelte verwirrt den Kopf, und die Fremde schien das als Ablehnung zu verstehen. Sie packte Elisas Handgelenk und zog sie mit sich aus der Höhle. Unerbittlich zog sie Elisa hinter sich her, bis sie im Freien stand. Über ihnen brüllte ein Drache. Die Unbekannte und Elisa sahen gleichzeitig hinauf, und Elisa keuchte, als sie den schwarzen Schatten vor dem Mond erkannte.
„Bei allen Heiligen, er hat sich tatsächlich wieder hierher gewagt.“ Die Finger der Fremden klammerten sich schmerzhaft in Elisas Handgelenk.
Sie biss die Zähne zusammen, und ihr gehetzter Blick fiel auf einen nahen Busch, dessen Ausläufer zurück in den Wald führten.
Sie stieß die Frau an, die noch immer auf die sich rasch vergrößernde Silhouette starrte – der Drache kam näher, und diesmal war es sicherlich nicht Mircea.
Als die Fremde Elisa endlich ansah, deutete sie auf das Gestrüpp und nickte. Gemeinsam rannten sie los und hechteten zwischen die kratzenden Ästchen und Blätter. Gerade rechtzeitig, denn das Rauschen lederner Schwingen tobte in ihren Ohren, und nur einen Herzschlag später setzte Dracula als brauner Drache vor der Höhle auf. Sein Körper wirkte schön und schrecklich zugleich. Im nächtlichen Licht schimmerten seine Schuppen wie geschmolzene Bronze. In seinem Blick loderte Feuer. Er drehte den mit mehreren Hörnerpaaren geschmückten Kopf hin und her, als suche er etwas. Dann stieß er ein markerschütterndes Brüllen aus und drehte sich halb. Sein langer Schwanz wirbelte herum und traf mit lautem Krachen den Höhleneingang. Elisa zuckte unter dem Aufprall zusammen und spürte auch die Frau neben sich zucken. Dracula brüllte wieder undabermals schlug sein Schwanz gegen den Fels. Es knirschte und der obere Bogen des Höhleneingangs brach heraus. Riesige Felsbrocken stürzten herunter und begruben den Höhleneingang.
Erst, als nicht einmal mehr der kleinste Spalt offen war, schien der Drache zufrieden. Er brüllte ein drittes Mal und schwang sich zurück in den Nachthimmel.
Elisa bemerkte erst, dass sie den Atem angehalten hatte, als ihr Körper vehement nach Luft japste. Alle Kraft wich aus ihren Gliedern, und sie fiel nach vorne auf die Knie.
Ihre Retterin atmete zittrig ein. „Die Höhle“, stammelte sie, „er kann nicht die Höhle verschließen!“
„Er hat eben genau das getan“, erwiderte Elisa, den Blick noch immer auf die herabgestürzten Felsen geheftet.
Die Frau neben ihr gab einen undefinierbaren Laut von sich und fuhr sich über das Gesicht. „Du weißt nicht, was das
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