Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
widerhallen. Nur ihr Name, sonst nichts weiter. „Elisa …“
Er schaute durch ihre Augen. Sie erlebte mit, wie er sich jedes Detail sorgfältig einprägte. Seine Gedanken fühlten sich wie kühle Finger an, die in ihrem Geist umhertasteten. Dracula wollte herausfinden, wo sie sich verbarg, aber Elisa wusste selbst nicht, wo genau der Dornenhort sich befand. Die kühlen Finger wurden zudringlicher, verzweifelter und Kälte kroch ihr in die Glieder. Es wurde zu viel. Elisa riss die Hände an den Kopf und schrie auf: „Verschwinde!“
Sie hörte ein Schaben, als die Flügeltüren aufgestoßen wurden, und Draculas Präsenz verschwand ebenso schnell, wie sie hergekommen war. Mircea fasste sie wortlos unter. Radu stand hinter ihm: „Wir müssen sie wegschaffen. Sie wird uns noch verraten!“
„Sie weiß nicht, wo wir sind, und er wird es so auch nicht erfahren. Aber sie ist erschöpft und er hat leichtes Spiel. Ich bleibe bei ihr, bis sie sich ausgeruht hat.“
„Uns bleibt keine Zeit!“, fuhr Radu auf, aber Mircea ignorierte ihn und trug sie einfach hinaus.
Elisa hatte den Streit stumm verfolgt und sprach auch nicht, bis Mircea sie in ein Zimmer weit abseits der Höhle gebracht hatte. Es besaß einen Kamin, der bereits brannte, und ein Loch in der Decke, durch das diffuses Mondlicht fiel. Das Loch bedeckte ein verschnörkeltes Netz aus geschnitztem Holz, und dieses warf seltsam anmutende Schatten auf den Boden und das breiteBett. Mircea legte Elisa darauf ab und setzte sich neben sie.
„Radu hat recht“, sagte sie leise. „Gib mir die Truhe und lass mich woanders hingehen. Durch die Blutsbande bringe ich euch nur in Gefahr.“
„Das tust du nicht“, widersprach Mircea vehement und strich über ihre Stirn. „Du vergisst, dass die Blutsbande auch uns beide verknüpfen. Ich schütze dich vor ihm, so gut es geht.“
„Mircea“, erwiderte Elisa und setzte sich auf. „Etwas in mir will gar nicht, dass du mich vor ihm schützt!“
Der Blick der dunklen Augen umwölkte sich. „Denkst du, das ist mir nicht bewusst?“, fragte er leise. „Ich kenne meinen Bruder gut genug, und ich weiß, wie er sein kann. Außerdem hat er dein Blut getrunken – es ist ein Wunder, dass du ihm nicht vollkommen verfallen bist.“ Das klang bissig, und Elisa runzelte die Stirn.
„War es bei Elisabeth genauso? Reagierst du deshalb so?“
Er wandte den Blick nicht ab. „Vielleicht“, räumte er ein.
Elisa atmete tief durch. „Sie hat mir nicht gezeigt, wie es mit euch endete“, sagte sie sanfter als zuvor. „Und ich kann mich an nichts Derartiges erinnern. Sag es mir, Mircea – irgendetwas sperrt sich in mir, und ich will wissen, warum. Was ist zwischen Elisabeth und dir vorgefallen?“
Mircea legte den Kopf in den Nacken und rieb sich über die geschlossenen Augen. „Du solltest so etwas nicht fragen“, murmelte er und wirkte gequält.
„Warum nicht?“
„Elisa“, sagte Mircea und schlug die Augen wieder auf. „Ich bitte dich bei allen Heiligen, lass es ruhen. Es wird dich unglücklich machen und mich auch.“
Elisa runzelte die Stirn. „Ich will es wissen, Mircea, erst recht, wo du es mir so offensichtlich verheimlichen willst.“
Er beugte sich zu ihr und blickte ihr tief in die Augen. „Willst du das wirklich?“ Der Ernst in seiner Stimme brachte sie zum Zittern.
Dennoch nickte sie. „Ja“, flüsterte sie.
Mircea nahm ihre Hand. „Schließ deine Augen“, raunte er an ihren Lippen. „Schließ sie ganz fest, und lass mich ein.“
Elisa forschte noch einmal in seinem Gesicht, aber alles, was sie darin las, war Ehrlichkeit. Gehorsam schloss sie die Augen und öffnete ihren Geist. Wie auch Dracula zuvor, war er plötzlich bei ihr, aber anders als Draculas Gedanken waren Mirceas nicht kalt, sondern warm. Er führte sie behutsam weiter, tiefer in die Vergangenheit und die Welt ihrer eigenen Gedanken.
Elisabeth schmiegte sich an Mircea. Sie war den langen Weg in seine Gemächer gerannt, weil sie es nicht länger aushielt – sie musste ihm sagen, wie sie sich entschieden hatte. Er fing sie lachend auf, als sie stürmisch zu ihm hineingerannt kam, und sie hielt sich an ihm fest.
„Mircea“, murmelte sie und drückte sich an ihn. Unter seiner Kleidung spürte sie sein Herz schlagen, schnell und aufgeregt, als wüsste es bereits, wie sie sich entschieden hatte.
Lächelnd drückte sie sich an ihn, die Arme um seinen Nacken geschlungen.
„Warum bist du denn so aufgeregt, Rackli?“, fragte er sie
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