Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
schaute ihren Liebhaber an. „Was … warum … was ist passiert?“
Sie spürte Nässe und berührte ihre Wange. Tränen hatten salzige Spuren hinterlassen. Mircea kam näher und hielt sie fest, bis das Zittern sich wieder beruhigte. „Warum hat sie sich umgebracht?“, brachte sie schließlich bebend hervor. „Was ist zwischen euch vorgefallen?“
„Sie hat es nicht ertragen, dass Dracula nicht mit ihrer Wahl einverstanden war. Aber sie konnte auch von mir nicht lassen – in ihrer Verwirrung sah sie keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen.“
Elisa war nicht sicher, was sie davon halten sollte, aber für den Moment gab sie sich mit dieser Erklärung zufrieden. Sie kroch in Mirceas Umarmung und ließ sich so halten, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte.
Kingsley stand am Fuß des Berges und schaute hinauf. Er war nun zwei Tage unterwegs gewesen und hatte sich durch die unwirtlichsten Gestade der Karpaten kämpfen müssen. Prüfend blickte er auf ein kleines, taschenrechnerähnliches Gerät in seiner Hand. Ein roter Punkt blinkte auf dem Display, und darunter leuchteten die Ziffern der Koordinaten.
Er schob seine Mütze zurück und schaute den Berg hinauf. Er hätte wissen müssen, dass es nicht einfach sein würde, als er vor zwei Tagen gesehen hatte, wie Radu und dessen Bruder sich in Drachen verwandelt hatten und mit der Frau weggeflogen waren.
Kingsley besaß keine Flügel und auch kein Flugzeug – aber er besaß einen Peilsender, den er zuvor Radu untergeschoben hatte, als er den Dreien gefolgt war. Diese kleinen Sender hafteten sich wie Kletten an Haut oder Haare des Objektes, selbst wenn man sie aus einiger Entfernung darauf warf, und waren so leicht, dass sie kaum zu spüren waren. Ein einziger gezielter Schuss mit dem Blasrohr hatte den Sender an Radus Kleidung befestigt, ohne dass der Anführer etwas bemerkt hätte.
Dennoch hatte die Verfolgung lang gedauert. Was Drachenflügel in wenigen Minuten schafften, dafür brauchte Kingsley Tage. Doch sein Ziel lag nicht mehr weit entfernt – auch wenn dieser Berg der steilste von denen war, die er bisher bestiegen hatte, so konnte es nur noch einen, maximal zwei Tage dauern, bis er Radus Aufenthaltsort gefunden hatte. Er war sicher, dass es sich bei dem Ziel um einen großen Kampf handeln musste – der würde nicht vorbei sein, wenn er ankam. Und dann würde Kingsley sich einen Namen machen. Zufrieden lächelnd begann er mit dem Aufstieg.
Frustriert stieß Elisa den Trinkbecher aus Holz vom Tisch. Er schlug klappernd auf dem Steinboden auf und rollte in die hinterste Ecke. Mircea kam durch die Doppeltüren und sah dem Becher nach.
„Du kommst nicht weiter?“, fragte er trocken.
Sie knurrte unterdrückt. „Ich habe das Manuskript jetzt dreimal durchgearbeitet, und ich finde einfach nichts, was uns weiterhilft!“
„Und was ist mit der Pergamentrolle?“, fragte er nach und hielt das entsprechende Schriftstück hoch.
„Anfangs dachte ich, das wäre eine Hilfe, aber es ist nichts weiter als ein Stammbaum eurer Geschichte. Stoker hat das anscheinend als Inspirationshilfe genommen und doch wieder gestrichen.“
Mircea ließ das Pergament wieder in die Truhe fallen und setzte sich auf den Stuhl an Elisas Arbeitstisch. Er rieb sich über den Nasenrücken, in dem offensichtlichen Versuch, sich zu konzentrieren. „Das Pergament hilft nichts, das Amulett hilft nichts“, murmelte er.
„Das Amulett hat nur beim ersten Mal reagiert, als Radu die Truhe geöffnet hat“, warf Elisa ein. „Seitdem gab es keine Reaktion mehr.“
„Was war es dann?“ Mircea seufzte und stand wieder auf. „Mach eine Pause, vielleicht kommst du danach weiter.“
Elisa wollte für einen Moment protestieren, gab aber auf, noch bevor sie begonnen hatte. Sie hatte nun zwei Tage an diesem Tisch gesessen und sich jede dieser handgeschriebenen Seiten wieder und wieder angesehen. So langsam flimmerte es in ihrem Kopf. Dieser Zustand war gefährlich. Auch wenn Dracula sie nicht weiter behelligt hatte, wusste sie seit dem ersten Abend, dass ihre Erschöpfung ihm half, leichter in ihr Bewusstsein zu dringen. Mircea mahnte sie daher immer, Ruhe zu halten und sich zu entspannen, wann immer es möglich war.
Elisa beschloss, in diesem Fall seinen Rat anzunehmen und Pause zu machen. Nur ein wenig.
Sie trat zu ihm und ließ zu, dass er sie stützte. In der vergangenen Nacht hatte sie bei ihm geschlafen, aber die Vision um Elisabeths Tod und die anstrengende Flucht
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