Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
zu sich heran. Sie verstand und kletterte vorsichtig auf seinen Rücken. Wie in ihrer Vision hielt sie sich an seinem Rücken fest, und mit einem Ruck erhoben sich die beiden Drachen in die Lüfte.
Der Wind fuhr kalt um ihren Körper, und viel Wärme konnte sie im Flug auch nicht von Mirceas Körper erhaschen. Dennoch schmiegte sie sich an die harten Schuppen und fühlte das Atmen des großen Leibs unter sich. Mirceas Schwingen schlugen kraftvoll und trugen sie immer höher in die Nacht hinaus.
Elisa genoss jede Sekunde und verspürte keine Angst, nur das aufregende Kribbeln des Fluges. Es dauerte nicht lang. Sie hätte damit gerechnet, dass der Dornenhort gut bewacht und versteckt irgendwo weit entfernt von Dunkelwald liegen würde. Doch sie hatte sich geirrt. Der Weg der beiden Drachen führte in das Gebirge, bis Elisa nichts anderes als Gestein, Bergwipfel und stark gezackte Felsen unter sich erblickte. Der Wind hatte hier an Eisigkeit zugenommen und stach mittlerweile unangenehm in Elisas Haut. Sie fröstelte. Das dünne Kleid bedeckte kaum genug, dass ihr wärmer wurde. Dennoch klagte sie nicht – sie vertraute Mircea. Unter sich sah sie keine Lichtermehr. In der Nähe von Dunkelwald hatten wenigstens die Lichter des nahen Dorfes geleuchtet und den Himmel über ihnen mit seinen tausend Sternen imitiert. Jetzt aber erblickte sie nur die bleichen, vom Mond beleuchteten Steine des Gebirges, die wirkten wie die Knochen eines riesigen, vor Jahrhunderten gestorbenen Ungetüms.
Plötzlich kam etwas in Sicht, das Elisa anfangs nicht einzuordnen wusste. Die Form war zu glatt, zu perfekt, als dass sie in die zerklüfteten karpatischen Berge gepasst hätte. Die beiden Drachen flogen zielstrebig darauf zu, und Elisa erkannte endlich, um was es sich handelte. Ein einzelner Turm stand inmitten der Berge. Er schien vollkommen unbehelligt von Wind und Wetter und ragte wie ein stummes Mahnmal inmitten dieser unwirtlichen Gegend auf.
Die Flügel der Drachen schlugen langsamer, nicht mehr so kraftvoll und sanken langsam hinab. Elisa dachte, dass sie auf dem Turm landen würden, aber sie streiften das Dach des Turmes nicht einmal, als sie darüber hinwegflogen. Und endlich erkannte Elisa auch, wohin: Direkt unter ihnen, verborgen in Fels und Gestein, lag der Dornenhort. Eine Festung, aus dem Stein herausgehauen. Sie besaß keine Fenster oder Türme – nur glatte Wände, gespickt mit Dornen aus Fels.
Mircea und Radu steuerten geradewegs auf diese Mauern zu, verlangsamten den Flug und hielten auf eine sehr spitz aussehende Felsnadel zu. Sie kam immer näher, nur noch Sekunden, und sie würden mit dem Gestein kollidieren. Elisa schrie auf, als Dunkelheit sie plötzlich umfing – die beiden Drachen waren einfach in ein Loch unter der Felsnadel geflogen. Ein versteckter Eingang.
Befreit lachte Elisa auf und schmiegte sich wieder an Mircea. Die ledrigen Flügel der Drachen rauschten, als sie durch eine riesige Höhle flogen. Sie durchquerten sie und landeten elegant vor einer metallenen Doppeltür. Elisa glitt von Mirceas Rücken, und die Drachen verwandelten sich wieder in Menschen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Mircea schmunzelnd.
Sie zitterte und rieb sich immer wieder über die Arme, brummte aber ein Ja.
Radu ließ sich von dem Geplänkel nicht stören. Er streckte die Arme aus und schob mit sichtbarerer Anstrengung die beiden Türen auf. Mircea legte seinen Arm um Elisas Taille und führte sie hinter seinem Bruder in einen kurzen Gang, der in einem kreisrunden Raum mündete. Mircea hob die freie Hand, die Finger gespreizt, als wollte er etwas anheben. In dem Moment loderten Flammen an den Wänden auf. Sie tanzten über das Gestein, ehe eine nach der anderen in die an den Wänden angebrachten Feuerschalen glitt.
„Du kannst zaubern?“, fragte Elisa verwundert, aber Mircea schüttelte nur den Kopf. „Das ist der Dornenhort. Hier können wir Dracul tun, was immer wir wollen.“
„Nicht alles“, erwiderte Radu und schob einige Dinge umher, bis er eine kleine Truhe fand. „Dracula einsperren können wir nicht, außer du hilfst uns endlich.“
Er ließ die Truhe vor Elisas Füßen nieder und bückte sich, um sie zu öffnen. Elisa spürte ein Brennen auf der Brust, als er das tat. Der Drachenanhänger um ihren Hals erwärmte sich augenblicklich und strahlte. Mircea bemerkte das und legte seine flache Hand auf den Anhänger, der sich dadurch zu beruhigen schien und langsam abkühlte.
Radu tauschte einen Blick mit
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