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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Beschützer« und hielt dem Schlachter den Rücken frei. Immer.
    Jetzt ging Michael Sullivan mit langsamen Schritten im Raum umher. Er trat ein paar Kartentische um, schaltete den Fernseher ab und zog den Stecker aus der Espressomaschine. Jeder rechnete damit, dass gleich jemand sterben musste. Aber wieso? Wieso hatte John Maggione ihnen diesen Wahnsinnigen auf den Hals gehetzt?
    »Ich sehe, dass ein paar von euch auf eine kleine Showeinlage warten«, sagte er. »Ich sehe es euren Blicken an, ich kann
es riechen . Tja, verflucht noch mal, ich will niemanden enttäuschen.«
    Urplötzlich kniete Sullivan nieder und stach auf den verwundet am Boden liegenden Mafia-Soldaten ein. Er stach dem Mann in den Hals, dann ins Gesicht und in die Brust, so lange, bis der Körper sich nicht mehr rührte. Die Stiche waren nicht zu zählen gewesen, aber es mussten mindestens ein Dutzend gewesen sein, wahrscheinlich mehr.
    Dann geschah das Seltsamste. Sullivan stand auf und verbeugte sich über der Leiche. Als wäre das alles für ihn nichts weiter gewesen als eine große Show, eine Zirkusnummer.
    Schließlich wandte der Schlachter den Anwesenden den Rücken zu und ging unbekümmert in Richtung Tür. Keine Angst vor nichts und niemandem. Über die Schulter rief er zurück: »War nett, Sie kennen gelernt zu haben, meine Herren. Das nächste Mal zeigen Sie ein bisschen mehr Respekt, wenn schon nicht für mich und Mr Jimmy Hats, dann wenigstens für Mr Maggione.«
    Jimmy Hats schickte ein Grinsen in den Raum und tippte sich mit dem Finger an den Filzhut. »Oh ja, er ist wirklich so gut«, sagte er. »Aber wisst ihr was? Mit der Kettensäge ist er noch viel besser.«

4
    Fast während der gesamten Fahrt lachten sich der Schlachter und Jimmy Hats über ihren Besuch im Social Club von St. Francis of Assisi schlapp. Sie waren auf dem I-95 unterwegs, hinunter nach Washington, wo sie in den nächsten ein, zwei Tagen einen ziemlich kniffeligen Job zu erledigen hatten. Mr Maggione hatte einen Zwischenstopp in Baltimore angeordnet, um dort einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Don hatte den Verdacht, dass die Capos vor Ort ihm die eine oder andere Einnahme unterschlagen hatten. Der Schlachter war sich ziemlich sicher, dass er seinen Auftrag zufriedenstellend erledigt hatte.
    Das gehörte zu seinem immer größer werdenden Ruf: Er war nicht nur ein guter Killer, er kam auch ebenso zuverlässig wie der Herzinfarkt eines dicken Mannes, der sich von Spiegeleiern und Speck ernährt.
    Sie erreichten D.C. und fuhren die Touristen-Route entlang, vorbei am Washington Monument und etlichen anderen, ach so sehenswerten Bauwerken. »My country’tis of V«, sang Jimmy Hats in bemerkenswert falschen Tönen.
    Sullivan stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Du bist ja so’n Spezialist, James, mein Kleiner. Wo, zum Teufel, hast du denn das gelernt? My country’tis of V ?«
    »Schule der Kirchengemeinde St. Patrick’s, Brooklyn, New York, da, wo sie mir das ABC und das Einmaleins beigebracht haben und wo ich außerdem ein durchgeknalltes Arschloch namens Michael Sean Sullivan kennen gelernt habe.«
    Zwanzig Minuten später reihten sie sich in die spätabendliche Prozession junger Menschen ein, die sich die M-Street
in Georgetown entlangwälzte. Ein Haufen tumber, träger College-Deppen und mittendrin er und Jimmy, zwei brillante Profikiller, dachte Sullivan. Also, wer hatte das bessere Leben? Wer hatte es geschafft und wer nicht?
    »Wärst du eigentlich gerne aufs College gegangen?«, wollte er von Hats wissen.
    »Wär mit dem miesen Einkommen einfach nicht klargekommen. Hab mit achtzehn schon fünfundsiebzigtausend im Jahr gemacht. Und außerdem: Ich liebe meine Arbeit!«
    Sie blieben im Charlie Malone’s hängen, einer bei Washingtons Studenten beliebten Kneipe, auch wenn Sullivan beim besten Willen nicht wusste, warum. Weder der Schlachter noch Jimmy Hats waren weiter als bis zur Highschool gekommen, aber kaum hatten sie das Lokal betreten, hatte Sullivan schon ein lockeres Gespräch mit zwei Studentinnen begonnen, die höchstens zwanzig Jahre alt waren, wahrscheinlich noch nicht einmal. Sullivan las viel, und an das meiste konnte er sich auch erinnern, sodass er praktisch mit jedem Menschen eine Unterhaltung anfangen konnte. Am heutigen Abend umfasste sein Repertoire die vor Kurzem in Somalia ums Leben gekommenen US-amerikanischen Soldaten, ein paar neue, angesagte Kinofilme und sogar ein wenig romantische Poesie, Blake und Yeats, was den

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