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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wie er darauf reagierte.
    Sampson erwiderte meinen Blick. »Der für die Mafia arbeitet? Wie kann denn so was passieren?«

    »Der Kerl soll wirklich gut sein. Und wahnsinnig. Man nennt ihn den Schlachter.«
    In der Zwischenzeit hatte ein alter Mann mit krummem Rücken angefangen, die M-Street zu überqueren. Dabei schaute er sich immer wieder nach links und rechts um und zog bedächtig an seiner Zigarette. In der Straßenmitte begegnete er einem dürren Weißen mit einer Aluminiumkrücke, und die beiden Versehrten nickten einander feierlich zu.
    »Hier wohnen wirklich Typen«, sagte Sampson lächelnd. »So sehen wir in ein paar Jahren aus.«
    »Kann sein. Wenn wir Glück haben.«
    Dann fasste Jiang An-Lo den Entschluss, sich zum ersten Mal an diesem Tag der Öffentlichkeit zu präsentieren.

10
    Jiang war groß gewachsen und wirkte beinahe ausgemergelt. Ein zotteliger, schwarzer Ziegenbart von gut und gerne fünfzehn Zentimetern Länge zierte sein spitzes Kinn.
    Der Drogenbaron stand in dem Ruf, gerissen, kampflustig und bösartig zu sein, und das oftmals unnötigerweise, als ob er das Ganze als ein einziges, großes, gefährliches Spiel betrachtete. Er war auf den Straßen von Shanghai groß geworden, war dann nach Hongkong und von dort nach Bagdad gegangen und schließlich in Washington gelandet, wo er wie ein neuzeitlicher, chinesischer Kriegsherr etliche Viertel unter Kontrolle hatte.
    Ich ließ den Blick die M-Street hinauf- und hinuntergleiten und suchte nach Anzeichen für irgendwelche Unannehmlichkeiten. Jiang war in Begleitung von zwei Leibwächtern, die beide sehr angespannt wirkten. War er vielleicht gewarnt worden? Und wenn ja, von wem? Jemand aus dem Polizeiapparat, der auf seiner Gehaltsliste stand? Das war keineswegs auszuschließen.
    Außerdem fragte ich mich, wie gut dieser irische Killer sein mochte.
    »Haben die Leibwächter uns schon entdeckt?«, wollte Sampson wissen.
    »Davon gehe ich aus, John. Wir sind ja in erster Linie zur Abschreckung da.«
    »Der Killer hat uns auch gesehen?«
    »Falls er schon da ist. Falls er was taugt. Wenn ein Killer da ist, dann hat er uns wahrscheinlich auch gesehen.«
    Als Jiang An-Lo ungefähr die halbe Strecke zu einem
schwarz glänzenden, am Straßenrand abgestellten Mercedes zurückgelegt hatte, bog ein anderes Auto, ein Buick LeSabre, auf die M-Street ein. Es beschleunigte mit röhrendem Motor, die Reifen scheuerten quietschend am Bordstein entlang.
    Jiangs Leibwächter wandten sich blitzartig um, dem heranrasenden Auto zu. Sie hatten ihre Waffen gezückt. Sampson und ich stießen die Türen unseres Autos auf. »Zur Abschreckung, dass ich nicht lache«, knurrte er.
    Jiang zögerte nur einen kurzen Moment. Dann eilte er mit langen, staksigen Schritten, fast so, als trüge er einen knöchellangen Rock, wieder auf das Doppelhaus zu, aus dem er soeben gekommen war. Er hatte sich wahrscheinlich völlig zu Recht überlegt, dass sein Leben auch dann in Gefahr wäre, wenn er den Mercedes noch rechtzeitig erreichte.
    Aber wir hatten uns alle getäuscht. Jiang, die Leibwächter, Sampson und ich.
    Die Schüsse wurden hinter dem Drogenhändler abgegeben, am anderen Ende der Straße.
    Drei laut krachende Schüsse aus einem langen Gewehr.
    Jiang sackte zu Boden und blieb regungslos auf dem Bürgersteig liegen. Ein dicker Blutstrahl sprudelte ihm aus der Schläfe, ich bezweifelte stark, dass er noch am Leben war.
    Ich drehte mich blitzschnell um und blickte auf das Dach eines Sandsteingebäudes auf der anderen Straßenseite, das mit den Dächern benachbarter Häuser verbunden war.
    Dort sah ich einen blonden Mann, und er machte etwas ausgesprochen Seltsames: Er verbeugte sich in unsere Richtung. Ich konnte es nicht glauben. Eine Verbeugung?
    Dann duckte er sich hinter eine Backsteinbrüstung und war und blieb verschwunden.
    Sampson und ich rannten über die M-Street und in das Gebäude. Wir jagten die Treppe hinauf, vier Stockwerke im
Laufschritt. Auf dem Dach angekommen, war der Schütze verschwunden. Weit und breit niemand zu sehen.
    War das der irische Killer gewesen? Der Schlachter? Der Mafiaattentäter aus New York?
    Wer, zum Teufel, sollte es sonst gewesen sein?
    Ich konnte es immer noch nicht glauben. Nicht genug damit, dass er Jiang An-Lo ohne jede Mühe erledigt hatte. Er hatte sich nach diesem Kunststück auch noch verbeugt.

11
    Es bereitete dem Schlachter keine Mühe, sich unter die aufgeblasenen College-Studenten auf dem Gelände der George Washington University

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