Blood Empire - Biss zur Auferstehung
gab inzwischen Vollgas. Der Wagen machte einen Satz nach vorn, brauste dann davon.
Petra sah aus der Heckscheibe. Chase stand mit grimmig verzogenem Gesicht da, die Fäuste geballt. Das fahle Mondlicht ließ ihn wie eine gespenstische Kreatur erscheinen.
Petra atmete heftig.
Ein Schauder überlief eiskalt ihren Rücken, als sie daran dachte, dass Chase sie und ihr blutiges Spiel um ein Haar entlarvt hatte. Petra war keine gute Kämpferin. Wenn Chase sie angegriffen hätte, hätte sie nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Dein Plan ist gescheitert!, dachte sie. Du musst dies als Tatsache anerkennen und die nötigen Konsequenzen daraus ziehen... Vor allem musste sie verhindern, dass jemand von ihrer Intrige Wind bekam.
Der Fürst würde nicht erbaut davon sein.
Und wie Chase in dem Fall reagierte, mochte Petra sich lieber nicht ausmalen.
"Bringen Sie mich zurück nach Manhattan!!", sagte sie an den Chauffeur gewandt.
Über den Rückspiegel hatten sie für einen kurzen Moment Blickkontakt.
"Ja, Madam", sagte er unterwürfig.
Jennings wandte ihr einen Blick zu.
Er runzelte die Stirn, so als ob er ein ungutes Gefühl nicht zu verbergen vermochte.
"Eigenartig", murmelte er.
"Was ist eigenartig?", fragte Petra.
"Ich..."
Jennings fasste sich an den Kopf. Er sprach nicht weiter. Petra lächelte kalt.
Ja, du willst sagen, dass du dich nicht mehr zu konzentrieren vermagst. Dass du nicht einen einzigen klaren Gedanken mehr zu Stande bringst... Du wirst dich an diesen Zustand gewöhnen müssen... Zu meiner Sicherheit!
Schließlich kann ich nicht riskieren, dass einer von euch dem Fürst in die Hände fällt...
Petras Blick bohrte sich in Marv Jennings Augen.
Eigentlich schade, dass ich den Geist dieser Männer vernichten muss, überlegte sie. Brabbelnde Idioten werden drei von euch am Ende sein. Und der vierte?
Petra öffnete halb den Mund und musste sich sehr beherrschen, um die Zähne nicht viel zu früh auszufahren.
Schließlich hatte sie heute noch keinen Imbiss gehabt - und die angejahrten Mademoiselles, die man beim Fürst angeboten bekam, standen ihr bis zum Hals.
Sie überlegte kurz, wem diese Sonderbehandlung zuteil werden sollte und entschied sich für Kelly. Sie freute sich schon auf sein Blut. Aber erst einmal wollte sie zurück in Manhattan sein.
*
Malloy trat ins Freie.
Die meisten Nazis waren tot, eine kleinere Anzahl bewusstlos. Nur wenigen war die Flucht mit den Fahrzeugen gelungen. Chase hatte wie ein Berserker unter ihnen gewütet. Jetzt lagen sie zu Dutzenden in ihrem Blut. Überall waren Leichen auf dem Boden verstreut. Die meisten lagen in eigenartig verrenkten Haltungen da.
Nicht wenige waren furchtbar zugerichtet.
Chase war nicht gerade zimperlich vorgegangen.
Jetzt stand er im fahlen Mondlicht da, beinahe so, als würde er Malloy erwarten.
Malloy hatte einem der Toten die Machete abgenommen. Er trug sie in der Linken. Die Rechte hielt eine Armbrust, in die er bereits ein angespitztes Pflockgeschoss eingelegt hatte. Auch diese Waffe hatte er einem der toten Nazis abgenommen.
Abwartend blieb er stehen.
Jetzt stehst du ihm also gegenüber, dem Mann, der deine Tochter umgebracht hat!, ging es ihm durch den Kopf. Nein, >Mann> ist nicht der richtige Ausdruck. >Vampir>. Eine Kreatur der Nacht, an der nichts Menschliches mehr ist. Ein Wesen, dass bedenkenlos tötet und dem du jetzt Einhalt gebieten kannst.
>Für immer!>
Malloy umfasste den Griff der Machete etwas fester. Die Armbrust senkte er.
Einen Schuss hast du!, ging es ihm durch den Kopf. Wenn der nicht sitzt, dann bleibt dir nur noch die Möglichkeit, ihm mit der Machete den Kopf vom Rumpf zu trennen...
Andererseits hatten sie ironischerweise diesmal auf einer Seite gekämpft. Gesteh es dir ein, er hat dir das Leben gerettet!, durchzuckte es Malloy. Eine Tatsache, an der du nicht vorbeikannst.
"Na, was ist, Vampirjäger?", fragte Chase. "Ist dir die Puste ausgegangen oder warum stehst du da wie eine Salzsäule?"
"Du hast mir das Leben gerettet."
"Das hat keine Bedeutung", sagte Chase.
"Wir kämpfen zum zweiten Mal auf einer Seite."
"Auch das hat keine Bedeutung."
"Madeleines Tod kann das nicht ungeschehen machen!", nickte Malloy. Der Spruch, dass der Feind des Feindes ein Freund sein musste, traf hier nicht zu, so fand der Vampirjäger.
Chase zuckte die Achseln.
"Du wirst weiter versuchen uns zu jagen und zu töten."
"Ja, das ist wahr." Malloy senkte die Armbrust nun ganz hinab, so dass sie auf den Boden zeigte.
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