Blood Empire - Das Blutreich
Beziehungsweise dass, was von noch übrig ist. Der Arme litt nämlich unter sehr frühzeitig einsetzender männlicher Glatze."
"Echt hart so'n Schicksal", meinte Chase. Tardelli zeigte ihm ein Foto. "Das ist er."
"Warum muss er dran glauben?"
"Ist doch Scheiß egal. Eine oder zwei Etagen über uns will jemand, dass er ausgeknipst wird. Ist doch Grund genug, oder?" Tardelli klopfte Chase gönnerhaft auf die Schulter. "Du willst doch ein Penthouse, hast du mir gesagt. Und 'ne echte Harley." Er grinste. "Nur die Dummköpfe legen sich ein ganzes Leben dafür krumm, damit sie sich so etwas dann mit 90 leisten können. In einem Alter also, in dem die wenigen, die es erleben, schon vollkommen zufrieden sind, wenn ihr Stuhlgang richtig funktioniert." Chase atmete tief durch.
"Okay, ich mach's!"
Tardelli trat nahe an ihn heran. Sein Zeigefinger schnellte hoch wie ein Taschenmesser. "Das war eben keine Bitte meinerseits, Chase. Sondern ein Befehl."
"Schon klar!"
"Bring's so schnell wie möglich hinter dich!"
"Null problemo!"
Pünktlich gegen fünf war Chase mit seiner Harley in der Beldoro Street. Er stellte das Motorrad in der Nähe von Spadolinis Frisörsalon ab und wartete an einer Ecke.
Schließlich tauchte Eddie Calrese auf. Ein Bodyguard folgte ihm wie ein Schatten.
Für jeden der beiden eine Schrotladung!, rechnete Chase. Für den Notfall hatte er noch ein ziemlich langes Springmesser dabei. Er folgte Calrese in den Frisörsalon.
Sein zukünftiges Opfer hatte Platz genommen. Natürlich brauchte er nicht zu warten. Jemand wie Eddie Calrese kam sofort dran. Sein Leibwächter blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift.
Chase ließ den Blick schweifen. Ein paar Frauen ließen sich eine Dauerwelle legen. Pete Spadolini, der Meister selbst eilte wie ein Wiesel hin und her. Eddie Calrese wirkte entspannt. Sein Gesicht hatte einen fast entrückten Ausdruck.
Chase öffnete seine Lederjacke.
Bei diesem Auftritt hatte sein gestrenger Mentor Jack Tardelli nichts dagegen, wenn er sie trug.
Mit einem Griff riss Chase die Schrotpistole heraus, richtete sie auf den Bodyguard. Dessen Kaugummi kauendes Gesicht blickte von der Zeitschrift hoch, wirkte einen Augenblick lang wie die Visage eines Ochsen, der gerade vom Schlachter den Bolzen vor das Hirn gedonnert bekommen hatte. Chase drückte ab.
Der Rückschlag war gewaltig und ließ die Waffe hochspringen. Auf die geringe Entfernung bekam das Opfer in jedem Fall genug ab. Der Bodyguard schaffte gerade noch den Griff unter die Jacke, wo seine Pistole steckte. Dann nagelten ihn die unzähligen kleinen Schrotkugeln in die aparte Ledercouch, die Spadolinis Salon zierte. Schreie gellten.
Allerdings stammten die nicht von dem Bodyguard, denn der war dazu nicht mehr in der Lage.
Chase wirbelte herum.
Einige von Spadolinis Angestellten rannten mit ihrer Kundschaft auf die Straße, andere saßen wie angewurzelt in ihren Schalensitzen, hoben den frisch geföhnten Kopf von der Stütze und starrten Chase an wie einen Außerirdischen.
"Los, alle raus!", rief er.
Das brauchte er nicht zweimal zu sagen.
"Scusi, Signore...", begann Spadolini.
"Verpiss dich!", rief Chase.
Calrese erhob sich ebenfalls.
"Du bleibst sitzen!", wies Chase ihn an. Kreidebleich sackte Calrese in seinen Stuhl zurück.
Es dauerte nur Sekunden und Chase war mit Eddie Calrese allein im Salon.
Ein paar Minuten hatte er Zeit, bis die Cops eintrafen. Und diese Zeit wollte Chase nutzen.
Er richtete die Waffe auf Calrese.
"Hey, ich weiß, wer dich schickt!"
"So?"
"Du kannst Onkel Roy sagen, dass ich gar nicht scharf darauf bin, an seine Stelle zu treten. Hör mal, Junge, ich weiß nicht, was man dir erzählt hat, aber das ist ein Missverständnis."
Der Typ dachte also, dass Roy DiMario persönlich ihn geschickt hatte, so ging es Chase durch den Kopf. Welche Ehre! Er musste unwillkürlich grinsen.
Zähl eins und eins zusammen, Chase!, meldete sich eine Stimme aus dem hinteren Bereich seines Bewusstseins. Dieser Typ hat etwas vor Roy DiMario zu verbergen, das liegt doch auf der Hand.
Und welche Rolle spielte Jack Tardelli dabei?
Das Tardelli und Calrese sich seit frühester Jugend kannten und befreundet gewesen waren, das hatte Chase inzwischen aus zahllosen Erzählungen mitbekommen.
Chase hatte plötzlich das Gefühl, für dumm verkauft worden zu sein. Er trat näher, setzte Eddie Calrese den Lauf der Schrotpistole an den Kopf.
"Spuck's aus!", forderte er.
"Was?"
"Alles!" Er ging einfach aufs
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