Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
Weg war nun einmal eine Abkürzung.
Gerade noch rechtzeitig sah Chase das Hindernis auf der Fahrbahn. Mehrere Pkw waren quergestellt worden.
Chase betätigte die Bremse. Mit quietschenden Reifen rutschte die Harley über den Asphalt. Das Hinterrad brach aus. Chase sprang vom Bock herunter, kam hart auf dem Boden auf und rollte sich ab. Die Harley schrammte indessen auf der Seite weiter über den Asphalt, bis einer der quer gestellten Wagen sie auffing.
Chase erhob sich.
Seine Jeans waren aufgescheuert. Blutige Knie kamen unter dem durchlöcherten Stoff hervor. Aber Chase Blood stand kaum wieder auf den Beinen, da begannen sich die Wunden bereits zu schließen. Es bedeutete nur eine Willensanstrengung. Die Lederjacke hatte auch etwas abbekommen.
Doch das war nicht so schlimm.
Ein paar abgeschabte Stellen mehr!, ging es Chase durch den Kopf. Er ließ den Blick schweifen. Etwas mehr Sorgen machte er sich schon um seine geliebte Harley.
Da war vermutlich einiges am Lack nachzubessern.
Als er die am Boden liegende Maschine erreicht hatte, waren seine Kniewunden schon nicht mehr zu sehen. Er beugte sich nieder, um das Hinterrad der Harley unter dem Wagen wegzuziehen.
Das Geräusch von Schritten ließ ihn erstarren.
"Da ist er!", sagte jemand.
Noch ein Geräusch ertönte unmittelbar danach.
Chase erkannte es sofort. Jemand lud ein Pump Action Gewehr durch. Chase hatte sich noch nicht einmal herumgedreht, da fetzte ihm bereits ein gewaltiges Kaliber zwischen die Schulterblätter. Ein Projektil, das einem Mann den ganzen Kopf wegreißen und wie eine Melone zerplatzen lassen konnte. Die Kugel riss ein Loch in die Lederjacke. Eine blutige Wunde war zu sehen, klaffte ekelhaft weit offen. Das Geschoss trat auf der anderen Seite wieder aus dem Körper heraus.
Gerade dort, wo sich auf Chase' T-Shirt mit der Aufschrift FUCK OFF das OFF befand. Jetzt stand dort nur noch FUCK.
Chase drehte sich herum.
Der Kerl, der geschossen hatte, war ziemlich groß und trug Springerstiefel. Der Kinnladen fiel ihm runter, als er registrierte, dass sein Schuss Chase regelrecht durchbohrt hatte. Er starrte auf Chase' T-Shirt, auf die klaffende Wunde, die bereits begann sich zu schließen.
"Verdammt, ich hab's dir ja gesagt, Joey!", rief ein anderer Kerl. Auch er hatte kaum Haare auf dem Kopf.
Das graue T-Shirt ließ die martialischen Tätowierungen frei. SS-Runen prangten an beiden Bizeps. Er hatte einen Colt Magnum Kaliber 45er im Hosenbund stecken.
Aber in den Händen hielt er zwei angespitzte Holzpflöcke. Keine Frage, was er damit vorhatte.
Ein weiterer Typ erschien, er tauchte hinter einem der quer gestellten Wagen auf, sprang auf die Motorhaube. Das Blech knickte etwas unter seinem Gewicht ein. Auch er trug eine Schusswaffe im Gürtel.
In der Rechten hielt er zwei angespitzte Holzpflöcke, in der Linken einen Flachmann. Mit den Zähnen schraubte er den Deckel ab, während zwei weitere Kerle an der Ecke auftauchten.
"Hier, du Höllenkreatur! Mit Knoblauchextrakt versetztes Weihwasser! Mal sehen, wie dir das schmeckt!"
Er spritzte den Inhalt des Flachmanns Chase entgegen.
Der Vampir hob schützend den Arm, stieß einen dumpfen Knurrlaut aus. Für einen Moment fuhr er seine langen Zähne aus. Sein Gesicht veränderte sich dabei. Die Mundpartie wirkte größer. Sein Knurren bekam einen zornigen Ton. Aber das Weihwasser machte ihm nicht viel aus.
Der Kerl auf dem Wagen wartete dessen Wirkung auch gar nicht erst ab, sondern stürzte sich mit den Holzpflöcken in den Händen auf Chase.
Sein grimmiger Schrei gellte durch die Straße.
Der Kerl versuche mit den Pflöcken zuzustoßen und dabei Chase' Herzgegend zu treffen.
Der Vampir schnellte zur Seite.
Der Angriff ging ins Leere. Der Glatzkopf stolperte zu Boden. Um Haaresbreite war der Holzpflock an Chase'
Körper vorbei geglitten.
Sein Gegner rappelte sich wieder auf.
Schnell war er wieder auf den Beinen, in jeder Hand einen Pflock.
"Mach ihn fertig", rief einer der anderen.
"In einem gereinigten Amerika ist für diese Nachtkreatur kein Platz!"
"Ja, jetzt wird aufgeräumt!", rief ein anderer.
Nazis!, dachte Chase.
Menschen, die glaubten, dass man seine eigenen Probleme dadurch löste, indem man auf alles fremd Erscheinende blindwütig einschlug.
In der Horde fühlten sie sich stark. Vor allem dann, wenn sie auf Schwächere losgingen. Auf Obdachlose oder Behinderte zum Beispiel. Auf Kinder, deren Hautfarbe eine Nuance zu dunkel war, um noch als arisch durchgehen zu
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