Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
wieder heilen konnte.
Gut so, dachte Chase. Dann wird er sich auch nicht so darauf konzentrieren können, mich mit seinem Blick auszuschalten!
Leroque sah zu Petra.
Ein hilfesuchender Blick.
GREIF EIN!, schien dieser Blick zu rufen.
Aber die schöne Vampirin verharrte wie eine Statue.
Mit regungslosem Gesicht beobachtete sie die Szene, wartete ab, was geschah. Chase stürmte auf den Grafen zu, hieb wild durch die Luft, da er sein Gegenüber auf keinen Fall direkt ansehen durfte. Aber er spürte den Widerstand, den seine Klinge durch das tote Fleisch Leroques fand. Metall schlug auf Metall. Der Säbel, ein Arm, ein Kopf wirbelten durch die Luft.
Leroques Leichnam sank schlaff auf die Knie, sackte dann zu Boden. Ein übler Verwesungsgeruch verbreitete sich. Chase sah sich das nur kurz an. "Wie war das noch mit dem Gericht, das man kalt essen sollte?" Er wandte sich an Petra. "Vielleicht sollte ich mit dir genau dasselbe machen!", meinte er.
Ihr Lächeln wirkte wie eine eiskalte Maske.
"Erstens würdest du das nicht schaffen, Chase."
"Und zweitens?"
"...solltest du bedenken, dass du ohne mich nicht mehr existieren würdest."
"Du bist eine Verräterin!"
"Nein, Chase."
"Meinst du wirklich, dass ich dir glaube?"
"Der Fürst wird mir glauben."
"Hältst du ihn für so dumm?"
"Er braucht mich und meine Fähigkeiten. Darum wird er es glauben wollen."
Chase überlegte einen Moment. Dann meinte: "Scheiß drauf, lass uns hier verschwinden."
Sie verließen den Salon.
Zwei Wächter köpfte Chase auf dem Weg zum Portal. Dann traten sie ins Freie, gingen auf den Hubschrauberlandeplatz zu. Schreie gellten erneut von dort herüber. Eine lebende Fackel rannte durch die Nacht, kam ihnen entgegen. Die Fledermaus-Vampire grölten herum. Einer von ihnen hielt einen Kanister mit Benzin in der Hand.
Schreiend taumelte die lebende Fackel zu Boden.
Offenbar war er der Letzte aus der Helikopter-Besatzung, der noch nicht vollständig eingeäschert war.
Chase wandte sich an Petra.
"Wie wär's jetzt mit einem kleinen Loyalitätsbeweis gegenüber deinem Vizepräsidenten, Schätzchen! Der Fürst weiß solche Gesten immer zu schätzen!"
Petra verdrehte die Augen.
Dann starrte sie in Richtung der Fledermaus-Vampire, die jetzt zu ihren Waffen griffen.
"Halt!!", befahl sie.
Mitten in der Bewegung hielten sie inne, standen da wie Statuen.
"Müssen schwache Seelen sein, wenn du sie so leicht beeinflussen kannst!", meinte Chase.
"Hirnlose Typen wie du eben!", erwiderte Petra.
Chase fasste den Säbel mit beiden Händen. Ein gutes Dutzend zu Statuen erstarrte Fledermaus-Vampire waren schnell geköpft.
Während Chase einen nach dem anderen zu Staub verwandelte, kam die lebende Fackel wieder auf die Beine, rannte auf die Parkanlagen zu und sprang in einen Zierteich. Jetzt erst wurden die Flammen, die an ihm fraßen, gelöscht.
Chase wandte sich ihm zu, nachdem er mit dem Köpfen fertig war.
Erst jetzt erkannte er, dass es der Sergeant war, der da aus dem schlammigen Wasser des Zierteichs heraus stieg.
"Eigentlich sollte ich mit dir dasselbe machen, wie mit dem anderen Philadelphia-Gesocks! Aber unglücklicherweise können weder Petra noch ich einen Heli fliegen. Dein Pilotenschein ist doch noch gültig, oder?"
Er nickte stumm.
"Dann bring uns zurück!", befahl Chase. "In zwei Stunden ist Sonnenaufgang!"
*
Einige Nächte später...
Die kühlen, vibratolosen Töne einer abgedämpften Trompete erfüllten den New Bop Club in Harlem. Der junge Schwarze, der da mit geschlossenen Augen 'I thought about you' in sein Horn hineinhauchte, schien eins geworden zu sein mit seinem Instrument. Piano, Bass und Schlagzeug hielten sich dezent im Hintergrund.
Petra Brunstein hatte an einem der hinteren Tische Platz genommen.
Der Drink stand nur pro forma vor ihr.
Für Leroque hatte er einfach immer dazugehört.
Bilder der Erinnerung formten sich vor Petras innerem Auge.
Sie sah Leroques Gesicht in jenem letzten Augenblick vor sich, als er sie mit aufgerissener Kehle hilfesuchend angesehen hatte.
DU HAST MICH VERRATEN!
Seinen Gedankenimpuls spürte sie selbst in der Erinnerung noch mit derselben bedrückenden Intensität.
"Spiel es noch einmal!!", flüsterte sie, als der letzte Ton von 'I thought about you' verklungen war.
Schatten verdeckten Petras Gesicht.
So bemerkte niemand die Tränen, die über ihre Wangen rollten.
Blutige Tränen.
3.Buch
Blutiges Spiel
Petra Brunstein lächelte. Der Blick ihrer dunklen Augen ließ den
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