Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
völlige physische Zerstörung nützte ihm das nichts.
*
Grobe Pranken packten Chase plötzlich bei den Schultern, rissen ihn hoch. Dann wurde er gegen die Betonwand geschleudert. Die Wucht, mit der das geschah, war selbst für einen Vampir schier unglaublich. Chase knallte mit der Stirn gegen den Beton. Als er zu Boden rutschte, zog sich eine blutige Schmierspur über das graue Material.
Chase blickte auf.
Er sah Ptygias breitbeinig dastehende Monstergestalt. Sie verzog das Maul und entblößte dabei ihr Raubtiergebiss.
"Süßer Chase!", murmelte sie.
Gabriel stand einige Meter von ihr entfernt. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, betrachtete dabei die Flammen, die den Körper des Rattengottes verschlangen.
"Mein Glückwunsch, Chase! Es scheint so, als hätte sich dein Bundesgenosse geopfert, um den meinigen auszuschalten.
Respekt!"
"Du hättest diesen Punker ständig unter deiner Kontrolle halten sollen, Gabriel!", meinte Ptygia.
Gabriel zuckte die Achseln. "So sehr es mich schmerzt, das zugeben zu müssen, meine Teuerste: Aber ich fürchte du hast recht!"
"Ja!", nickte Ptygia.
"Aber es gibt keinen Fehler, der sich nicht ausbügeln ließe. Dieser Damentausch, wie man das im Schach wohl nennen würde könnte trotzdem noch zu unserem Vorteil gereichen.
Schließlich befindet sich die Nummer zwei der New Yorker Vampire in unserer Hand! Und das in einem ziemlich ramponierten Zustand!" Gabriel kicherte.
Ptygia versuchte, diese Laute nachzuahmen.
Es musste wohl an ihren ausgeprägten Raubtierkiefern liegen, dass das bei der Dämonin nicht so ganz klappte. Sie bewegte leicht ihre Lederschwingen.
"Ja", sagte sie. "Du hast Recht."
Chase hingegen bezweifelte, dass sie überhaupt begriff, worum es ging. Aber das konnte ihm letztlich auch gleichgültig sein.
Er versuchte, sich für einige Sekunden vollkommen auf die Heilung seiner Wunden zu konzentrieren. Er zweifelte nicht daran, dass ihm bis zu Ptygias nächstem Angriff nur wenige Augenblicke blieben. Augenblicke, die er nutzen musste.
"Mach ihn kalt, Ptygia. Aber versau es nicht wieder!"
Chase nahm seine Schrotpistole, fingerte die letzten beiden Patronen aus seiner Jackentasche heraus und steckte sie in die Waffe hinein.
Er richtete sie auf Gabriel.
Ptygia war nichts weiter als eine niedere Charge, auch wenn sie sich gerne so aufspielte, als wäre sie tatsächlich eine gleichberechtigte Partnerin für den gefallenen Engel. Aber das war keineswegs der Fall. Von der Körperkraft abgesehen war Gabriel ihr in jeder Hinsicht weit überlegen.
Gabriel lächelte kalt.
Er streckte die Hand aus.
Chase spürte, wie ihm die Waffe aus der Hand gerissen wurde. Sie flog durch die Luft, landete genau in Gabriels Linker.
Gabriel kicherte.
Dann richtete er die Waffe auf Chase.
"Wir wollen doch faire Kampfbedingungen herstellen!", meinte er zynisch und drückte zweimal kurz hintereinander ab.
Chase bekam zweimal die volle Schrotladung ab. Er versuchte das Gesicht mit dem Arm zu schützen. Der gleichzeitige Aufprall hunderter kleiner Projektile sorgte bei einem sterblichen Wesen normalerweise dafür, dass ein Schockzustand eintrat, der zum Herzstillstand führte.
Das bereitete Chase kein Problem.
Sein Herz schlug ohnehin nicht mehr.
Aber die Treffer taten höllisch weh. Es war, als ob mehrere hundert Nadeln zur gleichen Zeit in seinen Körper gestoßen wurden. Er schrie auf.
"Jetzt ist er reif für dich, Ptygia, aber sieh zu, dass du nicht so lange wartest, bis er sich wieder aufrappelt."
"Ich reiß ihm den Kopf ab!", grollte Ptygia düster. Sie stürzte sich auf ihn, stieß dabei einen barbarischen Kampfschrei aus.
Chase fühlte sich elend.
Ptygia stürmte auf ihn zu.
Ein einziger Tritt ihrer gewaltigen Füße hätte Chase buchstäblich zerquetschen können. An Körperkraft war sie ihm bei weitem überlegen.
Chase blickte in ihr weit aufgerissenes Maul. Ihr Tritt verfehlte Chase.
Der Vampir setzte all seine Kraft in eine stoßartige Bewegung mit seinem Hiebmesser.
Er erwischte Ptygia am Bauch, stieß die Klinge bis zum Heft hinein. Schreiend taumelte sie zurück, stolperte. Eine undefinierbare Flüssigkeit quoll aus der Wunde heraus.
Vermutlich ihr Blut.
Chase erhob sich.
Erstaunen war in Gabriels Gesicht zu lesen.
Und Furcht.
Denn was die Kampfkraft anging, war er Chase unterlegen.
Chase verzog das Gesicht zu einem zynischen Lächeln.
"Wie wär's, wenn jetzt ich dir den Kopf abreiße!", knurrte er.
Ptygia kreischte.
Und dabei
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