Blood Empire - Widergänger
hinab. Er war bleich, seine Haut wirkte wächsern. Ebenso wie bei seiner Tochter. Malloy wandte den Blick in ihre Richtung. Seine Augen blieben ausdruckslos. Madeleine erwiderte den Blick. Sie öffnete halb den Mund, aber kein Laut kam über ihre ausgesprungenen Lippen.
Dies sind die Heerscharen des Herrn im Kampf gegen das Böse!, wurde es Jordan schaudernd klar. Er ging auf die Knie. Nicht in erster Linie aus andächtigen Gefühlen heraus, sondern vor Schwäche.
Malloy machte einen unsicheren Schritt auf ihn zu, betrachtete erst seine Tochter, dann seine Hände, so als könnte er dieses neue Leben, dass ihm eingehaucht worden war noch gar nicht fassen.
Glanz trat jetzt in seine Augen.
Ein hungriger Glanz. Er hob das Kinn, es wirkte fast so, als würde der Ex-Cop Witterung aufnehmen.
Auch die anderen Untoten begannen sich zu bewegen, sie traten auf Jordan zu, bildeten einen Halbkreis um ihn. Es waren Dutzende von zombihaften Untoten, darunter lebende Leichen, die sehr stark zersetzt waren. Mehr Erde als Fleisch. Leere Augenhöhlen, aus denen die Maden heraus krochen, schienen den Prediger anzustarren.
Jordan schluckte unwillkürlich.
Doch dann sah er etwas, das ihm schier den Atem raubte. Die zerstörten Körper begannen sich vor seinen Augen auf wunderbare Weise zu regenerieren. Modriger Humus wurde wieder zu Muskeln, Sehnen und Fleisch. Nackte Knochen bedeckten sich langsam mit Haut. Selbst halbzerfallenes Kleider-Gewebe begann sich wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.
"Es ist wahr!", sagte Jordan laut und voller Ergriffenheit. "Die Auferstehung des Fleisches - sie ist wahr! Hallelujah!" Die Sinne schwanden ihm.
Das Bild vor seinen Augen verschwamm zu einem formlosen Brei aus Farben.
Er hatte das Gefühl zu fallen.
Dann senkte sich Finsternis über ihn.
*
Diesmal war es eine Blondine, in deren Hals Mike Tensold seine Vampirzähne schlug. Er hatte sie in den Waschraum für Herren hineingezerrt. Das LAST CHOICE schien ein gutes Jagdrevier zu sein. Er drückte die Blondine gegen eines der Waschbecken. Seine Zähne zerfetzten ihr den Hals und mit einem genießerischen Brummlaut schlürfte Tensold ihr Blut.
Der Druck ihrer Arme, mit denen sie ihn wegzustoßen versucht hatte, ließ nach. Das Leben war längst aus ihr gewichen. In ihren starren Augen stand das Grauen.
"Heh, lass mich auch mal!"
Eine Hand packte Mike an der Schulter und riss ihn herum. Blut spritzte aus der Kehle der jungen Frau empor bis an die Decke. Spiegel und benachbarte Waschbecken waren rot gesprenkelt.
Tensold wandte ärgerlich den Kopf, während seine Hände die Leiche mit sicherem Griff festhielten.
Er blickte in die leicht rötlichen Augen seines Kumpels Pel Fernandez. Fernandez war noch ziemlich jung. Kaum zwanzig und erst seit einem halben Jahr Vampir.
"Was fällt dir ein, Bastardo!", schimpfte Tensold. "Sieh dir die Schweinerei an!" Tensold konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Blut verschwendet wurde. "Andere Vampire hungern!"
"Sorry, aber ich dachte, wir sind wie Brüder, Mann! Und in der Kleinen ist doch genug für uns Beide, denke ich!"
Tensold hatte eine giftige Erwiderung auf den Lippen. Aber er verschluckte sie, als plötzlich jemand von den Toiletten hereinkam, um sich die Hände zu waschen. Ein groß gewachsener, übergewichtiger Rocker mit einer Lederjacke voller Embleme und einem Piratentuch um den Kopf. Der Bart war noch etwas länger als bei den Musikern von ZZ Top. Er hatte ihn zu zwei kleinen Zöpfen zusammen geflochten, was ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit einem alt-keltischen Barbarenkrieger verlieh.
Er stand wie erstarrt da, blickte auf das Blut und öffnete dann halb die Lippen, so als wollte er etwas sagen. Aber kein einziger Laut drang aus seinem Mund. Selbst ein Kerl wie er war offenbar von dem, was er hier vorfand zu sehr schockiert, um auch nur irgendeinen Laut herauszubekommen.
"Na, los, Pel! Worauf wartest du?", rief Tensold. Pel Fernandez schnellte auf den Rocker zu.
Diesem blieb überhaupt keine Zeit, um sich noch zu wehren. Der junge Vampir versetzte dem Koloss einen brutalen Stoß. Der Rocker wurde zurückgeschleudert. Er kam so hart gegen die Wand, dass er regungslos zu Boden rutschte. Blut verschmierte dort, wo er aufgekommen war.
"Erledigt!", meinte Fernandez.
Er atmete auf.
Jetzt flog die Außentür der Waschräume zur Seite. Ein Mann mit einer Machete trat ein. Er hatte schwarz gefärbtes Haar, trug Lederjacke und Jeans. Und er blieb vollkommen
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