Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
andere Sachen gemacht. Aber das bedeutete ja nicht automatisch, dass ich ihm trauen musste.
»Verdammt, Lily!« Er knirschte meinen Namen zwischen den Zähnen hindurch wie einen Fluch.
Der Frust in seiner Stimme ärgerte mich und brachte mein Geduldsfass zum Überlaufen. »Nein«, knurrte ich, legte Rose’ Kopf sanft aufs Bett, durchquerte das kleine Zimmer und baute mich vor ihm auf. Ich hatte mein Messer nicht abgelegt, und der Druck der Scheide an meinem Schenkel verlieh mir Selbstvertrauen. Ein Gefühl der Macht. »Du hast mir erzählt, du hättest eine Vision gehabt, wie wir beide die Neunte Pforte schließen. Schön für dich. Aber falls du es vergessen haben solltest: Das Spiel >Wir brauchen dich, um die Erde zu retten< habe ich schon einmal gespielt und haushoch verloren.«
Man hatte mir weisgemacht, meine Mission sei es, einen Dämonenpriester daran zu hindern, ein Tor zur Hölle aufzustoßen. In Wahrheit hatte man mich auf einen richtigen Priester angesetzt, der das Ding eigentlich hatte versiegeln wollen. Und in weniger als zwei Wochen würden nun die Dämonen durch eben diese Pforte über uns hereinbrechen wie die Heuschrecken.
»Ich habe Mist gebaut«, gestand ich. »Aber ich werde den gleichen Fehler kein zweites Mal machen.«
»Mir zu vertrauen ist kein Fehler«, entgegnete Deacon.
»Da du mich nicht in deinen Kopf blicken lässt, kann ich unmöglich mit Sicherheit wissen, ob du mich verarschst oder nicht.«
Er hörte mit seinem Hin-und-her-Gerenne auf und kam langsam auf mich zu. Sehr langsam. Wie gern hätte ich seine Augen gesehen, die mir einen Hinweis darauf gegeben hätten, was er dachte. Unter dem dünnen Hemd spannten sich seine Muskeln an. Ein Tier, das sich auf den tödlichen Angriff vorbereitete.
Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück. Meine Hand glitt zum Messer, bevor ich mir überhaupt bewusst wurde, was ich da tat.
»Du kommst mir nicht noch einmal in meinen Kopf«, knurrte er mit leiser, gefährlicher Stimme.
»Wenn ich es ernsthaft drauf anlegen würde, könntest du mich nicht aufhalten.«
»Doch, das könnte ich, Lily! Das kannst du mir glauben.«
»Soll ich es dir beweisen?« Ich war genervt, und ich wollte ihm wehtun. Die Dämonen in mir waren zum Leben erwacht und scharf auf einen Kampf. Action. Gewalt. Schmerz. Sex. Eins nach dem anderen oder alles wild durcheinander. Egal. Hauptsache, ich konnte meine aufgestauten Triebe ausleben.
»Hör auf damit, Lily!« Entschlossener Blick, angespannte Muskeln. Er drehte sich um und schaute zu Rose. »Hör auf und reiß dich zusammen!«
Hörbar stieß ich den Atem aus. Ich war frustriert und schämte mich. »Letztendlich weiß ich von dir gar nichts, nur dass du ein Dämon bist. Ein Tri-Jal.« Ja, das wusste ich, aber ich wusste auch, dass ich ihn begehrte. Ich hatte in seinem Kopf uns beide gesehen, nackt, und es war wild hergegangen. Aber ich hatte auch Blut gesehen. Und Schmerzen. Und das Versprechen auf Erlösung, das er noch nicht eingelöst hatte. »Du bittest da wirklich um viel Vertrauen.«
»Ja, das tue ich.«
»Viel Vertrauen habe ich nicht mehr übrig.«
»Lily...«
»Scheiße, Deacon! Lass mich rein! Lass es mich sehen. Lass mich wenigstens eine Gewissheit haben in dieser durch und durch bescheuerten Welt, in der ich lebe. Etwas, das ich fühlen, berühren und von dem ich sagen kann: Ja, ich weiß, dass das wirklich ist.«
Er bewegte sich so schnell, dass ich die Hand nicht sah, die mich packte. Er warf mich gegen die Wand und umklammerte mich. Meine Hand schloss sich um den Griff des Messers. Ich auf Tuchfühlung mit diesem hitzigen Mann - ich hörte das Blut durch meine Adern rauschen, spürte, wie mein Körper sich anspannte. Ich hörte, wie ich keuchte, und verabscheute mich dafür. Gleichzeitig hatte ich keinen größeren Wunsch, als dass er seinen Mund auf meinen presste und mich die ganze verrückte Welt um uns herum vergessen ließ.
»Du willst die Wahrheit?«, flüsterte er mir ins Ohr. Sein Atem jagte mir einen Schauder über den Rücken. »Dann hör zu! Ich komme mit. Ich halte mich zurück, verstecke mich, meinetwegen notfalls auch in einem Scheißschrank. Aber wenn ich den Eindruck bekomme, dass Clarence dir ans Leder will, dann komme ich raus und lege ihn um. Und das, Lily, ist die Wahrheit.«
Seine Hand legte sich auf meine, die immer noch den Griff umklammerte. »Du hast das Messer nicht gezückt, Lily. Ich würde sagen, ein gewisses Maß an Vertrauen steckt doch noch in dir.«
Ich
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