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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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holte tief Luft und versuchte, mich wieder unter Kontrolle zu bringen. »Du kannst mitkommen«, sagte ich schließlich. Diese Runde hatte ich verloren. »Aber Rose nehmen wir ebenfalls mit.«
    »Zu riskant. Sie ist deine Achillesferse, und niemand weiß das besser als Clarence.«
    Ich schaute zum Bett, zu meiner kleinen Schwester, die dalag, zusammengekrümmt, gebrochen, geschlagen. Ihre einstmals so rosige Haut war fahl geworden, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Ihr blondes Haar war stumpf und strähnig. Sie sah aus wie eine Straßengöre, nicht mehr wie eine Prinzessin. Und die hätte ich gern wiedergehabt. Sie hätte es verdient, und ich war entschlossen, dafür zu sorgen, dass aus ihr wieder eine wurde.
    »Sie kommt mit!«, beharrte ich. »Aber wir passen auf, dass er davon nichts mitkriegt. Ich lasse sie nicht allein zurück.«
    Er warf Rose einen kurzen Blick zu, ging dann zum Bett und hob sie sacht hoch.
    »Was hast du vor?«
    »Ich trage sie.«
    »Jetzt? Du willst jetzt los?«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er hatte natürlich recht. Die Zeit, sich in dunklen Zimmern zu verkriechen, war vorbei.
    Ich hörte ein leises Wimmern.
    »Rose?« Mein Hals war wie zugeschnürt. Kaum dass ich einen Laut herausbrachte.
    Deacon drehte sich zu mir um. Trotz dieser Scheißbrille konnte ich spüren, wie sein Blick fest auf mich gerichtet war, wie er mich beobachtete, meine Reaktion abwartete.
    Ich trat näher. Die Hoffnung, die sich in mir breitmachte, hinderte mich, etwas zu sagen.
    »Lily?« Ihre Stimme war schwach. »Lily, was ist passiert?« Ihre Lider flatterten unruhig, sie wirkte schlaff, aber aufnahmefähig. Ich merkte, dass die Enge in meiner Brust davon herrührte, dass ich den Atem angehalten hatte, und holte Luft.
    »Rose. Gott sei Dank!« Mit ihr war alles in Ordnung. Sie war Rose. Was immer er ihr angetan hatte, sie hatte sich erfolgreich dagegen gewehrt. Es war nichts hängen geblieben. Das war meine kleine Schwester, und sie würde wieder ganz gesund werden.
    Doch zwei Sekunden später belehrte sie mich eines Schlechteren.
    »Lily«, rief sie. Panik lag in ihrer Stimme. »Lily, was geschieht mit mir?«
    »Deacon!«, schrie ich, weil mir nichts Besseres einfiel. In seinen Armen fing Rose an zu zucken, ihre Pupillen drehten sich nach oben, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Ich schrie ihren Namen, brüllte Deacon an, er solle was unternehmen. Als Rose wieder sprach, verstummte ich vor Entsetzen schlagartig.
    »Süße Lily«, gurrte sie mit fremder Stimme. »Ich ficke deine Schwester. Wieder einmal.«

3
     
    Diese abscheulichen Worte ließen mich entsetzt zurückweichen. Und Deacon, den ich noch nie erschüttert gesehen hatte, streckte sofort die Arme aus, ließ Rose aufs Bett fallen und stellte sich zwischen uns.
    »Diesmal nagle ich sie von innen nach außen.« Den Tonfall kannte ich. Diesen Klang. Den behäbigen Sprechrhythmus.
    Ich wusste, wer das war, und der Drang, diese Bestie aus Rose herauszureißen, hätte mich beinahe zu etwas Unklugem verleitet.
    Lucas Johnson. Er war da, tief im Innern des Menschen, den ich am meisten von allen liebte.
    »Hau ab!«, brüllte ich ihn an. »Verschwinde aus meiner Schwester!«
    Ohne nachzudenken, sprang ich auf das Bett zu, aber schon hatte Deacon mich um die Taille gepackt und hielt mich fest, sodass ich nur hilflos um mich schlagen und nach ihm treten konnte. »Es ist immer noch Rose«, sagte er mit eisiger Ruhe. »Wenn du ihn verletzt, verletzt du auch deine Schwester.«
    Der Körper meiner Schwester wand sich, dann kam sie auf die Knie, warf den Kopf nach hinten und holte tief Luft. Ihre Brüste hoben sich unter dem seidenen Opferkleid, in das man sie gesteckt hatte. Die Brustwarzen zeichneten sich unter dem Stoff ab. Angewidert, aber hilflos sah ich zu, wie der Dämon Rose’ Hand zwang, über ihren Körper zu streichen, über die Brust und weiter abwärts, bis die Handfläche auf dem Unterleib lag. »Hübsch, hübsch«, sagte er. »So weich und angenehm. Bestimmt ist sie schon ganz feucht. Was meinst du, Lily? Ist deine Schwester aus Vorfreude auf mich feucht?«
    Ich würgte einen Schleimpfropfen hoch und spuckte ihn Johnson - beziehungsweise Rose - voll ins Gesicht.
    Er zog die Hand von ihrem Unterleib zurück und wischte die Spucke weg. »Aber, aber, Süße«, sagte er, »so behandelst du deine nächste Verwandte? Wir stehen uns jetzt nahe, du und ich. Sehr nahe.«
    »Raus aus ihr!«, wiederholte ich langsam.

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